Die Internationalen Filmfestspiele Berlin zählen weltweit zu den bedeutendsten Ereignissen der Filmbranche. Während der Berlinale werden rund 400 Lang- und Kurzfilme gezeigt, darunter überwiegend Europa- und Weltpremieren.
Was ist die Berlinale?
Die Berlinale ist ein jährlich in Berlin stattfindendes Filmfestival, das neben den Veranstaltungen in Venedig und Cannes zu den wichtigsten Filmfestivals zählt. Jedes Jahr zieht es zehntausende Besucher an die Spree und auch für die Filmbranche sind die elf Tage im Februar eines der wichtigsten Ereignisse im Kalender.
Das Festival lockt die großen Stars des internationalen Kinos nach Berlin und entdeckt neue Talente. Es begleitet Filmschaffende aller Gewerke auf ihrem Weg ins Rampenlicht, fördert Karrieren, Projekte, Träume, Visionen. Durch ihre zahlreichen Branchen-Initiativen ist die Berlinale sowohl international als auch für Unternehmen aus Deutschland und Berlin ein bedeutender Motor für Innovation und wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Woher kommt der Name Berlinale?
Während der jedes Jahr in Berlin stattfindenden Filmfestspiele werden die berühmten Goldenen und Silbernen Bären verliehen. Die Kurzform des Festivals „Berlinale“ entstammt dem Namen des Veranstaltungsorts, Berlin, und wurde in Anlehnung an das Wort Biennale gebildet. Dieser italienische Begriff bezeichnet eigentlich Ausstellungen, Festivals oder Schauen, die alle zwei Jahre stattfinden. Zu den bekanntesten Biennalen zählt die Biennale die Venezia. Die internationale Kunstausstellung findet seit 1895 zweijährlich statt und ist die älteste Biennale.
Wo findet die Berlinale statt?
Die Internationalen Filmfestspiele Berlin logieren an verschiedenen Spielstätten im Herzen der Hauptstadt. Seit einigen Jahren ist das Musicaltheater am Potsdamer Platz das Zuhause des Wettbewerbs, während dieser Zeit heißt das Theater auch „Berlinale Palast“. Weitere Schauplätze der Berlinale 2020 waren das CinemaxX am Potsdamer Platz, das Colosseum im Stadtteil Prenzlauer Berg, das CUBIX-Kino am Alexanderplatz, der Delphi Filmpalast in Charlottenburg, das Filmtheater am Friedrichshain und die Urania Berlin in Schöneberg. Vorstellungen der Sektion „Generation“ gibt es unter anderem im Haus der Kulturen der Welt, Aufführungsort der „Berlinale Special“ ist der Friedrichstadt-Palast. Im Zoo Palast dreht sich alles um Serien bei „Berlinale Series“.
Seit wann gibt es die Berlinale?
Die Internationalen Filmfestspiele Berlin blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Sie wurden zu Beginn des Kalten Krieges im Jahre 1951 als „Schaufenster der freien Welt“ für das Berliner Publikum ins Leben gerufen. Die Eröffnung der ersten Ausgabe fand am 6. Juni 1951 im Titania-Palast, einem traditionsreichen Kino im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf, statt. Gezeigt wurde Alfred Hitchcocks Psychothriller „Rebecca“ mit Joan Fontaine und Laurence Olivier in den Hauptrollen. Zu Beginn fand das Filmfestival im Sommer statt, seit 1978 jeweils im Februar. Das 70. Jubiläum wurde anlässlich der Berlinale 2020 gefeiert.
Wie ist die Berlinale entstanden?
Das berühmte Berliner Filmfestival geht auf den Filmoffizier Oscar Martay zurück. Dieser war ab 1948 für die amerikanische Militärregierung in West-Berlin tätig und beaufsichtigte und förderte in seiner Funktion die Berliner Filmindustrie. In den ersten Jahren stellte er mit mehreren Darlehen auch die Finanzierung der Filmfestspiele sicher.
Geprägt durch die Nachkriegszeit und die besondere Situation in der geteilten Stadt entwickelte sich das Festival in Berlin zu einem Ort der interkulturellen Begegnung und zu einer Plattform kritischer filmischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Bis heute gilt sie als das politischstes aller großen Filmfestivals.
