Verhärmte Julia Roberts in "Voll Frontal"
Frankfurt/Main (rpo). Einen in 18 Tagen abgedrehten Zwei-Millionen-Dollar-Billigfilm mit Weltstar Julia Roberts zu besetzen, schafft derzeit nur ein US-Regisseur: Steven Soderbergh. Soderberghs neuer Film "Voll Frontal" ist ein kritisches Seelenpanorama von Menschen in Hollywood. Soderbergh hat an seinem Arbeitsplatz in Kalifornien trotz seiner noch recht jungen Jahre schon extreme Erfahrungen gemacht. Erst war er auf Anhieb ganz oben, dann stürzte er nach mehreren Flops tief ab, rappelte sich wieder hoch und ist nun mit einigen Kassenerfolgen und der begehrtesten Film-Trophäe der Welt in der Tasche so unanfechtbar, dass er sich sogar mal eine sicherlich an den Kinokassen nicht allzu erfolgreiche Arbeit wie diesen improvisierten Episodenstreifen "Voll Frontal" leisten kann. Der Regisseur, der auch die Kamera führte, zeigt Hollywood als einen Ort, der Menschen deformiert und verroht. Die Handlung spielt an einem Tag, gezeigt werden eine ganze Reihe von Figuren, die sich an diesem Tag begegnen oder miteinander bekannt sind. Julia Roberts verkörpert eine mittelmäßige Schauspielerin, der man eine Menge Frust im Gesicht ablesen kann. In diesem Film strahlt die "Pretty Woman" von einst überhaupt nicht, der Superstar wirkt sogar etwas verhärmt. Ohnehin hat die wesentlich unbekanntere, aber bei den besten US-Regisseuren sehr beliebte Catherine Keener die dankbarere Rolle. In der ist sie als knochenharte Personalspezialistin zu sehen, die mit einem glücklosen Drehbuchautor verheiratet ist, den sie mit einem selbstverliebten Produzenten betrügt. Hin und wieder kann eine der Figuren in Soderberghs Hollywood-Panorama das Interesse des Betrachters erwecken. Doch insgesamt schaut man dem nervösen und wichtigtuerischen Treiben der menschlichen Wracks recht teilnahmslos zu. Das liegt auch daran, dass sich Soderbergh nicht richtig festlegen will: Soll das nun ein Sittenbild sein, eine Anklage, eine Tragödie, eine Komödie oder gar eine Satire? Der Filmemacher ist sichtlich angeekelt von dem menschlichen Milieu, in dem er sich beruflich bewegt. Aber er will es sich wohl auch nicht ganz verderben mit der Hand, die ihn füttert. Mag sein, "Voll Frontal" war gut für Soderberghs Psyche. Aber so interessant ist für andere diese nun auch wieder nicht. Warten wir also lieber auf den nächsten 'richtigen' Film des Oscar-Preisträgers.