Unfall an Erdgaslagerstätte im Südwesten ChinasGasexpolsion: Unentrinnbare Todeszone
Peking (rpo). Fast 200 Menschen haben bei einer Gasexplosion in China ihr Leben verloren. Die Explosion ereignete sich an einer natürlichen Erdgaslagerstätte in Chongqing. Hunderte erlitten überdies schwerste Verletzungen.Immer weiter austretende giftige Schwaden aus einer Gasförderanlage haben zahlreiche Dörfer im Südwesten Chinas in eine unentrinnbare Todeszone verwandelt: Nach einem Bohrunfall kamen bis Freitag mindestens 191 Menschen ums Leben. Viele von ihnen wurden von der Gaswolke im Schlaf überrascht, andere versuchten vergeblich zu fliehen. Rettungskräfte erreichten das Gebiet erst zwei Tage nach Unglück und berichteten von Leichen überall. Eine Frau habe ihre fünfjährige Tochter gepackt, als sie die übel riechenden Gase bemerkt habe und die Nachbarn bereits geschrien hätten, berichtete eine Zeitung. Als die Mutter endlich in Sicherheit war, atmete die Kleine nicht mehr. Fast 300 Einwohner der Region wurden in Krankenhäusern behandelt, unter ihnen zahlreiche Kinder, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Auf Fotos waren ihre stark geröteten Gesichter und von chemischen Verbrennungen entzündete Augen zu sehen. Verpuffung in einer GasförderanlageUrsache der Katastrophe war eine Verpuffung in einer Gasförderanlage, bei der bereits am Dienstag Erdgas zusammen mit giftigem Schwefelwasserstoff bis zu 30 Meter hoch in die Luft geschleudert wurde. Am stärksten betroffen von der Giftwolke war das Nachbardorf Xiaoyang. Ein Reporter der Zeitung "Schanghai Chenbao" berichtete, er habe auf einer Straße die Leiche eines zwölfjährigen Jungen und seiner Mutter gesehen. Ein alter Mann habe tot in einem Feld gelegen. Überall in der Ortschaft seien tote Hühner, Schweine und Hunde zu sehen gewesen, viele mit weißem Schaum vor dem Maul, berichtete die Zeitung. Hunderte Einwohner haben indes ihr Leben einem Händler aus Xiaoyang zu verdanken. In insgesamt 20 Fuhren mit seinem Lastwagen habe er 400 Menschen gerettet, berichtete eine Chongqinger Zeitung. Aus dem Umkreis von fünf Kilometern um das Gasfeld Chuandongbei nahe der Stadt Chongqing wurden 41.000 Einwohner in Sicherheit gebracht. Auf Grund schlechter Verkehrswege und Kommunikationsmängel hätten viele Menschen nicht rechtzeitig evakuiert werden können, sagte Chongqings Vizebürgermeister Wu Jianong. Erst am Freitag konnte nach Angaben von Rettungskräften mit der Verteilung von Decken, Trinkwasser und Nahrungsmitteln begonnen werden. Obwohl das aufgebrochene Bohrloch mit Beton gestopft werden sollte, konzentrierten sich die Rettungskräfte zunächst auf die Sorge um die Evakuierten, die in Schulen und öffentlichen Gebäuden untergebracht wurden. Zahlreiche Helfer durchkämmten die Gegend am Freitag auf der Suche nach möglichen Überlebenden.Schlechte SicherheitsstandardsUnter den Toten waren laut Xinhua zwei Arbeiter des Gasförderbetriebs, bei alle anderen handelte es sich um Anwohner der umliegenden Dörfer. Die Zahl der Getöteten ist auch für chinesische Verhältnisse hoch, obwohl schlechte Sicherheitsstandards in China häufig zu Unfällen führen: Jedes Jahr kommen tausende Menschen bei Explosionen in Kohlegruben und bei anderen Unfällen ums Leben. In einer groß angelegten Kampagne versucht die Regierung in Peking derzeit diese enorme Zahl tödlicher Arbeitsunfälle zu reduzieren - bis September dieses Jahres stieg ihre Rate nach Berichten jedoch um neun Prozent an.