Kampfmittelräumdienst: zivile Kampfmittelbeseitigung in Deutschland
Blindgänger: Munition wie Granaten oder Bomben, die nach ihrer Verwendung nicht oder nicht vollständig explodiert sind
Bombe: mit explosivem Material gefüllter Sprengkörper, der Zerstörung anrichten und Menschen töten soll
Bombenentschärfungen sind vor allem wegen Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg immer wieder notwendig.Schwierig wird eine Entschärfung, wenn der Aufbau einer Sprengeinheit nicht bekannt ist.
Was ist eine Bombenentschärfung?
Bei einer Bombenentschärfung geht es darum, scharfe oder vermeintlich scharfe explosive Geschosse so zu bearbeiten, dass sie nicht mehr explodieren können. Dafür ist in Deutschland der Kampfmittelbeseitigungsdienst zuständig. Vor allem so genannte Blindgänger, also nicht explodierte Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, stehen immer wieder im Zentrum seiner Arbeit. Alleine 2020 musste der Kampfmittelbeseitigungsdienst etwa 150 Tonnen gefährliche Sprengkörper und andere Geschossüberreste entschärfen.
Wie wird eine Bombe entschärft?
Zunächst einmal muss ein Blindgänger überhaupt gefunden und als solcher identifiziert werden. Oft wird vor dem Bau neuer Immobilien das betreffende Grundstück gezielt nach Blindgängern abgesucht. Dabei bedient man sich nicht selten Luftbildern der Alliierten, die diese vom Abwurf ihrer Bombenlast gemacht haben. Anschließend werden die Geschosse mit Metalldetektoren aufgespürt. Dann beginnt der gefährlichste Teil für die Experten. Die Bombe wird mittels Baggern und Schaufeln freigelegt. Anschließend muss der Zünder gefunden und von der Bombe getrennt werden.
Es gibt Zündvorrichtungen, die über Kontakte ausgelöst werden, aber auch beispielsweise Zeit- oder Säurezünder. Nach der langen Zeit im Boden können chemische Prozesse zu neuartigen Verbindungen und Gefahrenmomenten führen. Der Kampfmittelbeseitigungsexperte trennt nun die Hülle zwischen dem Schlagbolzen und der Sprengladung mit einem Schneidegerät unter hohem Wasserdruck. Ist der Zünder frei, liegt er neben der Bombe und muss nun sehr vorsichtig abtransportiert werden. Danach bringt man den Sprengstoff der Bombe in ein spezielles Lager, in dem er vernichtet wird.
Wie oft ist eine Bombenentschärfung bereits schief gegangen?
Es kommt immer mal wieder dazu, dass Blindgänger unvermittelt detonieren. Man geht davon aus, dass dies in Deutschland etwa einmal pro Jahr passiert. Auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst kann nicht jede Bombe punktgenau entschärfen. Drei schlimme Fälle von fehlgeschlagenen Bombenentschärfungen haben in den letzten 30 Jahren für Aufsehen gesorgt:
Am 9. August 1990 starben zwei Experten bei der Entschärfung einer 1000 Pfund schweren amerikanischen SAP-Bombe. Drei weitere Personen wurden verletzt. Die Bombe verfügte über einen Langzeitzünder.
Am 17. Juli 2003 waren ebenfalls zwei Bombenentschärfer ums Leben gekommen, als sie in Salzburg eine amerikanische Bombe aus dem Verkehr ziehen wollten. Ein weiterer Mensch wurde schwer verletzt.
Am 1. Juni 2010 kamen beispielsweise drei Sprengmeister bei der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Göttingen ums Leben. Das Geschoss war plötzlich detoniert. Zwei weitere Personen wurden schwer, vier leicht verletzt.
Die Evakuierungsmaßnahmen sind manchmal ebenfalls nicht ausreichend. So gehen immer mal wieder Fensterscheiben zu Bruch, manchmal kommt es auch zu körperlichen Verletzungen.
Was tun bei einer Bombenentschärfung?
