Verwendung von Hinrichtungsopfern dementiert"Körperwelten"-Chef: "Auszuschließen ist gar nichts"
Frankfurt/Main (rpo). Der Initiator der umstrittenen Ausstellung "Körperwelten", Gunther von Hagens, hat bestritten, Hinrichtungsopfer für seine Ausstellungen verwendet zu haben. In der vergangenen Woche hatten Medien über die dubiose Herkunft der Leichen berichtet. "Ich habe niemals Hinrichtungsopfer zu Präparaten verarbeitet", sagte Hagens am Donnerstag auf einer von Protesten begleiteten Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Auch in seiner aktuellen Ausstellung gebe es "keine Plastinate von Hingerichteten", betonte Hagens. Er könne allerdings nicht ausschließen, dass unter den von ihm in der Vergangenheit erworbenen Leichen sich möglicherweise Hinrichtungsopfer befanden. Hagens räumte ein, dass in seinem Institut im chinesischen Dalian "sieben anonymisierte Ganzkörperpräparate" gefunden wurden, die Kopfverletzungen aufwiesen. Entdeckt worden seien diese, nachdem er seine Mitarbeiter angewiesen habe, sämtliche in seiner Firma lagernden Präparate noch einmal zu überprüfen. Ob es sich bei den sieben Körpern um Hinrichtungsopfer handelt oder die Verletzungen anderen Ursprungs sind, könne er von Deutschland aus nicht beurteilen. Um auch "den leisesten Verdacht" auszuräumen, dass Hinrichtungsopfer verwendet werden, sollten die sieben Leichen nun, in Einklang mit den chinesischen Behörden, bestattet werden. Hagens bestätigte Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach seine Plastinationsfirma derzeit über 647 Ganzkörperpräparate verfügt. Angesichts dieser Zahl sei es "völlig normal", dass sich darunter auch Leichen mit Kopfverletzungen befänden. "Dafür spricht schon die statistische Wahrscheinlichkeit", betonte Hagens. Wie die Menschen hinter den Präparaten zu Tode gekommen seien, wisse er "grundsätzlich nicht". Er habe bislang stets seinen Kooperationspartnern vertraut, die ihm die Leichen geliefert hätten. Wenn ihm versichert worden sei, dass es sich um keine Hinrichtungsopfer handelt, habe ihm dies stets gereicht, sagte Hagens und unterstrich erneut, dass er eine Verwendung von Hinrichtungsopfern strikt ablehne. Entsprechende Anweisungen hätten seine Mitarbeiter erhalten. Der "Körperwelten"-Urheber versprach, seine Arbeit "noch transparenter" machen zu wollen. So werde er den Dialog mit der Öffentlichkeit intensivieren. Seine Firma in Dalian könne jederzeit von Journalisten besucht werden. Das Gelände sei, anders als behauptet, keine Hochsicherheitszone. "Es gibt dort keine Videokameras und der Zaun ringsum ist löchrig", sagte Hagens. Ungeachtet der massiven Kritik an seiner Arbeit will Hagens seine Tätigkeiten verstärken. Er plane, die Zahl seiner Mitarbeiter in den nächsten Jahren von 200 auf 600 zu erhöhen. In seine Firma in China habe er bereits 14 Millionen Euro investiert. Nähere Angaben zum Umfang des von ihm betriebenen Leichenhandels machte Hagens nicht. Zur Begründung verwies er darauf, dass seine Kunden zumeist nicht in der Öffentlichkeit genannt werden wollten. Vor der Ausstellungshalle in Frankfurt am Main, wo die "Körperwelten" zurzeit zu sehen sind, protestierten Mitarbeiter der Deutschen Hospizstiftung. In Trauerkleidern entluden sie einen Sarg aus einem Leichenwagen und legten einen Kranz nieder. Auf Transparenten forderten sie, den Toten ihre Würde zu lassen und Hagens' "Gruselkabinett" zu stoppen. Der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, teilte mit, seine Organisation prüfe, ob sie Strafantrag gegen Hagens stelle. Nach Ansicht der Stiftung verstoße die Ausstellung gegen das Pornografie-Verbot in der Öffentlichkeit.