PersönlichBernd Schlömer kentert mit seinen Piraten
Noch einmal volle Fahrt voraus — das rät seiner Mannschaft wohl jeder Seemann, wenn ein großer Sturm aufzieht. Doch Bernd Schlömer, Vorsitzender der Piratenpartei, hatte seinen Genossen in den letzten Tagen vor der Bundestagswahl auch dann noch Mut gemacht, als längst klar war, dass sie in einem Kutter hocken, in dem mittlerweile mehr Wasser als Proviant steht. Dabei hätte sich Schlömer sein Markenzeichen, die lustige Schieberkappe, schon nach der Wahlschlappe in Bayern tief ins Gesicht ziehen müssen: Nur zwei Prozent hatten die Piraten dort ergattert. Und auch die Umfragen für die Bundestagswahl konnten Schlömer nur wenig Mut machen: Kaum ein Meinungsforschungsinstitut hatte seiner Partei eine Chance auf den Einzug in den Bundestag ausgerechnet. Der bundesweite Schiffbruch mit 2,5 Prozent war den Piraten also so gut wie sicher. Schlömer hatte öffentlich zwar noch auf der Zielvorgabe von sechs Prozent beharrt. Doch trotz Datenklau- und Spähaffäre — Themen, die den internetaffinen Piraten im Wahlkampf eigentlich in die Karten hätten spielen müssen — waren die Wähler vor allem die parteiinternen Querelen der vergangenen Monate satt. Zuletzt jene zwischen dem ehemaligen Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader und Schlömer, der 2009 in die Partei kam. Zwar brachte der 43-Jährige, der in der Personalabteilung des Bundesverteidigungsministeriums arbeitet, nach Ponaders Abgang mehr Ruhe in die Parteireihen. Doch die Bevölkerung hat das Interesse an den Inhalten der Piraten offenbar verloren. Ein Fakt, der Schlömer selbst nicht sehr überraschte. In Interviews hatte er zuletzt betont, die Öffentlichkeit habe "viel zu große Erwartungen" in die junge Partei gesetzt. Man müsse sich in Ruhe ordnen und neu aufstellen. Ein Kapitän, der dem Sturm mit Langmut trotzen will — ein mutiges Manöver.