Forscherteam gelingt Herstellung von AntikörpernSars-Virus: Bahnbrechende Entdeckung
Marburg (rpo). Offenbar ist einem internationalen Forscherteam ein bahnbrechender Durchbruch gegen die Lungenkrankheit Sars gelungen. Die Wissenschaftler, unter ihnen auch deutsche Experten, haben ein Methode zur zur Herstellung von Antikörpern gegen den Erreger entwickelt.Im Tierversuch mit Mäusen hätten die gewonnenen Antikörper die Ausbreitung des Virus bereits stoppen können, sagte der Marburger Virologe Stephan Becker von der Philipps-Universität am Dienstag. Bevor die ersten Versuchsreihen am Menschen gestartet werden könnten, seien zunächst aber weitere Tests mit Affen und Frettchen notwendig. "Wenn sich Sars weiter ausbreitet und die Pharmaindustrie deswegen die Forschung energisch vorantreibt, könnten die ersten Freiwilligen-Tests am Menschen schon in einem Jahr beginnen", sagte Becker. Seit Mitte vergangenen Jahres forschten der Marburger Virologe und seine Kollegen vom Institute for Research in Biomedicine (IRB) im schweizerischen Bellinzona und vom Laboratory of Infectious Diseases (LID) in Maryland, USA, an einer Strategie gegen die heimtückische Krankheit, mit der sich seit dem ersten bekannten Auftreten im Februar vergangenen Jahres in Vietnam weltweit rund 8000 Menschen infiziert haben. Etwa 800 sind an den Folgen der Krankheit gestorben. B-Gedächtniszellen aus dem Blut von Menschen gewinnenDie neue Methode zur Herstellung der Antikörper beruht darauf, so genannte B-Gedächtniszellen aus dem Blut von Menschen zu gewinnen, die eine Infektion überstanden haben. Die Gedächtniszellen patrouillieren nach überstandener Infektion dauerhaft im Körper und können kurzfristig Antikörper gegen den dann bereits bekannten Angreifer ausschütten. Die beiden Schweizer Wissenschaftler Elisabetta Traggiai und Antonio Lanzavecchia isolierten diese Gedächtniszellen und machten sie mittels einer Virusinfektion "unsterblich". Das bedeutet, dass sie sich theoretisch - ähnlich wie Krebszellen - unendlich oft teilen können. Danach wurden jene geklonten Zellen, die besonders effizient Antikörper gegen Sars produzierten, in großen Mengen angezüchtet. Die Antikörper wurden schließlich in Tierversuchen getestet. Das Ergebnis: Schon eine relative geringe Menge von ihnen blockierte die Ausbreitung des Virus in infizierten Mäusen. Die Methode sei auch breit anwendbarNach den Worten Beckers können mit der neuen Methode Antikörper nicht nur in sehr kurzer Zeit hergestellt werden. Die Methode sei auch breit anwendbar. Nicht nur das Sars-Virus könne so bekämpft werden. "Zumindest im Prinzip könnte damit eine ganze Reihe von Virusinfektionen gehemmt werden", erläuterte Becker. Vermutet werde, dass sich mit der jetzt vorgestellten Methode auch Epidemien bekämpfen lassen, die von bislang unbekannten Viren ausgelöst werden. Das Marburger Institut für Virologie gehört zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen für hochansteckende Infektionskrankheiten. Die Diagnostik-Einrichtung des Instituts wurde 1976 gegründet. Damals waren sieben Menschen an einem geheimnisvollen Fieber gestorben, dessen Erreger von den Forschern erstmals identifiziert wurde und der seitdem den Namen Marburg-Virus trägt.