Wie funktioniert die Berlinale?
In verschiedenen Sektionen und Sonderreihen werden jedes Jahr rund 400 Filme aller Genres, Längen und Formate gezeigt. Das Spektrum reicht von Spielfilmen über dokumentarische Formen bis zu künstlerischen Experimenten. Es lädt das Publikum dazu ein, unterschiedlichste Milieus, Lebensformen und Haltungen kennenzulernen, die eigenen Urteile und Vorurteile zu hinterfragen und Sehen und Wahrnehmen im Spannungsfeld von klassischen Erzählformen und außergewöhnlichen Ästhetiken neu zu erleben. Das Programm lebt außerdem vom intensiven Dialog mit den Zuschauern. Zahlreiche Wortveranstaltungen, Publikumsgespräche und Fachpanels ermöglichen die aktive Teilhabe am Festivalgeschehen.
Bisher fand die Berlinale als großes Event im Februar statt. Aufgrund der aktuellen COVID-19-Situation haben die Internationalen Filmfestspiele Berlin ein neues Format für 2021 entwickelt. Den Auftakt machten vom 1. bis 5. März 2021 mit dem Industry Event die Branchenplattformen European Film Market, Berlinale Co-Production Market, Berlinale Talents und der World Cinema Fund mit einem Onlineangebot. Die beiden letzteren öffnen ihr digitales Programm neben dem Fach- auch dem öffentlichen Publikum. Vom 9. bis 20. Juni wird es ein Summer Special mit zahlreichen Filmvorführungen für das Berliner Publikum geben – in den Kinos wie auch Open Air.
Das Herzstück der Internationalen Filmfestspiele Berlin ist der sogenannte Wettbewerb, bei dem die Berlinale-Jury mit dem Goldenen und Silbernen Bären die wichtigsten Preise des Festivals vergibt. Mit rund 20 Titeln bietet das Programm einen detaillierten Einblick in die Gegenwart und Zukunft des Kinos. Gezeigt werden die besten Filme eines Kinojahrgangs, die innerhalb der vorherigen zwölf Monate produziert und noch nicht außerhalb ihrer Herkunftsländer aufgeführt wurden. Ob glamourös oder innovativ, jeder Film im Wettbewerb wird mit einem feierlichen Roten Teppich vor dem Berlinale Palast zelebriert, bei dem die Künstler im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Die Premieren begeistern Fans und rücken auch aufstrebende Stars in den Fokus der Medien und der Filmwelt. Bei den Berlinale Shorts dreht sich alles um Kurzfilme, auch hier werden von einer Jury Goldene und Silberne Bären verliehen.
Im Panorama trifft das Publikum auf junge, spannende Talente aus aller Welt und entdeckt die neuesten Werke bekannter Filmschaffender. Gezeigt werden Filme, die aufwühlen und aufrütteln, die Auswahl ist gleichzeitig Angebot und Aufforderung, Kino anders zu betrachten. Die Besucher der Sektion vergeben seit 1999 jedes Jahr den Panorama Publikums-Preis für den beliebtesten Spiel- und Dokumentarfilm. Mit dem TEDDY AWARD zeichnet sich das Panorama zudem sektionsübergreifend für den queeren Filmpreis verantwortlich. Die weltweit wichtigste und älteste Auszeichnung ihrer Art feierte 2016 ihr 30-jähriges Bestehen.
Die Programme von Forum und Forum Expanded zielen darauf ab, das Verständnis von Kino zu erweitern. Einbezogen wird alles, was dazu beiträgt: zeitgenössischer und historischer, analoger und digitaler Film, Installationskunst, Performance und Musik. Während sich das rund 40 Filme umfassende Hauptprogramm des Forums auf zeitgenössische Kinoproduktionen konzentriert, bietet Forum Expanded mit rund 30 Kurz- und Langfilmen, einer Gruppenausstellung sowie Bühnen- und Diskussionsveranstaltungen eine offene Plattform für filmische Formate aus einem erweiterten Umfeld.
