US-Präsident: "How are you?"Bush geht auf Schröder zu
St. Petersburg (rpo). Ein lang ersehnter und genau protokollierter Händedruck: Nach dem tiefen Zerwürfnis wegen des Irak-Krieges ist US-Präsident George W. Bush am Samstag in St. Petersburg auf Bundeskanzler Gerhard Schröder zugegangen. Auf dem Abschluss-Diner der 300-Jahr-Feier in der russischen Stadt St. Petersburg ging Bush am Samstagabend auf den Kanzler zu und sprach einige Worte mit ihm. Das persönliche Verhältnis zwischen Bush und Schröder gilt wegen des Irak-Streiks immer noch als schwer belastet. Das Jubiläum in St. Petersburg stand ganz im Zeichen der Versöhnung zwischen Kriegsbefürwortern und -gegnern. Präsident Bush hatte bereits bei seinem Besuch in Polen bekräftigt, bei dem am Sonntag beginnenden Treffen der führenden Industriestaaten G 8 in Evian auf die Gegner des Irak-Krieges zugehen zu wollen. Ein längeres Einzelgespräch zwischen Bush und Schröder war aber auch in Evian nicht geplant. Bush will bereits am Montag von Evian aus weiter in den Nahen Osten fliegen. Die erste Begegnung zwischen Bush und Schröder nach langer Pause habe "so entspannt wie möglich" gewirkt, hieß es in der Delegation in St. Petersburg. Zuvor hatte Schröder gemeinsam mit dem aus St. Petersburg stammenden russischen Präsidenten Wladimir Putin das rekonstruierte Bernsteinzimmer eröffnet. Der französische Präsident Jacques Chirac sah trotz des Zerwürfnisses um den Irak das Verhältnis zu den USA als weiterhin stabil an. "Die bilateralen Beziehungen bleiben gut", sagte er. Er sei "sehr glücklich", Präsident Bush beim anschließenden G-8-Gipfel im französischen Evian am Sonntag zu treffen. Bush hatte noch in Polen im ehemaligen Königsschloss auf dem Wawelhügel in Krakau (Krakow) Amerikaner und Europäer aufgerufen, die Streitigkeiten hinter sich zu lassen und sich auf gemeinsame Werte zu besinnen. "Dies ist der Zeitpunkt für uns alle, Einigkeit zu zeigen, um die Freiheit zu verteidigen und uns den gemeinsamen Verpflichtungen der freien Nationen zu stellen. Dies ist nicht der Zeitpunkt, um in dieser großartigen Allianz Meinungsverschiedenheiten heraufzubeschwören." Europa müsse mehr in ein modernes Militär investieren. Bush kündigte gleichzeitig eine Initiative zum Aufspüren gefährlicher Waffen in aller Welt an. Zuvor hatte er Auschwitz besucht. Die Europäische Union bekräftigte auf dem EU-Russland-Gipfel am Rande der Feierlichkeiten in St. Petersburg, sie werde bei der bevorstehenden Osterweiterung gemeinsam mit dem künftigen Nachbarn Russland ein "Europa ohne Trennlinien" aufbauen. Mit Blick auf den Irak sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder, jetzt gehe es nicht darum, ein "Stück Zeitgeschichte aufzuarbeiten, sondern nach vorn zu blicken". Die Bedeutung des Treffens in Petersburg gehe über das 300- jährige Jubiläum hinaus. Es mache deutlich, wie ernst und wichtig Russland unter Präsident Wladimir Putin genommen werde. Beim ersten Gipfeltreffen der insgesamt 25 derzeitigen und künftigen EU-Staaten mit Russland, das im prachtvoll renovierten Konstantin-Palast stattfand, bekräftigten beide Seiten ihre strategische Partnerschaft. Die EU forderte den Kreml auf, die internationale Gemeinschaft in die Lösung des Tschetschenien- Konfliktes einzubeziehen.