„Risikoreiches Experiment“SPD-Innenpolitiker gegen Lauterbachs Cannabis-Gesetz
Der SPD-Politiker Lars Castellucci spricht sich gegen das Cannabis-Gesetz aus und kündigt an, am Freitag dagegen stimmen zu wollen. Wie er seine Entscheidung begründet.
Karl Lauterbach ist ein SPD-Politiker, Gesundheitsökonom und Arzt aus Leverkusen. Seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und im Kabinett unter Bundeskanzler Olaf Scholz Gesundheitsminister.
Das ist das Kabinett der Ampel-Koalition um Olaf Scholz
Seit der Corona-Pandemie tritt er häufig als Gesundheitsexperte in verschiedenen Talkshows auf und gehört zu den stärksten Kritikern schneller Lockerungen.
Karl Lauterbach kam am 21. Februar 1963 als Sohn eines Arbeiters zur Welt.
Lauterbach wurde in der nordrhein-westfälischen Stadt Düren geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Dorf Oberzier, das zum Kreis Düren gehört. Sein Abitur legte er am Gymnasium am Wirteltor ab, das sich ebenfalls in Düren befindet.
Lauterbach studierte ab 1982 Humanmedizin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) und der University of Texas at San Antonio (UTSA). Seine Dissertation fertigte er wieder in Heimatnähe an. An der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf wurde er 1991 mit der Dissertation „Weiterentwicklung des Parametric Gammascopes auf der Grundlage von experimentellen und klinischen Studien“ zum Doktor med. promoviert. Die Arbeit basierte auf Untersuchungen der University of Arizona zur Kernforschungsanlage Jülich.
Gleichzeitig absolvierte er an der Universität Harvard ein Studium der Gesundheitsökonomie und der Epidemiologie, das er 1992 mit einem „Master of Public Health“ abschloss. Zu dieser Zeit machte er erste Bekanntschaft mit der Politik. Von 1992 bis 1993 hatte er ein Graduiertenstipendium (Adjunct Professor) der Harvard Medical School inne. In den folgenden zwei Jahren wurde er von der Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert, bis er in Harvard seinen Abschluss als Scientiæ Doctor (Sc.D.) erlangte. In Kreisen, die dem rechtsgerichteten Spektrum zugerechnet werden (zum Beispiel dem Blog „Die Achse des Guten“) wird vor allem dieser Abschluss heftig kritisiert, da die Arbeit auf Wunsch Lauterbachs lange Zeit unter Verschluss gehalten wurde. Mittlerweile ist sie aber frei zugänglich und kann unter anderem auf seiner eigenen Website eigesehen werden.
Obwohl immer schon politisch engagiert, schlug Karl Lauterbach zunächst eine wissenschaftliche Karriere ein. Von 1996 an arbeitete er zunächst als Gastdozent an der Harvard School of Public Health in Boston. Von1998 bis 2005 war er Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Universität zu Köln und erlangte seine Professur. Seit 2008 ist er Lehrbeauftragter an der Harvard School of Public Health in Boston. Während seines politischen Mandats ruht die berufliche Tätigkeit. Eine Approbation beantragte Karl Lauterbach allerdings erst 2010.
Karl Lauterbach gehört seit 2001 der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD) an. Zuvor war er Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU). „Als ich in den USA war, habe ich mich mit Gerechtigkeitsthemen auseinandergesetzt. Irgendwann konnte die CDU die für mich nicht mehr umsetzen. Heute bin ich 100 Prozent Sozialdemokrat“, sagte er der „Rheinischen Post“ im September 2013.
Karl Lauterbach hat insgesamt fünf Kinder. Vier stammen aus der Ehe mit der Ärztin und Epidemiologin Angela Spelsberg, mit der er von 1996 bis 2010 verheiratet war (seit 2004 lebte das Paar getrennt), eine weitere Tochter hat er zusammen mit einer Journalistin. Bezüglich seines Privatlebens hält sich Lauterbach allerdings weitgehend bedeckt, auch wenn er auf Twitter ab und an private Tweeds absetzt, beispielsweise beim Joggen mit seiner Tochter.
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Der SPD-Politiker Lars Castellucci spricht sich gegen das Cannabis-Gesetz aus und kündigt an, am Freitag dagegen stimmen zu wollen. Wie er seine Entscheidung begründet.
In dieser Woche soll der Bundestag über die Cannabis-Reform abstimmen. Gegner, wie Innenpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion, rufen zur Ablehnung der Legalisierung auf. Intern sorgt das für Ärger, das Gesetz wird wohl trotzdem kommen.
