Auch in Zeiten von E-Mail brauchen wir sie noch: die Post. Die Deutsche Post in ihrer heutigen Form gibt es seit 1995, ihre Wurzeln reichen aber bis ins 15. Jahrhundert zurück. In den vergangenen Jahren standen die Zeichen auf Wachstum.
Was ist die Deutsche Post?
Bei der Deutschen Post, die ihren Sitz in Bonn hat, handelt es sich um ein Unternehmen, das es in seiner heutigen Form seit 1995 gibt. Die Deutsche Post AG ist ein börsennotiertes und international tätiges Unternehmen. Die Hauptaufgabe des Unternehmens sind der nationale und internationale Versand sowohl für Privat- als auch Geschäftskunden. Wer sich in Bonn auf die Suche nach dem Geschäftssitz macht, wird an der Charles-de-Gaulle-Straße 20 fündig.
Wie sieht die Geschichte des Postwesens in Deutschland aus?
Die Geschichte des Postwesens in Deutschland reicht indes sehr viel weiter zurück als zur Gründung der Firmenzentrale in Bonn. Zwar nicht mehr ganz bis ins Mittelalter. Allerdings ist mit dem 15. Jahrhundert gerade einmal die frühe Neuzeit angebrochen, als Franz von Taxis 1490 dem Auftrag der Habsburger Dynastie folgt und ein Kuriernetz einrichtet. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts überzieht dieses neue Postwesen beinahe den gesamten Bereich des heutigen Westeuropas. Und 1646 wird mit der Preußischen Staatspost so etwas wie ein früher Vorläufer der Post gegründet.
Eine interessante Randnotiz ist in diesem Zusammenhang die Gründung der französischen Spedition Danzas im Jahr 1854 durch den napoleonischen Leutnant Marie Mathias Nicolas Louis Danzas. Denn das Transportunternehmen wird 145 Jahre später Teil der Deutschen Post werden. Natürlich hat das alles noch nichts mit dem heutigen Konzern aus Bonn zu tun, der als international tätiges Unternehmen für den Versand von Paketen und Briefen zuständig ist. Gegründet wird die Deutsche Post AG als Deutsche Bundespost nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1950. Vorausgegangen ist dem allerdings das Jahr 1876. Damals hat Reichskanzler Bismarck die Reichspost und die Telegrafenverwaltung zusammengefasst – zur Reichs-Post und Telegraphenverwaltung. Hintergrund ist die Vereinfachung von Strukturen innerhalb der Reichsverwaltung gewesen. Die Deutsche Bundespost geht 1995 in die Deutsche Post AG über, Unternehmenssitz bleibt wie zuvor die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn. 1969 wird DHL gegründet – das internationale Unternehmen mit Sitz in San Francisco wird allerdings erst 2002 zur hundertprozentigen Tochter der Deutschen Post AG werden. Ein interessanter Nebenaspekt der Post-Geschichte ist die Eingliederung der Deutschen Post der DDR in ihre westdeutsche Schwester Deutsche Bundespost nach der Wende.
Wem gehört die Deutsche Post AG?
Es gibt keinen tatsächlichen Besitzer des Unternehmens aus Bonn. Da die Deutsche Post AG eben eine Aktiengesellschaft ist, gibt es einen Vorstand und einen Aufsichtsrat. Und natürlich die Aktionäre, von denen viele auch Mitarbeiter des Unternehmens sind. An der Spitze stehen Frank Appel als Vorstandsvorsitzender und Nikolaus von Bomhard als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der Vorstand ist zudem mit Ken Allen, Oscar de Bok, Melanie Kreis, Tobias Meyer, Thomas Ogilvie, John Pearson und Tim Schwarath besetzt. Die Mitarbeiterzahl (Stand: 31. Dezember 2020) liegt bei 571.974, davon sind 23.611 noch verbeamtet. Die ehemalige Bundesbehörde ist als Deutsche Post vollständig privatisiert. Der Börsengang mag durchaus als Krönung dieses langjährigen Prozesses der Deutschen Post AG aus Bonn bezeichnet werden.
Welche Unternehmensbereiche umfasst die Deutsche Post?
