Keine Sieg-Chance bei Vierschanzentournee Freund und Co. wollen von Österreich lernen

Bischofshofen · Als das Feuerwerk den Himmel über Bischofshofen zum Leuchten brachte, blickten die deutschen Skispringer ein wenig neidisch hinüber zu Stefan Kraft und Michael Hayböck.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Genau dort, wo Severin Freund und Richard Freitag seit Jahren hin wollen, auf das Siegerpodest der Vierschanzentournee, standen am Ende wieder einmal zwei Österreicher. Die Überlegenheit der Rivalen war offensichtlich - und machte dennoch auch ein wenig Mut.

"Ein paar Jahre zurück hatte Österreich auch Probleme, die Tournee zu gewinnen. Dann haben sie den Bann gebrochen und lassen sich jetzt nicht mehr vom Thron verdrängen", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

In der Tat: Von 2001 bis 2008 waren die Austria-Adler achtmal in Folge leer ausgegangen, ehe die bis heute andauernde Siegesserie begann. Ein Beispiel, das Freund und Co. nicht nur Mut macht, sondern auch als Vorbild dienen kann.

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Foto: afp, JKL/bb

Die sieben Tournee-Siege in Folge von sechs verschiedenen Österreichern zeigen nämlich auch, welch große Berge mit bloßem Selbstbewusstsein versetzt werden können. "In Österreich ist ein Selbstverständnis aufgebaut worden, mit dem in die Tournee gegangen wird. Auch Springer wie Andreas Kofler und Wolfang Loitzl haben so die Tournee gewonnen", sagte Schuster.

Vor einem Jahr galt das ganz besonders für den heute fast schon wieder vergessenen Thomas Diethart. Genau dieses Selbstverständnis erhofft sich Schuster für die kommenden Jahre auch für seine Mannschaft.

Kraft und Hayböck seien schon in Oberstdorf mit ihrem Doppelsieg "in einen Modus reingekommen, in dem keine Selbstzweifel mehr existieren", sagte Schuster. Beim deutschen Team war es genau andersherum: Mitfavorit Severin Freund verpatzte gleich den ersten Tournee-Sprung und begann zu grübeln. "Er wollte da den Grundstein legen. Wenn er seine Trainingsleistung umgesetzt hätte, hätte er auf eine Welle kommen können. So aber musste er in den Arbeitsmodus zurück", sagte Schuster. Und damit war der Gesamtsieg futsch.

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Pressestimmen zur Vierschanzentournee

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Foto: qvist /Shutterstock.com

Dass ein solcher "Wellen-Ritt" nicht planbar ist, weiß auch Schuster. Als wichtigste Voraussetzung hat der Österreicher daher die Lockerheit ausgemacht, wie sie Richard Freitag bei seinem Sieg in Innsbruck vorgelebt hat. "Severin muss sich mehr von der Atmosphäre tragen lassen, Richard ist da etwas weiter", sagte Schuster. Die Verkrampfung zu lösen, so wie es den Österreichern seit Jahren gelingt, ist einer der Hauptaufgaben für das kommendes Jahr.

Helfen kann dabei auch die Unbekümmertheit eines Andreas Wellinger, der bei der Tournee schmerzlich vermisst wurde. Bezeichnend: Als der derzeit verletzte Teenager am 2. Januar in Innsbruck das Team besuchte, neckte das "Sonnenkind" (O-Ton Schuster) seine Kollegen ein wenig ob ihrer schwachen Ergebnisse. Plötzlich war die Lockerheit wieder da, und prompt klappte es am Bergisel auch wieder auf der Schanze.

Umso mehr hofft Schuster, den 19 Jahre alten Wellinger bis zur WM Ende Februar wieder im Team zu haben. Nach seinem schweren Sturz in Kuusamo arbeitet der Schüler derzeit an seinem Comeback. "Bei ihm läuft alles nach Plan. Wir werden ihn behutsam aufbauen, aber nichts überstürzen. Die Tür für die WM bleibt bis zum letzten Moment offen", sagte Schuster.

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Foto: dpa, dka nic hpl

Vielleicht gelingt so ja tatsächlich bis zur WM die Kehrtwende, so wie sie im vergangenen Winter in den Wochen zwischen Tournee und Olympia gelungen war. In Sotschi nämlich waren es Freund und Co., die ihm Teamwettbewerb ganz oben auf dem Treppchen standen, neidische Blicke waren den Österreichern vorbehalten. Warum also nicht auch in Falun?

(sid)
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