Über 40 Jahre lang waren Anbau und Verkauf von Cannabis in Deutschland weitgehend verboten. Ein geplantes Gesetz will dies Erwachsenen bald mit Regeln erlauben. Aus der Medizin kommen Zweifel. Diese Bedenken haben die Mediziner.
Interview · Der Bundesgesundheitsminister über die Krankenhausreform, voraussichtliche Klagen gegen die Cannabis-Legalisierung – und ob er noch einmal in einer Ampel regieren will.
Minister Karl Lauterbach tritt im Interview mit unserer Redaktion der Kritik an der Bundesregierung entgegen und wirbt für die Zeit nach der nächsten Bundestagswahl für eine Neuauflage. Mit Blick auf die Cannabis-Legalisierung rechnet der SPD-Politiker mit Verfassungsklagen.
Lauterbach und seine neue Freundin zeigen sich bei der Berlinale-Eröffnung auf dem roten Teppich. Wie liebevoll sie miteinander umgingen und wie sich der Bundesgesundheitsminister zuletzt über seine neue Partnerin äußerte.
Interview · Der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Ingo Morell, sieht Geburtshilfe, Kinder- und Palliativstationen in Gefahr. Er fordert rasche Hilfe vom Bund. Zehn Kliniken in NRW haben seit 2023 bereits Insolvenz angemeldet.
Meinung · Mit zwei Monaten Verzögerung steigen die Zusatzbeiträge auch für Rentner. Von Merkels „Sozialgarantie“ ist nichts geblieben - die Sozialabgaben liegen über 40 Prozent. Auch wegen der verfehlten Gesundheitspolitik.
Interview · Sebastian Fiedler ist SPD-Abgeordneter und Kriminalbeamter. Er will im Bundestag die Cannabis-Freigabe ablehnen. Wie viele andere offenbar auch. Fiedler sieht „schwere Fehler“, der vorliegende Plan entkriminalisiere Dealer.
Unter dem Motto „Auf den Spuren von Karl Lauterbach – das Apothekensterben geht weiter“ feierte Simone Tilly mit ihrem Team in diesem Jahr Altweiber. Die Inhaberin unterstrich die Notwendigkeit einer angemessenen Honorarerhöhung für Apotheken. Wer kurz vorbeischaute.
Die Praxen sind randvoll. 6,1 Millionen leiden unter Atemwegserkrankungen, oft Wochen lang und begleitet von hohem Fieber, auch Kinder. Influenzafälle legen zu, RSV-Infekte bleiben auf hohem Niveau.
Die Neurologie zählt zu den am stärksten wachsenden Abteilungen im Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus. Der neue Chefarzt Michael Malter erzählt, warum seine Fachdisziplin längst nicht mehr eine der unheilbaren Erkrankungen ist.
Das Festkomitee Kölner Karneval zeigt zwei Tage vor Weiberfastnacht beim traditionellen Richtfest die Persiflagewagen für den Rosenmontagszug. Der Zug greift die Themen auf, die das Volk aufregen und bewegen.
Er etablierte 2019 die Basis für eine ausreichende Landarztquote. Beim fünften Wegberger Mühlengespräch der CDU fühlte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den teilnehmenden Medizinern auf den Zahn.
Interview · Ein Gespräch mit der Krankenhausdirektorin des Evangelischen Krankenhauses Bethesda über die Kliniklandschaft, den Weltfrauentag, lange Arbeitstage und Afrika.
Update · Am Sonntagmittag wurde der erste von zwei parallelen Bauteilen der Leverkusener Brücke freigegeben. Der Verkehr in der gesamten Region soll nun wieder besser fließen. Auch Lkw-Fahrer können künftig den direkten Weg nehmen.
Die Leverkusener Politiker begrüßen die neue Brücke über den Rhein, verlangen aber weiterhin den flächenschonenden Umbau des Autobahnkreuzes.
Analyse · Die Erwartungen waren groß, als ein Mediziner Minister wurde. Doch Karl Lauterbach hat inzwischen alle gegen sich aufgebracht – Ärzte, Kliniken und Apotheken. Die akuten Probleme löst er nicht, legalisiert aber Cannabis.
Seit mehr als drei Wochen gehen bundesweit Zehntausende gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD auf die Straße. In Berlin sind am Nachmittag weit mehr als 100.000 zu einer Kundgebung gekommen. Die Veranstalter sprechen gar von 300.000.