Als Betroffener sollte man sich strikt an die Anweisungen der Behörden halten und nicht versuchen, als Schaulustiger den "Platz in der ersten Reihe" zu ergattern. In der Regel wird die betroffene Bevölkerung über die Art der Maßnahmen informiert und erfährt, ob und in welchem Radius ein betroffenes Gebiet evakuiert werden muss.
Sollte bei der Entschärfung Eigentum beschädigt werden, sollte man umgehend mit seiner Versicherung Kontakt aufnehmen. Der "Verband Wohneigentum" rät dazu: " Entstehen Schäden, beispielsweise weil die Bombe wegen eines verrosteten Zünders vor Ort gesprengt werden muss, können diese teilweise von den Versicherungen der Betroffenen übernommen werden. Allerdings weist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf die sogenannte Kriegsausschlussklausel hin, die besagt, dass Versicherer für Schäden nicht versichert sind, die auf Kriegsereignissen basieren.
Jedoch sind Versicherungsgesellschaften frei in ihrer Vertragsgestaltung und müssen diese Kriegsausschlussklausel nicht zwingend übernehmen. Haus- und Grundstückseigentümer sollten deshalb überprüfen, ob ihre Gebäude- und Hausratsversicherung eine derartige Klausel enthält. In jedem Fall sollten bei einer möglichen Bombensprengung etwaige Schäden umgehend gemeldet werden. In diesem Zusammenhang weist der Verband Wohneigentum NRW e.V. darauf hin, dass im Mitgliedsbeitrag des Verbandes eine Gebäudehaftpflichtversicherung enthalten ist, nicht aber eine Gebäudeversicherung. Daher müssen Fragen bezüglich einer vorhandenen Kriegsausschlussklausel direkt an den Versicherer gestellt werden."
Ordnungsdezernent bedankt sich bei BürgernBlindgänger in Oberhausen nahe Sterkrader Innenstadt ist entschärft
Update · 900 Menschen müssen am Dienstag ihren Wohnsitz verlassen, 4.300 dürfen nicht rausgehen. In Oberhausen wurde eine Fünf-Zentner-Bombe entdeckt. Am frühen Abend meldete die Stadt die erfolgreiche Entschärfung.
Bombenentschärfung in DuisburgErneut Evakuierungsprobleme in Duissern
Bei Bauarbeiten wurde am Mittwoch erneut ein Blindgänger an der Zieglerstraße/Felsenstraße gefunden – ganz in der Nähe der Fliegerbombe, die im Oktober entschärft wurde. Nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Entschärfungen in Duissern.
Bombenentschäfung bei HaldernDie Spuren des Krieges sind noch immer zu finden
Trotz tausender Probebohrungen an der Bahnstrecke können immer noch Blindgänger entdeckt werden. So wie jetzt wieder bei Sonsfeld. Der Einsatz am Freitagabend ging reibungslos vonstatten.
Neuer Einsatzwagen für SonderlagenOrdnungsamt hat nun eine mobile Leitstelle
Bombenentschärfungen, Hochwasser, Großveranstaltungen – für Sonderlagen hat das Düsseldorfer Ordnungsamt nun einen neuen Einsatzwagen. Der funktioniert wie eine eigene Leitstelle.
Fund in DüsseldorfEntwarnung – Weltkriegsbombe in Düsseltal entschärft
Update · Eine bei Bauarbeiten an der Lacombletstraße gefundene britische Fünf-Zentner-Fliegerbombe ist am Donnerstagabend entschärft worden. In einem Radius von 300 Metern um die Fundstelle mussten Anwohner ihre Häuser verlassen.
Rund 2500 Menschen betroffenErneut Weltkriegsbombe in Kölner Innenstadt entschärft
In der Kölner Innenstadt ist in der Nacht zum Donnerstag erneut eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Rund 2500 Anwohnerinnen und Anwohner waren von der Evakuierung betroffen. Schon vergangene Woche gab es in der Domstadt eine Bombenentschärfung.
