PersönlichGertrud Steinbrück ... sorgt sich um ihr Privatleben
Mich hat als Jugendliche nichts weniger interessiert als Politik. Für meinen Mann war Biologie das Letzte, obwohl er Tiere mag." So beschreibt Gertrud Steinbrück die Zeit, in der sie und der angehende Diplom-Volkswirt Peer Steinbrück einander kennenlernten. Rund vier Jahrzehnte ist das her. Vieles hat sich geändert, manches blieb: Noch heute unterrichtet Gertrud Steinbrück Biologie an einem Bonner Gymnasium, während ihr Gatte inzwischen in die Gattung der politischen Alpha-Tiere fällt — als Kanzlerkandidat der SPD wird er 2013 Amtsinhaberin Angela Merkel herausfordern, und das betrachtet seine Frau mit gemischten Gefühlen. Schon als Peer Steinbrück noch NRW-Ministerpräsident war, als er später als Bundesfinanzminister das Land durch die Finanzkrise steuerte, erfuhr sie, was es heißt, mit einer Person des öffentlichen Interesses verheiratet zu sein: Da bleibt das Privatleben oftmals auf der Strecke. "Jede Situation, isoliert von Normalität, macht einen Menschen kaputt. Ein Leben ohne dieses Stück Normalität wäre für mich der nackte Albtraum", gestand Gertrud Steinbrück jetzt in der "Welt am Sonntag". Nun also Bundestagswahlkampf, einstweilen, aber schon die ausgiebigen Berichte über die früheren Nebentätigkeiten ihres Mannes hat Gertrud Steinbrück als "belastend und ehrenrührig" empfunden. Außerdem fallen ihr da noch Bilder aus Amerika ein, von den Familien der Spitzenpolitiker, wie sie bei Chips und Cola vor dem Fernseher sitzen. "Geistiges Popcorn, das die Intelligenz beleidigt", nennt Gertrud Steinbrück solche Inszenierungen und lobt im selben Atemzug Joachim Sauer, den Mann der Kanzlerin: "Vor seiner Zurückhaltung habe ich großen Respekt." Beruhigend dürften da die jüngsten Umfragen auf Gertrud Steinbrück wirken. Merkel hat den Vorsprung vor ihrem Herausforderer noch einmal ausgebaut.