Was passiert, wenn die AfD das Fernsehprogramm bestimmt? Diesen und vielen weitere Szenarien widmen sich die Düsseldorfer Stunker in diesem Jahr im Capito-Theater.
Die Cannabis-Einigung der Ampel stößt auf viel Kritik. NRW-Minister Laumann kritisiert Karl Lauterbach: „Er nimmt die Risiken nicht ernst.“ Auch Ärzte warnen vor den Gefahren für Jugendliche.
SPD, Grüne und FDP hatten sich schon im November darauf verständigt, Cannabis im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen zu streichen.
Krebs hat sich zum Schrecken in vielen Familien entwickelt. Immer wieder werden Menschen selbst in jungen Jahren Opfer der Krankheit. Doch 40 Prozent der Krebserkrankungen in der EU sind nach Angaben der EU-Kommission vermeidbar. Eine Impfkampagne soll nun viele Menschenleben retten.
Ob und unter welchen Umständen Cannabis legal wird, steht nach wie vor nicht fest. Denn die Politik hat auf Bundesebene noch Bedenken. Entsprechend gelassen wartet man in der Stadtverwaltung erst mal ab. Einen Fahrplan für die Legalisierung gibt es derzeit nicht.
Immer mehr Bürger erkranken an Grippe, vor allem Schulkinder. Der Höhepunkt sei noch nicht erreicht, warnen Hausärzte. Bei Kindern kommen Lungenentzündungen hinzu – und wieder fehlen Antibiotika, so die Apotheker.
Lange Zeit war die Fliege sein Markenzeichen: SPD-Politiker Dr. Karl Lauterbach ist das Gesicht der Sozialdemokraten, wenn es um Gesundheitsthemen geht. Wir erklären, welche Rolle Karl Lauterbach in der politischen Landschaft spielt, warum er während der Corona-Pandemie medial so präsent ist und wie sein persönlicher Werdegang bislang verlaufen ist.
Karl Lauterbach ist ein deutscher Politiker, der in der SPD vor allem Gesundheitsthemen bearbeitet und unter Kanzler Olfa Scholz Bundesgesundheitsminister ist. Seit 2005 sitzt er für die Sozialdemokraten als Abgeordneter mit diversen Aufgaben im Bundestag in Berlin. Aufgrund seines Werdegangs gilt er auf dem Gebiet der Gesundheits- und Sozialpolitik als ausgewiesener Experte, dem auf dem bundespolitischen Parkett Gehör geschenkt wird. Charakteristisch für ihn war lange Zeit seine Fliege, die er zu jedem Anlass trug.
2017 verriet er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), wie es zu diesem eigentümlich anmutenden Kleidungsstil kam: „Bis 1988 habe ich nie eine Fliege getragen. Dann kam ich nach San Antonio in Texas und war in der Unfallchirurgie tätig. Dort mussten Ärzte und Studenten entweder Krawatte, Fliege oder Lederamulett tragen. Das Amulett sah nach New Age aus, und die Krawatten hingen ständig in den Wunden der Patienten. So kam ich aus Verlegenheit zur Fliege. Mit der politischen Laufbahn hatte das nichts zu tun.“
Aufgrund seiner Berühmtheit im Zuge der Corona-Pandemie trennte er sich allerdings von diesem Markenzeichen, das ihn so viele Jahre begleitet hatte. In der „heute-show“ erklärte er, warum das der richtige Schritt war: „Ich muss dynamisch, jünger, spontaner aussehen und beim jüngeren Publikum ankommen und die Fliege wird mir da nicht zuarbeiten. Und da hab ich mich im Moment mit der Fliege zurückgenommen.“ Doch Lauterbach wird nicht erst durch die Fliege zu Lauterbach. Seine prägnant schiefen Zähne fallen spätestens auf, sobald er lacht. Außerdem erkennt man ihn schnell an seinem rheinischen Akzent. Mit dem Schauspieler Heiner Lauterbach ist er übrigens weder verwandt noch verschwägert.
Seine politische Laufbahn begann Karl Lauterbach in der CDU. Dass er Teile seiner akademischen Laufbahn von der CDU-nahen Konrad-Adenauer Stiftung fördern ließ, aber nach einigen Jahren aus der Partei austrat und sich der SPD anschloss, gehört zu den delikaten Details rund um seine ersten politischen Schritte. Als er 2005 bei der Bundestagswahl für seinen Wahlkreis „Leverkusen-Köln IV“ kandidierte und gleich per Direktmandat in den Bundestag gewählt wurde, war das der Beginn eines steilen Aufstiegs. Auch bei den folgenden Wahlen gewann er seine Wahlkreise.