Ärger um Bombenentschärfung in DuisburgDiese Probleme behinderten die Evakuierung
Update · Mehr als 300 Einsatzkräfte waren in der Nacht zu Freitag bei der Bombenentschärfung in Duisburg stundenlang im Einsatz. Dabei war die Entschärfung schon ab 22 Uhr geplant, doch es dauerte länger. Die Stadt leitete nun mehrere Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.
Hohe UmsatzeinbußeSo teuer sind Bomben-Evakuierungen für den Klever Einzelhandel
Die Bombenentschärfung am Freitag verursachte in Kleve großen Absatzverlust in den Geschäften am EOC. Kritik gibt es an der Kommunikation der Stadtverwaltung. An dem Fundort wird derweil nach Plan weitergearbeitet.
Digitale Verwaltung in KleveWas Bürger online schon beantragen können – und was nicht
Klever können mittlerweile 44 Dienstleistungen der Stadtverwaltung digital abrufen, mitunter können sogar Gebühren im Internet gezahlt werden. Doch es wartet noch eine Menge Arbeit. Problematisch ist die Online-Ausweisfunktion.
Ergebnis der Sondierung steht noch nicht festDie Suche nach der Bombe am Grevenbroicher Bahnhof
Auf der Suche nach einem möglichen Blindgänger setzte eine Spezialfirma am Dienstag insgesamt 37 Bohrlöcher am Bahnhofsvorplatz. Doch noch steht nicht fest, ob eine Evakuierung wegen einer Bombenentschärfung nötig wird. Das Ergebnis wird erst in den nächsten Tagen erwartet.
Während der Fußball-EM 2024Neuss wird zur „Polizei-Hauptstadt“
Wenn es um einen sicheren und reibungslosen Verlauf der Fußball-Europameisterschaft 2024 geht, dann spielt Neuss eine große Rolle. So werden sämtliche Polizei-Angelegenheiten von der Humboldtstraße aus gesteuert.
Zehn-Zentner-Bombe in DüsseldorfBürger irritiert über späte Evakuierung bei Bombenentschärfung
Update · Mehr als 600 Polizisten und Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Dienstag bei der Entschärfung einer Zehn-Zentner-Bombe im Einsatz. 13.000 Menschen mussten dafür ihre Wohnung verlassen. Warum die Abläufe vor Ort Fragen aufwerfen.
Nach Bombenentschärfung in DüsseldorfNoch mehr Blindgänger sollen unter der Erde schlummern
Nach dem Fund einer Weltkriegsbombe in Düsseldorf mussten Tausende Anwohner in der Nacht zum Mittwoch ihre Wohnungen verlassen, durften erst Stunden später zurück. Solche Funde sind keine Seltenheit, erst ein kleiner Teil der Blindgänger wurde gefunden, schätzen Experten.
Freizeit in HildenDas sind unsere schlimmsten Urlaubserlebnisse
Das Hotel ist überfüllt, der Flug wird plötzlich storniert, das Zelt ist vom Regen komplett durchnässt: Hildener erinnern sich an ihre schlimmsten Urlaubserlebnisse.
Nahe des AllwetterbadesBombe in Duisburg-Walsum entschärft – Sperrungen aufgehoben
Update · In Duisburg-Walsum wurde am Donnerstag eine Fünf-Zentner-Bombe mit Aufschlagzünder aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Sie wurde am Nachmittag erfolgreich entschärft.
Musikfestival in DüsseldorfDas Ehrenhof Open kehrt im August zurück
Das Popkultur-Festival Ehrenhof Open in Düsseldorf geht in die zweite Runde. Etablierte Musiker und aufstrebende Talente werden auf dem Gelände erwartet.
Verstärkung in Neuss gesuchtFeuerwehr nutzt Probe-Alarm für Eigenwerbung
Mit einem Löschzug haben Ehrenamtler und hauptamtliche Kräfte der Feuerwehr Neuss das BBZ an der Weingartstraße besucht, um Schüler für eine Tätigkeit bei ihnen zu begeistern – denn Verstärkung wird dringend gebraucht.
