Geschichte: Wie kam der Karneval nach Köln?
Der Kölner Karneval ist so alt wie die Geschichte der Stadt selbst. Griechen und Römer feierten Dionysos und Saturn zur Ehre fröhliche Frühlingsfeste, die Germanen begingen die Wintersonnenwende und vertrieben so die bösen Winterdämonen. Später übernahmen die Christen diese heidnischen Bräuche. Die Fastenzeit vor den Ostertagen wurde mit der Fastnacht eingeläutet. Der Begriff Karneval geht auf das lateinische „Carnevale“ zurück, was so viel heißt wie „Fleisch lebe wohl“.
Im Mittelalter nahmen die Fastnachtsfreuden drastische Formen an, und trotz Verboten und Verordnungen wurde wild und fröhlich gefeiert. Zum bunten Straßenkarneval gesellten sich im 18. Jahrhundert die „Redouten“. Dabei handelte es sich um Maskenbälle nach venezianischem Vorbild, die zunächst nur dem Adel und dem reichen Bürgertum vorbehalten waren. Weder die Franzosen noch die Preußen konnten die Kölner davon abhalten, ihre närrische Tradition zu pflegen. In der Romantik wurde der Karneval dann verbürgerlicht und geordnet.
Im Jahr der Gründung des „Festordnenden Komitees“ 1823 gab es in Köln den ersten Rosenmontagszug. Mit dem „Held Karneval“ kam eine weitere Facette hinzu. Von diesem Zeitpunkt an entstand eine Vielzahl an Karnevalsgesellschaften. Sitzungen mit Büttenrednern und Liedersängern halfen, die Zeit von Neujahr bis zum Rosenmontag zu überbrücken. Ab 1827 wurden Orden an besonders verdiente Narren vergeben, und 1860 ging der erste Geisterzug am Abend des Karnevalssamstag.
Nach der Jahrhundertwende entstand 1902 die Ehrengarde als Begleittruppe von Bauer und Jungfrau, vier Jahre später bekam Prinz Karneval seine Prinzengarde. Für die Bekanntheit des Kölner Karnevals über die Regionsgrenzen hinaus sorgten schließlich Willi Ostermann mit seinen Liedern und Grete Fluss.
Ablauf: Wie feiert man Karneval in Köln?
Die sogenannte „Fünfte Jahreszeit" findet in der Zeit vom Jahresbeginn bis Aschermittwoch statt. Die Kölner feiern jedoch bereits am 11. Tag des 11. Monats um Punkt 11 Uhr 11 den Beginn der neuen Karnevalssession. Auf einer großen Bühne in der Altstadt zeigt sich in Zivil das designierte Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau öffentlich dem Volk. Bis zum Jahresende bleibt der Karneval dann zunächst im Hintergrund.
Die Zeit von Neujahr bis zum Rosenmontag wird mit Sitzungen überbrückt. Heute gibt es rund 300 Veranstalter wie Karnevalsgesellschaften, Heimatvereine oder Stadtviertelgemeinschaften, die die „fünfte Jahreszeit“ in mehr als 900 Sitzungen, Bällen und Umzügen feiern. Generell lassen sich die Karnevalsgesellschaften grob in zwei Gruppen einteilen. Die Korpsgesellschaften tragen Uniform und verstehen sich mehr oder weniger als Persiflage auf das Militär, die Komiteegesellschaften hingegen tragen ebenfalls Jacken in Vereinsfarben, wollen jedoch eher ein geselliges, karnevalistisches Angebot für die ganze Familie sein. Der Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der Straßenkarneval. Die „Tollen Tage“ beginnen mit der „Weiberfastnacht“ am Donnerstag vor Rosenmontag. Los geht es mit der Eröffnung des Straßenkarnevals durch das Kölner Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau um 11.11 Uhr auf dem Alter Markt. Freitags erfolgt traditionell ein Sternmarsch der Kölner Veedelsvereine aus verschiedenen Richtungen zum Alter Markt. Samstags trifft man sich zum kölschen Frühshoppen auf dem Neumarkt. Flankierend gibt einen bewährten Ablauf von Sitzungen, Bällen und Umzügen, dazu wird in den Sälen, Gaststätten und Kneipen gefeiert, gesungen und getanzt. In ganz Köln herrscht Ausnahmezustand, wenn Prinz Karneval regiert.
Am Karnevalssonntag ziehen die „Schull- unVeedelszöch“ mit originell maskierten Gruppen der Kölner Schulen und Stadtviertelvereine durch die Stadt. Am Rosenmontag steht der Höhepunkt des Karnevals mit dem großen offiziellen Rosenmontagszug auf dem Programm. Rund fünf Stunden ziehen Prunk- und Persiflagewagen durch die Stadt, acht Kilometer lang, mit knapp 12.000 Teilnehmern und 62 Musikkapellen. 300 Tonnen an Süßigkeiten in Form von „Kamelle“, 700.000 Tafeln Schokolade und 300.000 „Strüßjer“, also Blumensträußchen, werfen die Zugteilnehmer den rund eine Million Menschen am Straßenrand zu. Am Karnevalsdienstag finden Umzüge in den Kölner Vororten statt, danach wird in den Kneipen gefeiert, bis um Mitternacht der „Nubbel“ verbrannt wird. Die Strohpuppe steht als Sündenbock für alle Verfehlungen, die sich die lebensfrohen Kölner im Karneval haben zuschulden kommen lassen.
Ein besonderes Erlebnis sind auch die Fackelzüge in der Nacht vom Karnevalsdienstag auf den Aschermittwoch mit dem anschließenden Zeremoniell. Eindrucksvolle Nubbelverbrennungen finden rund um die Agneskirche sowie in Nippes und in der Südstadt, im „KwartierLatäng“ und in der Altstadt statt. Am Aschermittwoch kehrt der Alltag ein. Am Morgen holen sich die Katholiken als Zeichen der Buße ihr Aschenkreuz in der Kirche, und abends wird die Session traditionell bei einem Fischessen in geselliger Runde beendet.
Wie oft ist der Karneval in Köln bereits ausgefallen?
Der Rosenmontagsumzug in Köln musste in der Geschichte bereits häufiger ausfallen. So gab es 1830 aufgrund eines Regierungsverbots keinen Zug, 1833 fand kein Umzug aufgrund von Meinungsverschiedenheiten statt. 1851 verhinderte die preußische Zensur die Karnevalsfeier, auch in den Jahren 1856 und 1861 fand kein „Zoch“ statt. 1868 fiel der Karnevalsumzug wegen eines Unwetters aus, und 1871 verhinderte der deutsch-französische Krieg die Karnevalsfeiern.
In den Jahren 1915-1918 gab es wegen des Ersten Weltkriegs keinen Rosenmontagsumzug, in den Folgejahren bis 1926 untersagte die britische Besatzung generell alle Karnevalszüge. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise wurde in den Jahren 1931 bis 1932 kein Umzug durchgeführt, ab 1940 fielen die Rosenmontagsumzüge wegen des Zweiten Weltkriegs aus. Erst ab 1949 kehrten die Karnevalisten mit dem Motto „Mer sinwidder do undunn wat merkünne!“ zurück.
1991 gab es aufgrund des Golfkriegs keinen offiziellen Rosenmontagsumzug. 2021 fand unter dem Sessionsmotto „Nur zesammesinmerFastelovend“ der Rosenmontagszug wegen der Corona-Pandemie als Puppenspiel in Zusammenarbeit mit dem Hänneschen Theater statt.
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