Natürlich sind Post wie Pakete, Briefe oder andere Sendungen der Kernbereich der Deutschen Post – dabei ist das Unternehmen international tätig. In Zeiten der Corona-Krise hat der Versand vor allem von Paketen und anderen großen Sendungen deutlich zugenommen. Dieser Zuwachs ist vor allem bei den bestellten Paketen aus dem Bereich des Online-Handels zu bemerken. Briefe sind hingegen seit Jahren rückläufig – was natürlich vor allem an der Einführung von E-Mails liegt. Grundsätzlich ist das also die Kernkompetenz der Post. Das Logistikunternehmen aus Bonn versendet nicht nur Briefe und Pakete – seit der Privatisierung hat die Deutsche Post zahlreiche andere Mitbewerber zugekauft, darunter DHL, Danzas oder Exel. Dadurch ist die einstige Post zu einem großen Logistikkonzern geworden. Die Deutsche Post ist dabei in fünf unterschiedliche Bereiche aufgeteilt:
- Post & Paket Deutschland
- DHL eCommerce Solutions
- Express
- Global Forwarding, Freight
- Supply Chain
Bei Post & Paket Deutschland und den DHL eCommerce Solutions werden vor allem Briefe verschickt. Diese durchschnittlich 66 Millionen Briefe pro Werktag werden zu einem großen Prozentsatz innerhalb eines Tages nach Einwurf zugestellt. Rund 190.000 Mitarbeiter bearbeiten diese Briefe. Express bedeutet, dass weltweite Sendungen per Express und Kurier standardisiert von etwa 190.000 Mitarbeitern bearbeitet und versendet werden. Global Forwarding, Freight umfasst den Bereich des Versands von Frachtgut über Schiene, Straße, Luft und See. Rund 41.000 Mitarbeiter bearbeiten diesen Bereich. Um Lager- und Lagertransportlogistik geht es im Bereich der Supply Chain.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Deutschen Post und DHL?
Die DHL ist eigentlich ein US-amerikanisches Unternehmen, das 1969 von Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn gegründet wird. Der Name setzt sich aus den ersten Buchstaben der Nachnamen der Gründer zusammen. Von der Bundespost – oder gar der Deutschen Post – aus Bonn war damals noch nicht die Rede. Die DHL-Gründer verschicken die Papiere der Sendungen schon vor deren Ankunft an die jeweiligen Zielorte – das ist auch ihr Alleinstellungsmerkmal gewesen. Die DHL wird 2002 von der Deutschen Post AG übernommen. Bei der DHL International AG arbeiten rund 380.000 Mitarbeiter.
Nicht nur transportiert die Deutsche Post DHL Group Päckchen, Pakete und Sendungen von Privat- und Gewerbekunden, sondern mittlerweile wird auch das gesamte Fracht- und Express-Geschäft unter dem Namen DHL betrieben. Die DHL ist mit 36 Paketzentren in Deutschland vertreten. Zusammen mit der Deutschen Post gibt es rund 26.000 Servicepunkte und über 6.000 Packstationen. All dies wird von der Konzernzentrale in Bonn koordiniert und geplant. Charakteristisch ist die gelbe Farbe der Post als Hintergrund für die Fahrzeuge, auf denen zudem der feuerrote Schriftzug DHL zu lesen ist.
Seit wann ist die Deutsche Post an der Börse?
Das Jahr 2000 markiert eine große Zäsur in der Geschichte des Bonner Unternehmens. Denn in diesem Jahr ging die Post an die Börse und wurde zur Aktiengesellschaft. Dabei hat es sich nicht nur um die größte Börseneinführung dieses Jahres gehandelt. Der Börsengang der Post ist zudem der drittgrößte Börsengang weltweit gewesen. Und die Aktien des Konzerns aus Bonn erweisen sich als enorm beliebt bei den Kunden. So haben nach Unternehmensangaben etwa 145.000 Mitarbeiter aus Deutschland an den Börsenzeichnungen beteiligt – rund sechs Prozent des Gesamtvolumens sind von Mitarbeitern erworben worden. Dabei handelt es sich um etwa 400 Millionen Euro an Aktienkapital. Vorausgegangen ist dem Börsengang die Privatisierung des Konzerns nur ein Jahr vorher.