Blindgänger aus dem Zweiten WeltkriegBombenverdacht nahe der Polizei-Zentrale in Neuss
Kurz nach der letzten großen Bombenentschärfung finden kommende Woche Sondierungsarbeiten an der Einsteinstraße statt – ein Fund könnte Folgen für die Polizei haben.
Erfolgreiche BombenentschärfungNeuss meistert die Groß-Evakuierung
Fünf mögliche Bombenfunde standen am Donnerstagmorgen noch im Raum – am Ende musste lediglich ein Blindgänger entschärft werden. Nur an einer Stelle verlief es etwas problematisch.
Sondierungsarbeiten in NeussStadt geht Bombenverdacht an Nievenheimer Straße nach
Ab Montag, 13. März, gibt es eine Vollsperrung zwischen dem Kreisverkehr Uedesheimer Straße und dem Wisselter Weg. Grund sind Sondierungsarbeiten wegen eines Kampfmittelverdachtspunktes.
06.03.2023
Welche spektakulären Bombenentschärfungen gab es bereits?
Vor allem im Nachkriegsdeutschland kam und kommt es immer wieder zu spektakulä-ren Bombenentschärfungen. Hier sind einige Beispiele:
Am 26. August 1958 musste die gesamte Dorstener Innenstadt evakuiert werden, weil man bei Ausschachtungsarbeiten eine scharfe Weltkriegsbombe entdeckt hatte, die nun entschärft werden musste. 1500 Wohnungen im Umkreis von 300 Metern waren betroffen. Die Bewohner mussten ihre notwendigste Habe mitnehmen und bei Freun-den, Verwandten oder einer Sammelstelle Zuflucht nehmen. Menschen, die im Um-kreis von weiteren 200 Metern lebten, mussten sich unter Luftschutzalarm in ihre Kel-ler begeben. Bis zum Mittag war die Bombe entschärft worden und wurde dann ab-transportiert. Ganz Dorsten habe aufgeatmet, schrieb die Lokalpresse am nächsten Tag.
Die größte Evakuierungsmaßnahme der Nachkriegsgeschichte fand im Dezember 2016 in der Augsburger Innenstadt statt, als eine 1,8 Tonnen schwere Fliegerbombe gefunden wurde. 54000 Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser im Radius von 1,2 Kilometern rund um die Fundstelle verlassen und sich in Sicherheit bringen, während der Koloss entschärft wurde.
In Koblenz mussten am 2. September 2017 sogar ein Krankenhaus und ein Gefängnis evakuiert werden, weil man auf einen 500 Kilogramm schweren Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg getroffen war. In einem Radius von einem Kilometer wurde das Gebiet abgesperrt, das 21000 Koblenzerinnen und Koblenzer verlassen mussten, bis die Gefahr gebannt war.
Am 14. April 2019 wurden die Schaulustigen am Frankfurter Mainufer Zeugen einer gewaltigen Detonation. Eine zuvor gefundene Weltkriegsbombe war unter Wasser explodiert. Der Kampfmittelräumdienst hatte eigentlich vor, nur den Zünder des Ge-schosses abzusprengen. Dabei ist versehentlich die ganze Bombe hochgegangen. "Die Explosion verursachte einen lauten Knall und eine mehr als 30 Meter hohe Wasserfontäne. Noch mehrere Hundert Meter entfernt vibrierte der Boden. 'Ich war schon überrascht', gab Dieter Schwetzler, Leiter des Kampfmittelräumdienstes, nach der Sprengung zu. Offenbar sei doch mehr Sprengstoff in der Bombe gewesen, als zunächst angenommen. Die ganze Sprengung und die sichtbaren Folgen seien auch für ihn und seine Mitarbeiter 'ein Highlight' gewesen", berichtet die "Hessenschau" im Anschluss.
Im November 2021 musste der Kampfmittelbeseitigungsdienst innerhalb von zwei Wochen gleich zwei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg auf einem Bahngelände in Mönchengladbach entschärfen. Mehr als 5000 Menschen mussten evakuiert werden oder durften ihre Häuser während der Entschärfung nicht verlassen.