Zitate "Wo waren Sie, als die Mauer fiel?" - Sport-Prominente erinnern sich
"Wo waren Sie, als die Mauer fiel?" - Sport-Prominente erinnern sich.
Wolfgang Niersbach (Präsident des Deutschen Fußball-Bundes): "In der Sportschule Hennef. Dort bereiteten wir das DFB-Team auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Wales vor. Das war ja ein Live-Krimi, und wir haben von morgens bis abends vor dem Fernseher gesessen. Die DDR war für uns so weit weg wie die Mongolei. Erst kurz vor der Wende hatte der Springer-Verlag die Anführungszeichen der DDR abgeschafft. Wenn ich heute im Hotel Adlon auf der Terrasse sitze, kommt mir die Erkenntnis, dass das mal 'Feindesland' war, und dann ist das für mich das größte Wunder, was ich real erlebt habe."
Jürgen Klopp (Trainer des Bundesligisten Borussia Dortmund): "Zu Hause vorm Fernseher und habe gleich mit einem Glas Sekt darauf angestoßen. Dann habe ich einen Anruf bekommen von meiner Cousine. Sie war in Berlin, und ich hatte wie immer keine Zeit. Mit Mainz haben wir aber ganz schnell die Brücken in den Osten geschlagen. Viele gute Freunde durfte ich damals kennenlernen. Thomas Linke in Erfurt zum Beispiel oder Bernd Schneider in Jena."
Berti Vogts (96-maliger Nationalspieler und Nationaltrainer von 1990 bis 1998): "In Naples, am Golf von Mexiko, im Urlaub. Wir kamen gerade vom Abendessen und wollten noch eine Flasche Wein aufmachen. Da lief ein Film im Fernsehen, und ich sagte zu meiner Frau: 'Guck mal, die Mauer ist offen, super ausgedacht, die Geschichte.'"
Alfons Hörmann (Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes): "Ich war damals beruflich unterwegs in einem Hotel in Süddeutschland und habe wie immer am Abend meine Post bearbeitet. Irgendwann saß ich staunend vor dem Bildschirm und konnte nicht glauben, dass ich gerade den Fall der Mauer erlebe. Dies war ein bewegender Moment voller Emotionen."
Michael Vesper (Generaldirektor des DOSB): "Ich habe es auf der Couch in Bielefeld erlebt mit meiner späteren Frau, die ich kurz vorher kennengelernt hatte. Wir waren natürlich überwältigt. Aber ich beiße mir heute noch in den Hintern, dass wir nicht sofort aus Bielefeld nach Berlin gefahren sind, um die Mauer zu besteigen und vielleicht ein Steinchen zu ergattern."
Henry Maske (Box-Olympiasieger für die DDR und nach der Wende Weltmeister bei den Profis): "Ich war mit meinem Trainer Manfred Wolke bei einer Talk-Runde in Potsdam. Kurz zuvor hatte ich den WM-Titel bei den Amateuren gewonnen, deshalb waren wir zu dieser Runde mit 300 Gästen eingeladen. Während der Veranstaltung gab es im Rücken hinter uns eine Reaktion der Küchenkräfte, die ständig tuschelten. Dann hatten wir plötzlich ein neues Thema."
Reiner Calmund (Manager bei Bayer Leverkusen und erster "Großeinkäufer" von DDR-Spielern): "Ich war zu Hause. Am Montag ging's dann los. 'Wir müssen uns um die Spieler kümmern", hab ich gesagt und den Karnath abkommandiert nach Wien zum berühmten Qaulifikationsspiel zwischen Österreich und der DDR. Der sollte die Adressen der Spieler bringen."
Jürgen Sparwasser (Schütze des "goldenen Tores" beim 1:0-Sieg der DDR 1974 bei der WM gegen die BRD): "Auf der Heimfahrt vom Training habe ich die Nachricht im Autoradio gehört. Eigentlich hätte ich rechts ranfahren müssen, aber das ließ der Verkehr nicht zu. Zu Hause habe ich mit meiner Frau ein Glas Sekt getrunken."
Joachim Streich (Rekord-Auswahlspieler der DDR): "Ich war gerade zur Hospitation beim PSV Eindhoven. Am Abend habe ich vom Mauerfall nichts mitbekommen. Am nächsten Vormittag kam Huub Stevens, der uns betreute und PSV-Jugendtrainer war, auf den Trainingsplatz und sagte, die Grenze sei offen. Ich habe ihm geantwortet, er spinne wohl."