Wie nachhaltig ist die Deutsche Post?
Das Thema Nachhaltigkeit geht an keinem großen Konzern vorüber. So natürlich auch nicht an der Deutschen Post AG. Dazu hat das Börsenunternehmen 2021 einen Fahrplan zur beschleunigten Dekarbonisierung vorgelegt. Dabei handelt es sich um den Plan, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die diesbezüglichen Anstrengungen haben natürlich nicht erst in diesem Jahr begonnen.
Man blickt aber durchaus in die Zukunft. Denn der jetzt verabschiedete Fahrplan umfasst einen Zehn-Jahres-Plan. In der kommenden Dekade will man demzufolge insgesamt sieben Milliarden Euro investieren. Dabei geht es in erster Linie um Maßnahmen, um die CO2-Emissionen im Konzern zu reduzieren. Das Geld soll dabei vor allem in alternative Kraftstoffe für den Luftverkehr fließen, aber auch in den Ausbau der E-Mobil-Flotte und die klimaneutrale Ausstattung der Firmengebäude. Das Ziel ist eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 im Einklang mit dem Klimaschutzabkommen von Paris. Unbelassen davon bleibt das schon seit 2017 geltende Null-Emissions-Ziel, dem sich die Deutsche Post AG bis zum Jahr 2050 verschrieben hat.
Wie haben sich die Mitarbeiterzahlen in den vergangenen Jahren entwickelt?
Wachstum gehört bei der Deutschen Post AG auch im Bereich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Logistikflotte dazu. So arbeiteten 2012 noch 473.626 Menschen für den Börsenkonzern. 2020 waren es 571.974 – wobei die Zahl in jedem Jahr angewachsen ist. Gesunken ist hingegen die Zahl der Mitarbeitenden in Deutschland. Von 201.425 im Jahr 2012 auf 190.263 im Jahr 2019. Ebenfalls kontinuierlich angewachsen ist die Zahl der Flugzeuge – von 168 aus über 260 im genannten Zeitraum. Interessant ist, dass im Jahr 2019 über zehn Prozent der Fahrzeuge im Betrieb der Deutschen Post AG über einen Elektroantrieb verfügten. Die Zahl der E-Fahrzeuge ist seit 2014 dabei so sprunghaft angestiegen, wie es die Entwicklung in diesem Fahrzeugsegment allgemein passierte: von 346 E-Mobilen im Jahr 2014 auf 13.464 im Jahr 2019.
Wofür wird die Deutsche Post kritisiert?
Die Deutsche Post AG ist nicht gänzlich frei von Kritik. Thema der Kritik ist für viele Menschen vor allem die kontinuierliche Schließung von Postfilialen in den vergangenen Jahren. Dabei können Sendungen, Briefe und Pakete natürlich auch weiterhin persönlich abgegeben werden. Allerdings nicht in Filialen sondern in den sogenannten Post-Shops. Diese werden in Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen oder in Supermärkten betrieben. Zu Beginn der Schließung waren hauptsächlich Filialen im ländlichen Gebiet betroffen. Mittlerweile geht es auch um Filialen in den Großstädten.
Ein anderes Thema ist die heutzutage deutlich geringere Zahl von Briefkästen. Diese wurden ebenfalls sukzessive reduziert, was nicht überall in der Bevölkerung auf Zustimmung stieß. Das Thema Datenschutz war ebenfalls immer wieder der Kritik ausgesetzt. Dabei ging es indes vor allem um den Umgang mit den Kunden-Adressen im Zuge der Ausstellung von Nachsendeanträgen. In diesem Rahmen bekam der Konzern den Datenschutz-Negativpreis "Big Brother Award" verliehen. Nicht zuletzt sind es aber auch die Arbeitsbedingungen, die immer wieder für Kritik sorgen. So werde die Entfristung der Mitarbeiterverträge von der Zahl der Krankheitstage abhängig gemacht. Und auch die Unterschiede beim Einkommen seien bei der Post wesentlich deutlicher ausgeprägt als bei vergleichbaren DAX-notierten Unternehmen.