Anders als viele seiner Politiker-Kollegen legte sich Karl Lauterbach von Beginn seiner Karriere an auf die Schwerpunktthemen fest, die seine medizinische Ausbildung mit sich bringen. So war er von 1999 bis 2005 Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Diese Institution verfasst in regelmäßigen Abständen Gutachten zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung sowie deren Auswirkung.
Politisch ist Karl Lauterbach vor allem an einem Ausbau des Sozialstaates interessiert. So möchte er eine Bürgerversicherung durchsetzen. Dazu äußerte er sich 2017 auf seiner Website wie folgt: „Wir wollen alle Bürgerinnen und Bürger auf die gleiche Weise versichern. Ziel ist die paritätische Bürgerversicherung. Paritätisch bedeutet: Arbeitgeber und Versicherte werden wieder den gleichen Anteil am gesamten Versicherungsbeitrag zahlen. Daher schaffen wir den einseitigen Zusatzbeitrag der Versicherten ab.“
Zudem ist Karl Lauterbach auf eine Änderung der Organspende-Regelungen aus. So erklärte er 2018: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel bei den rechtlichen Bedingungen für eine Organspende. Ansonsten werden wir nie wieder die Spenderzahlen von früher erreichen. Das aktuelle System funktioniert nicht ausreichend. Die rechtlichen Regelungen zur Organentnahme in Deutschland müssen überarbeitet werden. Die seit 2012 geltende Entscheidungslösung, nach der nur die Personen als mögliche Spender gelten, die einer Entnahme ausdrücklich zustimmen, ist überwiegend wirkungslos.“
Die Pflegeberufe sollen nach seinem Willen aufgewertet und das Krankenhaussystem nicht bis ins Uferlose privatisiert werden. Zudem ist er für den Abschluss eine Tarifvertrages in der Pflege „Die neue generalistische Ausbildung, bei der die Pflegerinnen und Pfleger sowohl im Krankenhaus als auch im Pflegeheim arbeiten können, soll dazu führen, dass die Löhne insbesondere in der jetzigen Altenpflege in den nächsten Jahren um 20 bis 30 Prozent steigen. Nur wenn die Pflege fair bezahlt wird und damit auch finanziell attraktiv ist, werden sich genügend junge Menschen für diesen Beruf entscheiden“, sagt er 2018.
Persönlich hatte Karl Lauterbach noch 2019 vor allem den SPD-Vorsitz im Visier. Seinerzeit ist er gescheitert, doch es ist durchaus denkbar, dass seine Popularität während der Corona-Krise ihn noch einmal nach dem höchsten Parteiamt greifen lässt. Ob es dann dazu reicht, Kanzlerkandidat zu werden, ist fraglich. Als Gesundheitsminister könnten sich den Mediziner wohl nicht wenige Menschen vorstellen.
Manche Medien sprechen bereits von einem Comeback des doch zuvor im Kampf um den Parteivorsitz so krachend gescheiterten Politikers, der jetzt während der Pandemie auf einmal zum gefragten und geschätzten Gast in vielen Talkshows wird. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist überall präsent. Und seine Qualifikation unterstreicht die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen. „Lauterbach ist beides: Rechthaber und Spielverderber. Fast alles, was er prognostiziert und erklärt, ist auch eingetroffen: höhere Infektionszahlen im Herbst und Winter, Langzeitfolgen, die vielen Toten. Der Mangel an Klinikpersonal, bald fehlende Beatmungsbetten, hohe Inzidenzwerte über lange Zeiträume hinweg“, schrieb Simone Schmollack am 22. November in der „taz“. Und so wird SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach auch in der Bevölkerung wahrgenommen. Viele sehen ihn zwar als Nervensäge, die von Talkshow zu Talkshow tingelt, heute bei Anne Will und morgen bei Markus Lanz sitzt und jedem seine Meinung aufzwingt. Andererseits liegt er mit dieser Meinung eben auch meist richtig.
Während der Pandemie ist Lauterbach zum großen Mahner für strengere Vorschriften geworden. „Es muss schnellstens ein bundesweiter Lockdown kommen. 30.000 Neuinfizierte und 600 Tote an einem Tag (!) ohne Besserung in Sicht. So können wir nicht Weihnachten feiern. Nichts ist christlich daran, dass wir erst Shoppen und Feiern bevor wir handeln“, erklärt er beispielsweise kurz vor Weihnachten 2020.
