Kinobiografie "Die Promoterin" mit Meg RyanEine Frau lässt sich nach oben boxen
Boxende Frauen sind für die deutschen Kinobesucher nichts ungewöhnliches mehr. Die durch ihre Rollen als süßer Tolpatsch beliebte Meg Ryan als knallharte Karrierefrau zu sehen, ist allerdings ungewohnt. In ihrem neuen Film geht sie ihren Weg in einem Berufsfeld, wo nach wie vor dicke Männer mit Goldschmuck, Zigarre und rüdem Verhalten den Ton angeben. Ihre Berufsbezeichnung heißt Promotor und sie haben die Macht hinter den Kulissen des Rings. Aber deren Ausübung bleibt nicht auf eine maskuline Welt beschränkt. Warum das so ist, erzählt der amerikanische Film "Die Promoterin", der ab 24. Juni in die deutschen Kinos kommt. Schon der Titel macht klar, um was es geht, nämlich um die ungewöhnliche Karriere einer patenten Frau, die sich durchzusetzen weiß in der Boxszene. Mit der populären Meg Ryan ist die Titelrolle attraktiv besetzt, Regie führt Charles S. Dutton, der auch eine Rolle als Boxveteran übernommen hat. Vorbild für die Hauptfigur Jackie Kallen ist eine gleichnamige Frau aus Detroit, die in den späten achtziger Jahren ihre journalistische Tätigkeit aufgab, um Boxer zu managen. Kallen selbst erinnert sich an diese Zeit: "Ich tat nicht das, was von einer weißen, jüdischen Frau aus den Vororten erwartet würde. Aber ich liebte meine Boxer. Ich liebte den Sport, und ich liebte die Herausforderung, jungen Männern bei der Verwirklichung ihrer Träume zu helfen." Der Film beginnt dann auch mit Szenen von einem kleinen Mädchen, das als Tochter eines Boxtrainers früh in Berührung kommt mit den harten Männern im Ring, die sich nichts schenken beim Schlagabtausch. Dieses kleine Mädchen erfährt schmerzlich, wie unerwünscht es in diesem Milieu aus Männerschweiß und Nasenbluten ist. Viele Jahre später treffen wir auf der Leinwand eine Frau an, die ihre Kinderträume nie aufgegeben hat. Alles ist sehr absehbarMeg Ryan ist etwas zu sanft für harte Frauentypen. Das war auch schon der Webfehler des Militärdramas "Mut zur Wahrheit", in der die Schauspielerin die erste für eine Ehrenmedaille nominierte US-Soldatin spielte. Doch die noch immer mädchenhafte Blondine strahlt durchaus Eigenwillen aus, dazu ist sie konkurrenzlos sympathisch als ewiges "girl next door". Allerdings kann auch Ryan nicht verhindern, dass die für Kinozwecke arg geschönte und veränderte Biografie von Jackie Kallen sehr uninspiriert abgespult wird. Ein bisschen Liebe und ein bisschen Konflikt, der schwierige, doch letztlich erfolgreiche schwarze Boxer, der arrogante, von Tony Shalhoub mit Spielfreude verkörperte Boxpromoter traditionellen Machotyps - das ist alles nur allzu absehbar. Nie wird der Betrachter frei vom Gefühl, dieser Film sei nur deshalb entstanden, um Hollywood-Star Ryan eine Rolle zu bieten, in der sie sich mal wieder von einer anderen Seite zeigen konnte. Für ein lohnendes Kinoerlebnis ist das zu wenig. Für Fans von Meg Ryan, und von denen gibt es auch hier zu Lande etliche, mag "Die Promoterin" gleichwohl ihre Reize haben.