SAT.1 will die besten Sendungen wiederholenProtest der Schmidt-Fans formiert sich
Hamburg (rpo). Nachdem sich SAT.1 entschlossen hat, zumindest mit Konserven von Harald Schmidt weiter zu machen, formiert sich der Proteststurm der Schmidt-Fans. Einem Theaterengagement des Berliner Ensembles erteilte Schmidt unterdessen eine deutliche Absage.Harald-Schmidt-Fans aus Aalen starteten eine Unterschriftenaktion gegen den Weggang ihres Idols im Internet: Unter "Schmidt-soll-bleiben.de" sollen nach eigenen Angaben eine Million Stimmen für die Fortführung der Show gesammelt werden. Außerdem gibt es "rettetschmidt.de" und eine Aktion unter der Überschrift "harrygoon".Schmidt geht nicht zum Berliner Theater-EnsembleDer Entertainer Harald Schmidt plant vorerst kein Engagement auf der Bühne des Berliner Ensembles. Einem entsprechenden Vorstoß von BE-Intendant Claus Peymann erteilte Schmidt in seiner Mittwochs-Sendung eine Absage. "Harald Schmidt kommt fest ans Berliner Ensemble. - Wohin sonst?" hatte Peymann zuvor - etwas augenzwinkernd - verkündet. Schmidt sagte in seiner Show, für den Auftritt in Berlin fehle ihm die Zeit. Vom Berliner Ensemble hieß es dazu am Donnerstag, der Vorgang sei eher humorvoll zu verstehen und dem persönlichen Verhältnis von Peymann und Schmidt entsprungen. Peymann hatte Schmidt auch ein leicht unscharfes, altes Probenfoto des Stücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" geschickt, auf dem Schmidt auf der Bühne des BE in der Rolle des "Clark, Mitglied des Karfiol-Trust" zu sehen sein soll. "Trügen mich meine Augen oder darf ich mich glücklich schätzen?", fragte Peymann dazu. Es falle ihm schwer, den "bedeutendsten Welt-Theaterleiter, den Welt-Hammer-Theaterleiter, den Mega-Wahnsinns-Theaterleiter" Peymann zu enttäuschen, erwiderte Schmidt. "Aber das bin ich nicht." Besonders amüsierte sich Schmidt vor laufenden Kameras darüber, dass der Intendant das Fax als "Ihr Freund, Förderer und Entdecker" unterzeichnete. "Freund, Förderer und Entdecker - dass ist er nur von mir. Und wissen Sie, wo er mich entdeckt hat: Auf seinem Rückweg vom Südpol. Den hat er nämlich auch entdeckt", sagte Schmidt. Nicht aufklären ließ sich am Donnerstag, warum Peymann darauf verwies, Schmidt schon 1974 in Stuttgart engagiert zu haben. "Nach meiner Erinnerung war ich da 17 und ging zur Schule", so Schmidt. Vor gut zwei Jahren stand der Kabarettist tatsächlich zwei Mal auf der Bühne des BE: Im Stück "Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit essen" von Benjamin von Stuckrad-Barre. In Bochum spielt Schmidt, der eine Schauspielausbildung hat, bereits in der zweiten Saison den Lucky in Samuel Becketts Theaterklassiker "Warten auf Godot". SAT.1 sendet Konserven Beim Privatsender SAT.1 ist man unterdessen mehr als überrascht über die Reaktionen, die Harald Schmidts Rückzug hervorgerufen hat. Daher hat man sich jetzt entschlossen, zumindest mit Schmidt-Konserven weiter zu machen. "Die gigantische Reaktion auf Harald Schmidts Rückzug hat uns dazu bewogen, seine legendären Sendungen noch einmal auszustrahlen", sagte der neue SAT.1-Geschäftsführer Roger Schawinski am Mittwoch der dpa. Bis das Nachfolgeformat gefunden sei, werde jeden Abend an gewohnter Stelle ab 19. Januar "Harald Schmidt Show - Die legendären Sendungen" zu sehen sein. Mit der Entscheidung über die Moderation einer neuen Late Night Show rechnet Schawinski, der am Donnerstag vergangener Woche den Posten von Martin Hoffmann übernahm, nicht mehr in diesem Jahr. Mit der Wiederholung entspricht SAT.1 dem Wunsch unzähliger Zuschauer, die sich bei dem Berliner Sender meldeten, seit am Montag bekannt gegeben worden sei, dass Harald Schmidt sich für eine kreative Pause entschieden habe. Der Entertainer selbst hat sich bisher nicht geäußert, aber daraus Pointen für seine Sendungen. SAT.1 verfügt über alle Rechte an den Shows, auch noch aus der Zeit, als die Sendung beim Kölner Unternehmen Brainpool hergestellt wurde. Schawinski ist nach wie vor positiv gestimmt, dass Schmidt sich umstimmen lässt und vielleicht nach Beendigung seiner "Kreativpause" wieder für SAT.1 arbeitet. "Ich werde mich so bald wie möglich mit Harald Schmidt treffen, um über die Zukunft zu reden", sagte Schawinski ohne Angabe eines Termins. Rennen um den SendeplatzLaut Schawinski hat inzwischen das Rennen um den frei gewordenen Sendeplatz begonnen. "Das außerordentliche Interesse verschiedenster Produktionsfirmen und Moderatoren hat gezeigt, wie wichtig der Sendeplatz ist", sagte er. Auf die Frage, ob auch Schmidts Firma Bonito TV, bei der 90 Mitarbeiter beschäftigt sind, dabei sei, sagte er, auch Bonito TV habe eine Chance. Währenddessen hat ein Rennen um Harald Schmidt eingesetzt. Zwei ARD-Intendanten bekundeten an dem 46-jährigen Entertainer ihr Interesse. "Sie haben den MDR so oft als ihren Lieblingssender bezeichnet", sagte Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks. "Diese Freundschaft soll keine Einbahnstraße sein. Deshalb unser Angebot: Kommen Sie zu uns nach Leipzig." Fritz Pleitgen, Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), zeigte sich "höchst interessiert, das will ich überhaupt nicht verheimlichen", wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagte. "Mit seinem intellektuellen Anspruch ist er doch für das öffentlich-rechtliche Fernsehen wie geschaffen." Schmidts Produktionsfirma Bonito TV macht weiterAuch nach dem Aus für die "Harald Schmidt Show" wird seine Produktionsfirma Bonito TV weiter Schmidts Werbespots und andere Sendungen produzieren. Das sagte seine Managerin Sigrid Korbmacher am Mittwoch in Köln auf Anfrage. Ob alle 90 Arbeitsplätze gesichert seien, wollte sie nicht kommentieren."Bonito bleibt in jedem Fall weiter bestehen und wird in Zukunft verschiedene Produktionen fahren", sagte Korbmacher und bestätigte damit einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers". Ob alle rund 90 Mitarbeiter bei Bonito TV gehalten werden können, wollte Korbmacher nicht kommentieren. Unter anderem produziert Bonito TV die SAT.1-Sendung "Was guckst Du?" mit Kaya Yanar.Am Dienstagabend machte sich der öffentliche Wirbel um Harald Schmidt erstmals in der Einschaltquote bemerkbar: Mit 1,79 Millionen sahen mehr Zuschauer als sonst die "Harald Schmidt Show".