Neues Buch über den Tod des Nirvana-Sängers lässt viele Fragen offenKurt Cobain: Keine Beweise für Mord
Frankfurt/Main (rpo). Kurt Cobain hat sich vor zehn Jahren mit einer Schrotflinte erschossen. Das ist die offizielle Version über den Tod des Nirvana-Sängers. Doch bald kamen die ersten Zweifel an der Selbstmord-Version der Polizei und seiner Witwe Courtney Love. Es wurde sogar behauptet, es sei Mord gewesen."Mordfall Kurt Cobain - Was bisher verschwiegen wurde" lautet denn auch der Titel eines Buches von Ian Halperin und Max Wallace, das zum zehnten Todestag Cobains erschien. Auf knapp 370 Seiten decken die beiden amerikanischen Journalisten zahlreiche Unstimmigkeiten und Widersprüche in den Ermittlungen und Aussagen von Cobains Umfeld auf. So sollen auf der Schrottflinte, mit der Cobain den Weg ins Nirwana antrat, keine identifizierbaren Fingerabdrücke gewesen sein. Und der Morphinspiegel in Cobains Blut, der nach seinem Tod nachgewiesen wurde, war angeblich so hoch, dass er damit sofort bewusstlos geworden sein müsste und sich nicht mehr erschießen hätte können. Besonders schlecht kommt Cobain-Witwe Love davon, die als notorisch eifersüchtig, rücksichtslos und intrigant dargestellt wird. Sie hätte zudem ein Motiv gehabt, denn Cobain wollte sich laut einigen von den Autoren interviewten Zeugen von ihr scheiden lassen und sie wäre dann laut Ehevertrag leer ausgegangen. Doch das Buch von Halperin und Wallace hat Schwächen. Setzt man einmal die Korrektheit der Recherche voraus, so kann zumindest die Zuverlässigkeit zahlreicher Zeugen aus dem Drogenmilieu angezweifelt werden, in dem sich Cobain und Love bewegten. Zudem stützen sich die beiden Autoren besonders auf die Aussagen eines undurchsichtigen Privatdetektivs, der zunächst von Love engagiert wurde, später als einer der Hauptverfechter der Mordtheorie auftrat und behauptet, er hätte weitere Beweise, die er aber bis heute nicht vorzulegte. Love selbst war ohnehin nicht bereit, mit den beiden Autoren zu sprechen. Ganz am Schluss ihres Buches gestehen Halperin und Wallace dann auch ein: "Tatsache ist, dass wir einfach keinen schlagenden Beweis fanden, der eine Verbindung zwischen Courtney Love und dem Verbrechen herstellt." Und später heißt es: "Allein die große Anzahl der Leute, die glauben, Courtney habe ihren Mann umbringen lassen, lässt es noch nicht zur Wahrheit werden." So wirft das Buch denn auch mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Die Antworten müssten jedoch ohnehin andere geben, allen voran Love, die Polizei und der Privatdetektiv mit seinen angeblichen Beweisen. So ist das Buch vor allem eine interessante, teils deprimierende Milieustudie über zwei Menschen, die, umgeben von vielen falschen Freunden, in einem Sumpf von Drogen, Gier und Ruhmsucht untergehen. Von Stephan Köhnlein