Leichtathletik: DLV darf Schänzers Doping-Labor nicht nutzen"Offenkundige Voreingenommenheit" des Kölner Fahnders im Fall Baumann
Darmstadt (sid). Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) darf die Trainingskontrollen seiner Aktiven bis auf weiteres nicht mehr im Labor von Professor Wilhelm Schänzer in Köln untersuchen lassen. Das teilte Prof. Dr. Haas, Vorsitzender der Anti-Dopingkommission des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), dem DLV in einem Schreiben am Montag mit. Alle Analysen werden vorerst im Labor von Kreischa durchgeführt. Haas sah sich zu dieser Maßnahme veranlasst, weil der DLV das Gremium auf eine laut Pressemitteilung "offenkundige Voreingenommenheit" des Kölner Doping-Fahnders im Fall des unter Dopingverdacht stehenden Olympiasiegers Dieter Baumann hingewiesen hatte. Der Verband sieht eine unzulässige Parteinahme für Dieter Baumann seitens des Wissenschaftlers als erwiesen an. Dazu heißt es in einer offiziellen Stellungnahme: "Der DLV ist der Auffassung, dass die Ausführungen Schänzers die Pflicht des Laborleiters zur Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit verletzen". Nach Auffassung des DLV setze sich Schänzer dem Vorwurf der Befangenheit aus, "was in Dopingverfahren grundsätzlich, auch im umgekehrten Fall einer Schuldvermutung, zu einer Unverwertbarkeit sämtlicher Beweisergebnisse des Sachverständigen führen kann". Die Mitarbeiter Schänzers hatten bei einer Untersuchung von Lebens- und Haushaltsmitteln der Familie Baumann eine mit dem anabolen Steroid Nandrolon versetzte Zahnpasta gefunden. Der Wirkstoff war bei zwei positiven Trainingskontrollen Baumanns am 19. Oktober und 12. November nachgewiesen worden. Daraufhin hatte Schänzer seine Mithilfe bei der Suche nach einer möglichen Quelle für die positiven Resultate angeboten. Noch Ende 1999 hatte die Deutsche Sporthochschule Köln mitgeteilt, dass der DLV keine Bedenken gegen eine verschärfte Überprüfung von Lebensmitteln im Haushalt von Dieter Baumann gehegt habe. Die Prüfung "des Umfeldes des Athleten Baumann" sei im Auftrag des DLV erfolgt. Schänzer hatte von Beginn offen seine Sympathie für den Leverkusener bekundet und erklärt, dass er es für unwahrscheinlich halte, dass Dieter Baumann manipuliert hat.