Jörg Armbruster

Kriegsreporter greifen zur Feder

Kloss, Fröhder, Rados, Tilgner:Kriegsreporter greifen zur Feder

Hamburg (rpo). "Wenn die Bomben fallen, krieche ich unter den Tisch. Sicher ist sicher." Oder: "Ich will in den nächsten Tagen so wenig wie möglich essen, damit ich nicht so oft zur Toilette muss. Wichtige Aufzeichnungen deutscher Kriegsreporter, die nun als Buch erhältlich sind. "Ohne Wasser funktioniert die Spülung nicht." Aufgeschrieben hat diese Bemerkungen Stephan Kloss, während der Kriegswochen Reporter der ARD in Bagdad, jetzt wieder wohnhaft in Leipzig mit Freundin und zwei Kindern. Der 33-Jährige Freiberufler, der kurzfristig zu Kriegsbeginn in Diensten des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) für den "aus Sicherheitsgründen" abgezogenen ARD-Korrespondent Jörg Armbruster einsprang, gehört zu der Hand voll Reporter, die ihre Erlebnisse jetzt in Buchform präsentieren. Kloss, der am 2. Juni "Mein Bagdad- Tagebuch" (Fischer Taschenbuch Verlag, 12 Euro) vorlegte, fasste in dem 174-Seiten-Stück alle Tagebuch-Eintragungen, die er vorher auf der mdr.de-Seite veröffentlicht hatte, zusammen und ergänzte sie um ein paar Kapitel. Kloss, der mit 22 schon Kriegsreporter werden wollte, schildert seine Erfahrungen im Hotel "Palestine" - die Kritiker fanden sein Werk nicht berauschend: "Der Tagesspiegel" empfand das Buch als "zusammengeschustert". "Nichtigkeiten, die gerade so eben noch für die Website des MDR taugen, werden breit gewalzt und als ultimative Weisheiten verkauft", schrieb "Spiegel online". Der Informationsgehalt habe nach Ende des Krieges "bei Null" gelegen, urteilte die "Frankfurter Rundschau". Als zweiter auf dem Markt ist der Hamburger Journalist Gerhard Kromschröder, der noch in derselben Woche wie Kloss sein Buch "Bilder aus Bagdad" (Europa Verlag, 19,90 Euro) herausbrachte. Der 61-jährige Ex-"Stern"-Journalist war beim Golfkrieg 1991 als Reporter dabei und erlebte den Irak-Krieg in diesem Frühjahr in Hamburg am Fernseher. Auf 160 reichhaltig illustrierten Seiten verfasste er eine Chronologie des Krieges und will dabei zeigen, dass die Behauptung "Bilder lügen nicht" mit Vorsicht zu genießen ist. In wenigen Tagen wird Christoph Maria Fröhders Band "Ein Bild vom Krieg" (Hoffmann und Campe, 14,90 Euro) erscheinen. Auch er berichtet ähnlich wie Kloss davon, wie hautnah er den Untergang der Stadt, den Einmarsch der Amerikaner und die Plünderungen erlebt hat. Fröhder, seit 30 Jahren im Geschäft, macht keinen Hehl daraus, dass er nicht viel von den "embedded" Kollegen hält, die sich von den Alliierten vor den Karren hätten spannen lassen. Der Einzelkämpfer tritt für die Unabhängigkeit der Berichterstattung ein. In der Warteschleife stehen noch ZDF-Korrespondent Ulrich Tilgner und seine RTL-Kollegin Antonia Rados. Tilgner, der wieder in Bagdad ist, schreibt gerade an dem Buch "Der inszenierte Krieg", das im September bei Rowohlt erscheinen wird. Etwas früher, Mitte Juli, wird Rados mit "Live aus Bagdad - Tagebuch einer Kriegsreporterin" auf dem Markt sein. Die Seitenzahl (225) und der Preis (12 Euro) sind bereits bekannt. Es sei ein "persönlich-politisches Buch" ohne Anspruch auf Vollständigkeit, verriet Rados dem "Tagesspiegel". Die Reporter versuchen alle auf ihre Weise, die bohrenden Fragen nach dem Zweck des Krieges zu beantworten. Eine andere Frage wird erst an den Kassen der Buchläden geklärt: Interessieren sich mehrere Wochen nach dem Ende der Kampfhandlungen so viele Menschen für den Irak-Krieg, dass alle Bücher genügend hohe Resonanz finden?

Durchhalten in Bagdad

Viele deutsche Journalisten bleiben im IrakDurchhalten in Bagdad

Düsseldorf (RP). Die meisten deutschen Journalisten verlassen trotz des US-Ultimatums an Hussein nicht den Irak. Anders als beim ersten Golfkrieg wollen die TV-Sender auch im Falle eines Krieges weiter berichten.