Tödliches Fangenspiel im Actionstreifen von William FriedkinsTödliches Fangenspiel in "Die Stunde des Jägers"
Frankfurt/Main (rpo). Der Altmeister William Friedkins bietet Liebhabern des Action-Genres ein tödliches Fangenspiel. In "Die Stunde des Jägers", dreht ein ehemaliger Killer der Regierung durch. Ein Film, in dem sich alles um die "klassiche" Kunst des Tötens dreht, ohne den Einsatz von Gewehren, Lasern oder anderen neuzeitlichen Waffen. Das Thema ist scheinbar so verwerflich wie simpel, seine Handhabung so brillant, wie man es bei Friedkin, der bei "Exorzist" und "French Connection" Regie geführt hat, erwarten durfte. Im Wald liegen vier fachmännisch ausgeweidete Jäger, und der zu Hilfe gerufene L.T. Bonham, ein ehemaliger Nahkampfausbilder, erkennt den Mörder sofort als seinesgleichen und kann ihn in einer Höhle stellen. Es ist Aaron, sein bester Schüler, einst als Soldat im Dienst der Regierung zuständig für schmutzige Aktionen, sprich: als Killer tätig. Und nun wirkt er als irre geleiteter Tierschützer: Die Freizeitjäger hat er umgebracht, weil sie mit verbotenen High-Tech-Waffen jagten. Wie unfair! Bevor die arroganten FBI-Agenten ihre verrückt gewordene Kampfmaschine heimlich liquidieren können, bringt Aaron sie seinerseits um und flieht. Über Stock und Stein, durch Stadt, Land und Fluss verfolgt nun Bonham seinen Lieblingsschüler und wird selbst verfolgt von Schuldgefühlen, weil er Aaron im Stich gelassen hatte, als dieser ihn brieflich wegen seiner Albträume um Hilfe bat. Kurze Rückblenden informieren über ihre frühere Verbindung und über Aarons Gründe zum Ausrasten: Der Kosovokrieg war schuld, so suggeriert dieser Thriller, und zeigt zu Beginn nächtliche Schlachtereien von Brachialserben. "Rambo" wurde einst im Vietnamkrieg verdorben - doch eigentlich ist der Anlass egal. Denn anders als bei "Rambo", der von der Gesellschaft letztendlich wieder aufgenommen wird, wagt es Friedkin, eine Welt ohne Erlösung zu zeigen, in der selbst die obligatorische Frau keinen Trost bieten kann. Die hübsche Polizistin, die Bonham eine Zeit lang begleitet, kann den einsamen Wolf ebenso wenig umpolen wie die junge Mutter ihren Exfreund Aaron. Sie und auch die diversen "Kollateralschäden" an Polizisten, dürfen die Hetzjagd nur kurz unterbrechen, denn im Grunde ist das "Duo infernale" Aaron und Bonham sich selbst genug. Es lässt sich leicht spotten über dieses tödliche "Fang mich doch!"-Spiel zweier Männer - doch Friedkins atemberaubende Inszenierung hat so gar nichts von der comic-haften Albernheit vieler computeranimierter, gelackter Actionfilme, sondern zeigt Mann-gegen-Mann-Kämpfe in ungewohnter, schweißiger Nähe und Brutalität, aber ohne Voyeurismus. Es ist zudem ganz einfach spannend, die Guerillataktik Aarons auch in der Stadt mitzuerleben, wo's zur Not ein Fahrrad tut und die gebändigte Natur des Stadtparks wieder bedrohlich wird. Unterm Pflaster liegt der Dschungel, und hinter den rasierten Gesichtern scheint das Raubtier auf: Es kann nur einen geben. Die reduzierte Inszenierung konzentriert sich auf die tragische Unausweichlichkeit beider Schicksale, was fast ohne Pathos gelingt. Der elegische Abgesang von Johnny Cash und Bob Dylan im Soundtrack dient zugleich als Beichte und Totenpredigt. Tommy Lee Jones als Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nie mehr loswird, und Benicio Del Toro als fehlgeleiteter guter Junge lassen eine existenzielle Verzweiflung spüren, wie sie im amerikanischen Mainstream-Kino selten geworden ist. In "Auf der Flucht" hat Jones ebenfalls einen fanatischen Verfolger gespielt, doch diesmal ist die Botschaft eine entgegengesetzte: Das Töten macht keinen Sinn. Überhaupt keinen.