Die Sektion Generation präsentiert Kino für junges Publikum. Im Fokus der Auswahl stehen Filme, die in ihren Erzählungen und ihrer Filmsprache Kinder und Jugendliche ernst nehmen. Dabei geht es um Geschichten, die aus der Sicht ihrer jungen Protagonisten erzählt werden und deren Welt erfahrbar machen. In der Perspektive Deutsches Kino zeigen Regie-Talente ihre ersten Werke und bringen mit einer eigenen Handschrift Bewegung ins Kino. Berlinale Series bietet einen exklusiven ersten Blick auf die spannendsten neuen Serienproduktionen weltweit. Im Programm von Retrospektive, Classics und Hommage lässt sich Filmgeschichte entdecken und in bester Vorführqualität neu sehen. Seit 2004 werden im Rahmen des Berlinale Special sowohl aktuelle Arbeiten großer Filmemacher als auch Wiederaufführungen von klassischen Werken zu Festivalschwerpunkten oder aktuell-brisanten Themen gezeigt.
Welche Preise werden bei der Berlinale verliehen?
Seit der ersten Berlinale im Jahr 1952 wird der Goldene Bär verliehen und damit der beste Langfilm im Wettbewerb prämiert. Offiziell zeichnet die Berlinale-Jury den Filmproduzenten und nicht den Regisseur aus. Während in Venedig der Goldene Löwe und in Cannes die Goldene Palme verliehen werden, ist auch das Berliner Motiv ein regionales Zeichen, der Bär entstammt dem Stadtwappen der Hauptstadt.
Neben dem Goldenen Bären für den besten Film werden im Rahmen des Wettbewerbs auch verschiedene Silberne Bären vergeben. So zeichnet der mit einem Silbernen Bären prämierte Große Preis der Jury alljährlich den zweitbesten Langfilm aus. Dieser Preis wurde 1957 erstmals als „Sonderpreis“ vergeben und firmiert heute unter der Bezeichnung „Großer Preis der Jury“. Die drittwichtigste Auszeichnung ist der „Preis der Jury“, der 2021 den bisherigen Alfred-Bauer-Preis ersetzt und ebenfalls als Silberner Bär ausgelobt wird.
Weitere Silberne Bären werden für die Kategorien „Beste Regie“, „Beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle“, „Beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle“, das „beste Drehbuch“ und für „herausragende künstlerische Leistung aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set-Design“ vergeben.
Seit der Gründung des Berliner Filmfestivals wurden Kurzfilme gleichberechtigt im Wettbewerb gezeigt und ab 1955 ebenfalls mit Goldenen und Silbernen Bären prämiert. 2007 entstand schließlich eine eigenständige Kurzfilmsektion, die ein Jahr später den Namen Berlinale Shorts erhielt. Alljährlich werden maximal 30 Welturaufführungen und internationale Premieren einem breiten Publikum vorgestellt. Ausgewählte Klassiker der kurzen Form ergänzen das Programm und stellen Bezüge zwischen Historie und Gegenwart her. Eine internationale, jährlich wechselnde Kurzfilmjury vergibt während der offiziellen Preisverleihung den Goldenen und den Silbernen Bären für die besten Kurzfilme.
Neben den traditionellen Sektionen, in denen die Goldenen und Silbernen Bären verliehen werden, gibt es seit der Berlinale 2020 eine weitere kompetitive Sektion. „Encounters“ ist eine Plattform zur Förderung ungewöhnlicher Werke unabhängiger Filmemachern. Ziel ist es, neue Stimmen des Kinos zu unterstützen und verschiedenen Formen mehr Raum im offiziellen Programm zu geben. Bei den maximal 15 Filmen handelt es sich um Welt- oder internationale Premieren von Spiel- oder Dokumentarfilmen ab einer Laufzeit von 60 Minuten. Es winken Preise für den besten Film, die beste Regie sowie ein Spezialpreis.
Seit 2017 wird ein Dokumentarfilmpreis vergeben, den besten Debütfilm küren Jurymitglieder aus den Sektionen Wettbewerb, Panorama, Forum und Generation. Eine Kinderjury prämiert mit dem Gläsernen Bär den besten Spielfilm und den besten Kurzfilm in der Sektion „Generation“. Der goldene Ehrenbär ist die Auszeichnung für ein Lebenswerk und wird an den Gast der Sektion „Hommage“ verliehen. Die Berlinale Kamera geht seit 1986 an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich um die Berlinale verdient gemacht haben.
