Mailand/Düsseldorf Zeichen gegen Rassismus – Lob für Boateng

Mailand/Düsseldorf · Sein Temperament stand Kevin-Prince Boateng in der Vergangenheit häufiger im Weg. Jetzt setzte er es im richtigen Moment ein und erntet dafür viel Lob. Der 25-Jährige nahm in der 26. Spielminute des Fußball-Testspiels seines AC Mailand beim Viertligisten Pro Patria den Ball in die Hand und drosch ihn in Richtung einer Handvoll Zuschauer, die ihn und seine dunkelhäutigen Mitspieler mehrfach lautstark rassistisch beleidigt hatten.

"Wir sind alle Boateng! Wir sind schwarz wie er, schwarz im Gesicht, in der Seele, schwarz vor Wut wegen einer riesigen Beleidigung gegen die Vernunft und das zivile Verhalten", schrieb die italienische Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Der gebürtige Berliner verließ nach seiner Aktion gemeinsam mit dem gesamten Mailänder Team und einigen Pro-Patria-Akteuren den Platz. Die Partie wurde abgebrochen. Mittlerweile hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen, ein Täter soll bereits gestanden haben.

"Der AC Milan hat sich fantastisch verhalten. Italien muss wachsen und entschlossener gegen Rassismus vorgehen. Wir haben einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen", sagte Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli.

Mehrere dunkelhäutige Profis gratulierten Boateng über soziale Netzwerke zu seiner mutigen Aktion. Per Twitter lobte auch Jerome Boateng das Verhalten seines Bruders. "Ich bin stolz auf meinen Bruder. Gut gemacht", schrieb der deutsche Nationalspieler von Bayern München.

Kritik äußerte dagegen sein ehemaliger Mailänder Teamkollege Clarence Seedorf: "Wir machen diese kleine Gruppe, die mit ihrem Verhalten diese Schweinerei anrichtet, nur noch stärker."

(erer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort