Was ist die lit.Cologne?
Die lit.Cologne ist nach eigenen Angaben das größte Literaturfestival Europas. Es geht über zwölf Festivaltage, mehr als 110.000 Besucher kommen, und es werden rund 200 Veranstaltungen geboten, darunter etwa 90 für Kinder und Jugendliche, die zur lit.kid. gehören.
Seit 2011 gibt es zusätzlich im Herbst das Lit.Cologne Spezial, mit etwas mehr als zehn Veranstaltungen. Zeitgleich findet seit vier Jahren die Lit.Ruhr im Ruhrgebiet statt. Das Konzept ist jeweils deckungsgleich mit dem der Lit. Cologne, und auch der Erfolg ist fast identisch: Sowohl das Spezial als auch die Lit.Ruhr sind zu 92 Prozent ausgelastet, bei der Lit.Cologne sind es 97 Prozent.
Gründe für den großen Andrang gibt es viele. Zum einen zieht das Literaturfest gefeierte und international bekannte Schriftsteller an. Zum anderen machen die Veranstalter nach wie vor das wahr, was sie bei der ersten lit.Cologne versprochen haben: Sie bieten Literatur zum Schmecken, Fühlen, Berühren, Riechen, Hören, Tanzen und Anfassen. Da werden die Lesungen mit Theater und Kabarett ergänzt. Ein Krimi-Autor, dessen Hauptfigur leidenschaftlich kocht, liest im Restaurant, wo er mit fachlicher Unterstützung auch die Gerichte seiner Hauptfigur kocht. Schriftsteller, die viel über Musik geschrieben haben, legen in der Disco auf. Umgekehrt erzählen Musiker, wie ihre Songtexte entstehen, und singen natürlich auch ein paar davon vor. Bücher zu aktuellen Themen werden mit Diskussionsrunden verbunden. Schauspieler, Kabarettisten und begnadete Vorleser wie Rufus Beck lesen aus ihren Lieblingswerken vor. Und nicht zuletzt ist es auch die Kombination aus Buch und Veranstaltungsort, die einen besonderen Reiz hat – beispielsweise wenn die Schauspielerinnen Eva Mattes und Hannelore Hoger die schönsten Stellen aus dem Alten Testament im Kölner Dom vorlesen.
Wo findet die lit.Cologne statt?
Der Name verrät es bereits: Das Literaturfestival findet in Köln statt. Und zwar im gesamten Stadtgebiet und an den ungewöhnlichsten Orten – zumindest für ein Belletristik-Event. In Museen, Hotels, Kinos, in einer Obdachlosenunterkunft, auf der Galopprennbahn, im Polizeipräsidium, im WDR-Funkhaus, im Zoo, auf einem Rhein-Schiff, im Geißbockheim, in Kirchen, auf der Spitze des Colonia Turms – überall war das Festival schon zu Gast. 2021 sollen wegen des Coronavirus möglichst viele Veranstaltungen draußen, beispielsweise im FC-Stadion oder im Tanzbrunnen stattfinden. Aber auch Online- und sogenannte Hybrid-Angebote haben die Veranstalter ins Auge gefasst.
Seit wann gibt es die lit.Cologne?
Die lit.Cologne wurde zum ersten Mal im März 2001 veranstaltet. Seitdem fand sie jedes Frühjahr statt. Im März 2020 musste das Literaturfestival in Köln allerdings wegen des grassierenden Corona-Virus abgesagt werden. Zunächst waren einige Nachholtermine im Gespräch. Doch die Pandemie-Lage machte auch dieses Vorhaben leider zunichte, so dass letztlich ausgerechnet die 20. Ausgabe ebenso wie das 10. Lit.Cologne Spezial ausfielen. Die Lit.Ruhr fand dagegen unter höchsten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen statt.
Und währen die Leipziger Buchmesse, die gewöhnlich zeitgleich mit der lit.Cologne stattfindet, auch für 2021 abgesagt wurde, soll das Literaturfestival Lit.Cologne 2021 auf jeden Fall realisiert werden. Dafür wurden viele Veranstaltungen nach draußen verlegt und Online-Angebote geschaffen und nicht zuletzt wurde das gesamte Festival vorsorglich vom Frühjahr in den Frühsommer verschoben. Nur die lit.COLOGNE-Gala 2021 hatte nicht verlegt werden können. Dementsprechend gab es leider erneut eine Absage.
Wie ist die lit.Cologne entstanden?
Nicht bei einem Kölsch, wie in Köln zu erwarten, sondern bei einem Gespräch in einem Kölner Eiscafé, entstand die Idee zum heutigen großen Literaturfestival. Zumindest ist es so auf der Website der lit.Cologne zu lesen. „Der Auslöser war der Ausstieg aus meinem alten Job“, berichtete Werner Köhler, einer der beiden Gründer, in einem Interview. Als Geschäftsführer eines Buchhandels hatte ihn der lieblose Umgang mit den Autoren bei Lesungen und anderen Literaturveranstaltungen mehr und mehr geärgert. „Schlechte Hotels, keine Betreuung“, schildert er. Mit seinem Freund und damaligen Geschäftspartner Rainer Osnowski war er sich einig: Bei einem Literaturfest nach ihrem Geschmack würden die Autoren im Vordergrund stehen und wie Stars behandelt. Ein weiterer Unterschied zu anderen Literatur-Veranstaltungen: „Wir waren die ersten, die sich neben dem Inhalt auch der Form gewidmet haben“, so Köhler. Die Literatur wird mit Musik, Tanz, Essen, Diskussionen, Kabarett und nicht zuletzt thematisch passenden Orten kombiniert, womit selbst bei Menschen, die nur wenig lesen, das Interesse an dem Kölner Festival geweckt wird. Ein klarer Beweis dafür: Die meisten Tickets sind schon nach ein oder zwei Tagen ausverkauft.
Welche Programmpunkte gibt es bei der lit.Cologne?
Gestartet wird das Festival seit vielen Jahren mit der Gala zur Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises. Ein weiterer fester Programmpunkt ist der Literaturmarathon. 24 Stunden am Stück wird im WDR-Funkhaus vorgelesen und das Ganze live auf WDR 5 übertragen – unterbrochen nur von den Nachrichten.
Die große lit.COLOGNE-Gala gehört ebenfalls fest ins Festival-Programm. Ebenso wie seit einigen Jahren die Verleihung des „Silberschweinpreis“. Dabei stellen drei Debütanten ihre Werke vor, und das Publikum entscheidet, wer am Ende ein mit 2222 Euro gefülltes, silbernes Schwein mit nach Hause nehmen darf.
Bei der lit.kid sind die Klasse-Buch-Lesungen fester Bestandteil des Programms. Schulklassen können zu ermäßigten Preisen zu den Lesungen kommen. Ein Angebot, das alljährlich tausende Schülerinnen und Schüler annehmen. Seit 2018 gibt es außerdem das Projekt "Schüler für Schüler". Dabei gestalten drei ausgewählte Schulen aus Köln und Umgebung das Programm aktiv mit. „Sie beschäftigen sich intensiv mit einem selbst gewählten Buch und präsentieren es dann zusammen mit dem Autor“, erklärt Angela Maas, die bis 2020 das Programm der lit.kid zusammengestellt hat. „Im Vorfeld bieten wir ihnen einen kleinen Workshop und lassen sie hinter die Kulissen unseres Festivals gucken“, sagt Maas weiter.
Welche bekannten Autoren waren schon zu Gast auf der lit.Cologne?
Viele. Und es ist unmöglich, eine Liste mit „den bekanntesten“ aufzustellen, ohne jemanden zu vergessen. Zumal Krimi-Fans natürlich ganz andere Autoren kennen und schätzen als Romanliebhaber. Daher nur soviel: Die Liste reicht von A wie Isabel Allende, Kofi Annan und Mario Adorf über TC Boyle und Julian Barnes, Nick Hornby, John Irving, Sarah Kuttner, Donna Leon, Henning Mankell, Herta Müller, Ingrid Noll, Ottfried Preußler Frank Schätzing, Martin Suter, Olga Tokarczuk und Mario Vargas Llosa bis W wie Martin Walser, Jan Weiler und Roger Willemsen.
Welche Preise werden auf der lit.Cologne verliehen?
Das Festival startet seit 2011 mit der Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises. Dabei werden die Preisträgerinnen und Preisträger in sieben Kategorien ausgezeichnet. Dazu gehören „Beste Interpretin/Bester Interpret“, „Beste Unterhaltung“ und „Bestes Kinderhörbuch“. 2018 wurde erstmals auch der „Beste Podcast“ geehrt. Die Dotierung beträgt 3333 Euro pro Kategorie.
Während des Festivals wird außerdem der „Silberschweinpreis“ verliehen. Ein Publikumspreis für Nachwuchsautoren, der mit 2222 Euro dotiert ist.
Wie finanziert sich die lit.Cologne?
Das größte Literaturfestival Europas war bis 2020 rein privatwirtschaftlich finanziert – durch den Verkauf der Tickets, durch Sponsorengelder und durch Spenden. Der WDR und der Kölner Stadt-Anzeiger stehen dem Festival außerdem als Medienpartner zur Seite.
Die lit.kid wird durch die Imhoff-Stiftung gefördert, die Gebärdendolmetscher, die seit 2017 zum Festival gehören, werden von der Aktion Mensch und der Kämpgen Stiftung finanziert.
2020 musste das Festival jedoch aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus abgesagt und die Tickets erstattet werden. „Sollte es jetzt ganz schlecht kommen, dass wir alle Eintrittsgelder zurückzahlen müssen, dann wäre die Lit.Cologne 2019 tatsächlich die letzte gewesen“, sagte Geschäftsführer Rainer Osnowski damals. Viele Besucher des größten Literaturfestivals wollten das jedoch nicht riskieren und verzichteten auf die Rückerstattung. Und auch die Stadt Köln wollte kein Risiko eingehen: Der Stadtrat entschied einstimmig, einen einmaligen Zuschuss von 500.000 Euro zu gewähren. Die Lit.Cologne sei prägend für den Medienstandort Köln und habe eine große Strahlkraft für die ganze Stadt, deshalb wolle man das Festival in dieser existentiellen Krise unterstützen und die Planung für 2021 ermöglichen, hieß es in der Begründung. Weiter will die Stadt auch mit dem Land NRW über eine mögliche Unterstützung sprechen.
Welche Auszeichnung hat die lit.Cologne bereits erhalten?
Das Literaturfestival ist bereits dreimal als "Bestes Kulturereignis" mit dem Kölner Kulturpreis ausgezeichnet worden. 2010, 2013 und 2016 ging der Preis an die drei Geschäftsführer Rainer Osnowski, Werner Köhler und Edmund Labonté.
Was ist die lit.kid auf der lit.Cologne?
Ein maßgeblicher und gleichwertiger Bestandteil des größten Literaturfestivals war von Anfang an die lit.kid: ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche. So waren 2020 von den 200 Veranstaltungen der lit.Cologne 90 für die lit.kid vorgesehen. Und wie in jedem Jahr war wieder für jede Altersklasse etwas dabei – sowohl für Grundschulkinder als auch für fast Erwachsene.
„Anfangs mussten wir den Verlagen und Autoren noch erklären, was wir vorhaben und wer wir sind“, erinnert sich Angela Maas, die seit 2001 das Programm für die Lit.kid zusammengestellt hat. Inzwischen kämen die Verlage auf sie zu und würden Bücher vorschlagen. Aber auch ihre Planung habe sich geändert. „Am Anfang stand die Idee, die Lesung möglichst an einem Ort stattfinden zu lassen, der gut zum Buch passt. Ich erinnere mich besonders gern an Otfried Preußlers „Der kleine Wassermann“ im Aquarium des Kölner Zoos“, erzählt Maas. Mittlerweile habe man jedoch festgestellt, dass manche Orte – wie das Kölner Polizeipräsidium – spannender klingen, als sie es schlussendlich sind. Und oft sei ein schöner Theatersaal letztendlich geeigneter. Ungewöhnliche Orte finden sich aber immer noch im Programm der lit.kid.
Zu diesem Programm gehören seit Beginn die Klasse-Buch-Lesungen und seit 2018 das Projekt Schüler für Schüler. Dabei dürfen die Jugendlichen von drei ausgewählten Schulen das Programm der lit.cologne mitgestalten und einen Blick hinter die Kulissen des größten Literaturfestivals Europas werfen.