In welchen Kategorien werden bei der Berlinale Filme ausgezeichnet?
Die Berlinale-Jury vergibt im Rahmen des Wettbewerbs folgende Preise im Bereich der Langfilme:
- Goldener Bär für den Besten Film
- Silberner Bär Großer Preis der Jury
- Silberner Bär Preis der Jury
- Silberner Bär für die Beste Regie
- Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle
- Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle
- Silberner Bär für das Beste Drehbuch
- Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set-Design
Die Kurzfilmjury vergibt folgende Preise an jeweils einen der für den Wettbewerb nominierten Filme:
- Goldener Bär für den Besten Kurzfilm
- Silberner Bär Preis der Jury (Kurzfilm)
Weiterhin werden sektionsübergreifende Preise und Preise unabhängiger Jurys vergeben. Dazu zählen unter anderem:
- GWFF Preis Bester Erstlingsfilm
- Berlinale Dokumentarfilmpreis, gestiftet vom rbb und dotiert mit 40.000 Euro
- TEDDY AWARDS
- Gilde Filmpreis
- Preis der Ökumenischen Jury der Kirchen
- Preis der FIPRESCI Jury
- Amnesty International Filmpreis
- Friedensfilmpreis
- Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost
Was sind die bekanntesten Filme, die bei der Berlinale ausgezeichnet wurden?
Die Jurymitglieder haben seit 1951 bereits eine Vielzahl an Filmproduktionen ausgezeichnet. Zu den berühmtesten zählt „Gegen die Wand“ von Regisseur Fatih Akin, die 2004 den Goldenen Bär erhielt. Ein Jahr zuvor wurde „Good Bye, Lenin“ von Wolfgang Becker mit dem bis 2005 vergebenen Filmpreis „Der blaue Engel“ als bester europäischer Film des Wettbewerbsprogramms prämiert. Als Klassiker gilt „The Grand Budapest Hotel“ aus 2014 von Wes Anderson, der mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde und gleich mehrere Oscars erhielt.
Die iranische Dokufiktion „Taxi Teheran“ aus dem Jahr 2015 gewann bei der 65. Berlinale den Goldenen Bären. Das Werk über eine Taxifahrt durch die Straßen Teherans wurde von Regisseur Jafar Panahi im Iran heimlich produziert und zur Präsentation auf internationalen Festivals außer Landes geschmuggelt. Ebenfalls aus dem Iran stammt das Werk „A Separation“ von Asghar Farhadi, das zudem einen Oscar in der Kategorie „Beste Fremdsprachiger Film“ erhielt.
Welche Schauspielerinnen und Schauspieler waren schon zu Gast bei der Berlinale?
Die großen Filmvorführungen und Premieren bringen Glanz und Glamour in die Hauptstadt. Sie geben dem Berliner Publikum die Möglichkeit, populäre internationale Filme und ihre Stars aus nächster Nähe am Roten Teppich zu erleben.
Ob Russel Crowe, Meryl Streep, Tilda Swinton oder Halle Berry – die Stars des Filmgeschäfts kommen immer gerne nach Berlin. Auch Salma Hayek, Penelope Cruz, Diane Kruger, Sibel Kekili und Christoph Waltz waren bereits auf dem roten Teppich zu sehen. 2010 brachte Leonardo DiCaprio Glamour an die Spree, 2012 war Berlin im „Brangelina-Fieber“ und begrüßte Angelina Jolie und Brad Pitt. Der damals Sexiest Man Alive Bradley Cooper stellte 2014 die Produktion „American Hustle“ vor, 2016 richteten sich alle Augen auf das Glamourpaar George und Amal Clooney und Frauenschwarm Robert Pattinson brachte 2017 die Berlinerinnen in Wallung.
Alljährlich erhalten zudem berühmte Filmkünstler den Goldenen Ehrenbär für ihr Lebenswerk und sorgen für Glanz auf dem roten Teppich in Berlin. Zu den Gewinnern zählten bereits Helen Mirren, Willem Dafoe, Wim Wenders, Michael Ballhaus und Armin Mueller-Stahl. Bereits vor Jahrzehnten wurden Legenden wie Dustin Hoffman, Sophia Loren, Alain Delon, Jack Lemmon und Catherine Deneuve ausgezeichnet.
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