Wie ist die Fußballkarriere von Sinan Kurt verlaufen?
Die "Sport Bild" schrieb über ihn: "Sinan Kurt kann in der Offensive alle Positionen bekleiden. Kurt kommt zwar am liebsten über den linken Flügel, kann aber auch auf der rechten Seite, als hängende Spitze oder im Sturmzentrum zum Einsatz kommen. Kurts größte Waffe ist sein linker Fuß. Der Junioren-Nationalspieler hat fast alle Varianten im Repertoire. Vollspann, Schlenzer, Außenrist – Kurt erzielt seine Tore auf vielfältige Art und Weise. Auch sein Passspiel ist beachtlich." Diese Sätze von Deutschlands größtem Sport-Magazin aus dem Jahr 2014 verdeutlichen, welchen Nimbus Sinan Kurt zu Beginn seiner Karriere hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade sein Bundesliga-Debüt für den FC Bayern München gegeben. Der talentierte Linksfuß wurde aufgrund seiner Spielweise damals auch "Mini-Reus" genannt, und sein Name stand in den Notizblöcken aller namenhaften Bundesliga-Scouts.
Erste Gehversuche im Fußball machte Kurt beim SV Dohr 97, einem kleinen Verein aus dem Gladbacher Stadtteil Giesenkirchen. Danach folgte als nächste Station der Rheydter SV, bevor der junge Mann 2007 zu Borussia Mönchengladbach wechselte. In Mönchengladbachs Fohlenstall durchlief das damalige Top-Talent die U17- und U19-Nachwuchsmannschaften des Bundesligisten, bevor er in der Saison 2014/15 das erste Mal für die Zweitvertretung der Borussen in der viertklassigen Regionalliga West auflief. Danach sollte er eigentlich Teil des Profikaders des fünfmaligen Deutschen Meisters werden, Differenzen mit dem FC Bayern München um eine Verpflichtung des damals als "Super-Talent" bezeichneten Spielers verhinderten dies jedoch.
So wechselte Sinan Kurt dann letztlich im August 2014 für eine kolportierte Ablösesumme von rund drei Millionen Euro zum Rekordmeister in die bayerische Landeshauptstadt. Pep Guardiola, der damals Trainer der Bayern war, hatte sich für den Transfer stark gemacht. Verhalten und Äußerungen seines damaligen Beraters und Sinan Kurts früher Wechsel zu den Bayern sorgten für viel Ärger bei den Fans von Borussia Mönchengladbach, die es Kurt übel nahmen, die Borussia verlassen zu haben.
Im Nachhinein war der damalige Wechsel auch ein Fehler, denn bei den Bayern schaffte Sinan Kurt nicht den Durchbruch. Er unterschrieb bis 2018, absolvierte allerdings nur ein Spiel für die Bayern-Profis, als ihn der damalige Chefcoach Pep Guardiola am 25. April 2015 beim 1:0-Heimsieg gegen die Hertha aus Berlin einwechselte.
Dies sollte das erste von lediglich drei Bundesligaspielen für Sinan Kurt werden; die beiden anderen absolvierte er für den Gegner seines Debüts, Hertha BSC, zu denen er vor der Rückrunde der Saison 2015/2016 für 500.000 Euro wechseln sollte.
Vor diesem Wechsel durchlebte Sinan Kurt eine eher unbefriedigende Zeit beim FC Bayern München. In seinem ersten Jahr bei den Bayern spielte der junge Spieler meist für die A-Jugend und einmal für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Bayern. Fun Fact am Rande: Trotz nur eines Bundesligaspiels für die Bayern-Profis kann sich der gebürtige Mönchengladbacher offiziell als Deutscher Meister bezeichnen, denn die Bayern gewannen in seiner erste Saison in München die Meisterschaft. In seinem zweiten Jahr beim FC Bayern wurde Sinan Kurt sechzehnmal in der zweiten Mannschaft unter deren Chefcoach Heiko Vogel eingesetzt, wobei er einmal das Tor traf. Für die erste Mannschaft wurde er allerdings nicht mehr nominiert, so dass er letztlich zur Hertha nach Berlin wechselte.
Dort unterzeichnete er einen Vertrag bis 2019, spielte jedoch in seiner ersten Saison nur für die Zweitvertretung der Hertha, und auch in der darauffolgenden Saison 2016/17 konnte er sich nicht bei den Berliner Profis durchsetzen. Immerhin gab er in der Hinrunde jener Saison sein Erstliga-Debüt im Heimspiel gegen den Hamburger Sportverein, das die Hertha mit 2:0 gewinnen konnte. Er wurde kurz vor Schluss für Alexander Esswein eingewechselt.