Wenn es um Corona-Regeln. Corona-Tests, Corona-Maßnahmen oder Corona-Neuinfektionen geht, wird der Professor mit dem rheinischen Akzent stets zu Rate gezogen. Vor allem, seit immer deutlicher wird, dass die Corona-Politik der großen Koalition während der zweiten Welle nicht den gewünschten Erfolg hat. Die Corona-Zahlen steigen, und immer mehr Menschen sterben an Covid-19. In dieser Zeit wird der gelernte Epidemiologe und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach natürlich zur Autorität, der man eher Glauben schenkt als so manchem parlamentarischen Kollegen.
Wo die Öffentlichkeit dem gelernten Bankkaufmann und Pharma-Lobbyisten Jens Spahn gerne Unkenntnis vorwirft, ist Prof. Dr. Karl Lauterbach mit seiner Berufserfahrung im medizinischen Wissenschaftsbetrieb und dem vollumfänglich auf Gesundheitsthemen abgestimmten Portfolio natürlich eine ganz andere Referenz (auf eine Äußerung Spahns, wer nicht rauche, sich bewege und mit Sonnencreme vor UV-Strahlung schütze, kämpfe erfolgreich gegen den Krebs, folgte ein Shitstorm, den die taz“ so darstellt: „Während Spahn also wie jemand klingt, der sich mit Problemen wie „Endlich reinere Haut!!! Nur wie???“ beschäftigt, ist auf Twitter nicht nur der Spott groß, sondern auch der Schmerz. Ein Nutzer schreibt „...hab noch nie geraucht – laufe jeden Tag mind. eine Stunde – ernähre mich ausgewogen und trotzdem hab ich Leukämie. Irgendwas mach ich wohl falsch.“ Ein anderer: „Der erste Hautkrebs war mit 13 Jahren da, als damaliger Leistungssportler mit gesunder Ernährung und wenig Sonne.“ Und eine Nutzerin: „Dann hätte ich also weder Chemo- noch Radio- noch Brachytherapie gebraucht und auch keine Operation?“"). Wenn Lauterbach also - ganz ähnlich wie der bayrische Ministerpräsident Markus Söder - nach härteren Maßnahmen ruft, als den Teil-Lockdown, dann findet das durchaus Fürsprecher. Das gilt auch für seine Forderung, das Robert-Koch-Institut personell zu erweitern. Der „Welt am Sonntag“ sagte er im Dezember 2020: „Der Personalhaushalt des RKI für IT-Aufgaben muss sofort aufgestockt werden.“
Kontra beim Thema Corona bekommt Dr. Karl Lauterbach hingegen von seiner Ex-Frau Angela Spelsberg, selber Ärztin und Epidemiologin. Sie befand im September, dass man die Corona-Maßnahmen schnell wieder lockern solle, da wir uns nicht mehr in einer Pandemie befänden und jeder selbst am besten wissen müsse, wann er aus Vorsicht einer Veranstaltung mit vielen Leuten fernbleiben müsse. Nach späterem Kenntnisstand eine Fehleinschätzung. Aufgrund seiner Einschätzung der Folgen von SARS-CoV-2 sowie der sehr kompromisslosen Haltung gegenüber dem Umgang mit der Corona-Pandemie hat er sich nicht nur Freunde gemacht, sondern eine große Schar von Kritkern auf den Plan gerufen, die n in den sozialen Netzwerken teils mit Hasskommentaren eindecken. Das hat er mit dem Virologen der Berliner Charité, Christian Drosten, aber auch mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach und Chef-Virologe Christian Drosten plädierten bereits im Oktober 2020 für einen weiteren Lockdown. Beide erhielten Morddrohungen. Im Mai veröffentlichte Lauterbach das Bild eines an ihn adressierten Päckchens, das einen Behälter mit einem vermeintlich positiven Corona-Test enthielt. Die Aufforderung „Trink das“ an den SPD-Gesundheitsexperten Lauterbach war unmissverständlich. Kurz darauf twitterte Christian Drosten: „Das selbe Paket habe ich heute auch bekommen.“ Viele Corona-Leugner scheinen Personen wie Lauterbach oder Drosten, die für härtere Maßnahmen, ein Aufrüsten der Corona-Warn-App oder Corona-Kontrollen eintreten, persönlich für die Folgen der Pandemie verantwortlich machen zu wollen.