KommentarDas Ende einer Ära
Eine Kapitalerhöhung ist nichts Außergewöhnliches. Bei ThyssenKrupp markiert sie eine Zeitenwende. Mit der Platzierung neuer Aktien, von denen die Krupp-Stiftung mangels Mittel keine erwerben konnte, verliert die Stiftung Sperrminorität und legendäre Stellung. Unter Berthold Beitz war sie über Jahrzehnte Strippenzieher an der Ruhr und ein mächtiger Schutz gegen feindliche Übernahmen. Damit ist es nun vorbei. Nun müssen Aktionäre und Mitarbeiter fürchten, dass ihr Konzern zum Spielball von Finanzinvestoren wird. Doch jedem Neuanfang wohnt — frei nach Hermann Hesse — auch ein Zauber inne. Schließlich hatte die Stiftung es weder verhindert, dass ihr Konzern im Kartell-Sumpf versank, noch dass er sich mit milliardenschweren Fehlinvestitionen in Brasilien verhob. Mit dem großen Berthold Beitz war der letzte Patriarch gestorben, mit der Entmachtung der Stiftung geht die Zeit der Ruhrbarone auch organisatorisch endgültig zu Ende. ThyssenKrupp wird ein normaler Konzern, der in einer tiefen Krise steckt und sich mit guter Arbeit wertvoller machen muss, um nicht geschluckt zu werden.