In Berlin geriet Sinan Kurt immer wieder mit dem Trainer der Hertha, dem Ungarn Pal Dardai aneinander, der sich über den fehlenden Einsatz des Spielers beschwerte. So sagte Dardai dem Fachmagazin "Kicker" während der Vorbereitung auf die Saison 2017/18: "Ich bin mit ihm unzufrieden, das weiß er auch. Wenn man einen jungen Spieler ständig motivieren muss, habe ich ein Problem damit. Die letzten Tage fängt er an, sich richtig zu bewegen. Aber es sind immer wieder dieselben Rückfälle. Vielleicht liegt es auch an mir, vielleicht bin ich ein schlechter Trainer." Sinan Kurt war nach seinem Urlaub mit Übergewicht zum Mannschaftstraining gekommen und hatte sich daraufhin auch noch beide Fersen entzündet. "Mentalität ist für mich das Wichtigste", so Dardai gegenüber dem Kicker. "Wenn das jemand nicht kapiert, hat er ein Problem." Der Verein müsse den Flügelspieler nicht unbedingt abgeben, so der Ungar mit deutlichen Worten: "Sinan soll hier seinen Arsch bewegen." Diese Aufforderung bewirkte aber anscheinend wenig, denn auch bei der Hertha sollte sich Sinan Kurt nicht mehr durchsetzen können und seinen Ruf als "ewiges Talent" weiter zementieren. In seiner vorlezten Saison bei Hertha BSC Berlin spielte er noch 21-mal für die zweite Mannschaft, wobei er einen Treffer erzielen konnte. Seine letzte Spielzeit bei Hertha 2018/19 verbrachte er ausschließlich in der zweiten Mannschaft, für die er siebenmal in der Regionalliga auflief.
Anfang 2019 zogen er und der Hauptstadt-Club dann die Reißleine und Sinan Kurt wurde zum österreichischen Zweitligisten WSG Wattens transferiert. Dort spielte er in der Saison 2018/19 in 13 Partien und stieg mit dem Verein in die österreichische Bundesliga auf. Sein damaliger Trainer Stefan Köck fand lobende Worte für Kurt: "Ich kann von dem Jungen nur das Beste sagen, er hat null Star-Allüren gehabt, er ist ein toller Mensch. Er hat immer wieder seine Klasse gezeigt, war ein sehr angenehmer und super Typ."
Er verließ den Club dann jedoch wieder aufgrund der Ausländerregel und musste eine 15-monatige Zwangspause ohne Verein einlegen, bevor es dann für ihn im September 2020 in die Nähe seiner Heimat Mönchengladbach zum Regionalliga-Aufsteiger SV Straelen ging. Dort lief es zunächst vielversprechend für Sinan Kurt: So spielte er in der Liga siebenmal hintereinander und bereitete dabei zwei Tore für die Straelener vor, verletzte sich dann jedoch und spielte nie mehr für den Verein.
Anfang 2021 wurde sein Vertrag dort aufgelöst, und er wechselte zum slowakischen Erstligisten FC Nitra, der neben Kurt sieben weitere deutsche Spieler verpflichtete. Dort unterschrieb er bis 2022. Das Kapitel "Osteuropa" sollte jedoch auch unbefriedigend für Sinan Kurt enden: Wegen fehlender Gehaltszahlungen löste er seinen Vertrag nach der Saison 2020/21 in der Slowakei wieder auf. Er hatte insgesamt in 13 Spielen mitgewirkt und stieg mit dem FC Nitra als Tabellenletzter ab. „Es gab einige Probleme. Wir haben über drei Monate keine Gehälter bekommen, auch andere Sachen, die vertraglich vereinbart waren, wurden vom Verein nicht eingehalten“, sagte Kurt der Sport-Redaktion der "Rheinischen Post" im Juni 2021. "Es war so viel Unruhe, da konnte man sich nicht auf das Fußballspielen konzentrieren. Es ist sehr schade, dass alles so gekommen ist. Was ich aber mitnehme aus der Zeit: Ich habe mich wieder als richtiger Profi gefühlt. Das ist wichtig für mich.“
Aktuell ist er zum zweiten Mal in seiner Karriere vereinslos, sondiert nun, wie es weitergehen kann und soll. „Ich bin offen für alles, würde gern wieder im Ausland spielen, aber auch in der Bundesliga oder der Zweiten Liga in Deutschland“, so Kurt im Juni in der "Rheinischen Post".
Sinan Kurts Karriere in den Jugend-Nationalmannschaften des Deutschen Fußballbundes (DFB) ist hingegen durchaus respektabel: So durchlief er alle Nachwuchsmannschaften der Altersklasse U15 bis U18 und schoss dabei in in 25 Länderspielen sechs Tore. 2014 lief er dann zum ersten Mal auch für die U19-Nationalelf auf, für die er insgesamt vier Spiele machte. Insgesamt lief er also in 29 Spielen mit dem Adler auf dem Trikot über den Platz.
Das ist Sinan Kurt