Was ist die U21-EM?
Die U21-EM ist ein von der UEFA ausgerichtetes Länder-Turnier für U21-Nationalmannschaften. U21-Spieler, die an dieser Europameisterschaft teilnehmen, dürfen das 21. Lebensjahr zum Zeitpunkt der Qualifikation noch nicht abgeschlossen haben. Aktueller Champion ist die spanische U21-Nationalmannschaft. Rekordsieger sind die Nationalmannschaften Spaniens und Italiens mit jeweils fünf Titeln. Das Turnier zieht sich über einen Zeitraum von zwei Jahren und dient den Mannschaften alle vier Jahre auch als Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Nach einer Qualifikationsrunde in neun Gruppen nehmen letztlich 16 Mannschaften in vier Gruppen an der Endrunde teil.
Die U21-EM gibt Aufschluss darüber, wo ein nationaler Fußballverband in seiner sportlichen Entwicklung steht. Zudem ist sie auch ein Laufsteg für talentierte Spieler. Schon viele spätere Stars hatten hier ihre großen Momente. Heute sind es Moukoko, Greenwood, Tonali, Kluivert und Co., die für offene Münder sorgen. Früher waren es Spieler wie Figo, Özil oder Pirlo, die ihre Sporen bei der Europameisterschaft der U21 auf internationaler Bühne verdienten.
Spaniens Coach Luis de la Fuente bringt die Bedeutung der Unterstützung junger Spieler in einem Interview mit der "Münchner TZ" auf den Punkt: "Dass viele dieser Spieler bereits in der A-Nationalmannschaft gesetzt sind, obwohl sie eigentlich U-21-Spieler wären, ist die größte Belohnung für unsere Arbeit – und wäre ohne den Mut von Nationaltrainer Luis Enrique nicht möglich gewesen (...). Spanische Talente wie Olmo, Marc Roca oder Angeliño haben in der Bundesliga eine fantastische Liga gefunden, wo auf junge Spieler wie sie gesetzt wird. Ich finde es schade, dass Spieler mit diesem Potenzial nicht bei uns in LaLiga aktiv sind. Ich verstehe es schlichtweg nicht. Junge Spieler brauchen Vertrauen, und das finden viele aktuell eben in der Bundesliga. In Deutschland wird frühzeitig auf die Stars von morgen gebaut."
Das Interesse an diesem Wettbewerb ist dementsprechend groß. Das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn verfolgten 2,38 Millionen Zuschauer an ihren Fernsehgeräten live mit.
Seit wann gibt es die U21-EM?
Die U21-EM wurde 1978 ins Leben gerufen. Sie ist der Nachfolgewettbewerb der U23-EM, die zwischen 1972 und 1976 ausgetragen wurde. Viele spätere Stars wurden bei diesem Turnier "entdeckt" beziehungsweise spielten sich auf die Einkaufslisten der großen Clubs. Zudem ist die U21-EM auch immer ein Gradmesser der Entwicklung und Jugendarbeit in den einzelnen Landesverbänden. Der Wettbewerb soll einen Überblick über die Talente der jeweiligen Nationen geben und zudem die Möglichkeit bieten, sich im Vierjahres-Rhythmus für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Die deutsche Olympia-Auswahl wird ebenfalls von U21-Coach Stefan Kuntz betreut. Daher bietet es sich an, aufzufallen, denn bei den Olympischen Spielen laufen längst nicht nur Nachwuchskräfte des deutschen Profifußballs auf. So verkündete Stefan Kuntz jüngst, dass er sich auch eine Rückkehr des von Jogi Löw ausgemusterten Veteranen Mats Hummels (32) vorstellen könnte: "Mats hat schon letztes Jahr sein Interesse bekundet und das aufrecht erhalten. Deshalb steht er auf der Liste, was mich sehr freut", sagte Kuntz der "Sport Bild". Daher ist eine Nominierung für die Youngsters kein Selbstläufer, was ihre Motivation noch steigern dürfte.
Wer qualifiziert sich für die U21-EM?
Alle Mitgliedsverbände der UEFA haben das Recht, an der Qualifikationsrunde teilzunehmen. Die an der Qualifikation teilnehmenden Teams spielen eine Gruppenphase in neun Gruppen. Die neun Sieger dieser Gruppenphase sowie der beste Gruppenzweite qualifizieren sich neben den Gastgebernationen für die Endrunde. Die übrigen acht Gruppenzweiten müssen in die Play-offs. Die daraus resultierenden vier Sieger treten ebenfalls in der Endrunde an.
Die Rangliste der erfolgreichen Mannschaften dieses Turniers unterscheidet sich nur marginal von der Liste, die die A-Nationalmannschaften in vergleichbaren Wettbewerben bewertet:
- Platz 1 teilen sich Italien und Spanien mit jeweils fünf Titeln
- Platz 3 geht an die jeweils 1976, 1980 und 1990 sehr erfolgreiche Sowjetunion
- Platz 4 teilen sich Deutschland, England und die Niederlande mit jeweils drei Titeln
- Platz 7 beinhaltet die einmaligen Titelgewinner Ungarn, Tschechoslowakei, Jugoslawien, Frankreich, Tschechien und Schweden
Der Deutsche Luca Waldschmidt wurde 2019 mit sieben Treffern nicht nur bester Torschütze des Turniers, sondern teilt sich mit dem Schweden Marcus Berg (2009) die Trefferzahl, was beide zu Rekordtorschützen einer U21-EM macht.
Als einziger Deutscher wurde Rudi Völler 1982 zum "Golden Player", also zum besten Spieler des Turniers ernannt. Seine anschließende Karriere wird so manchem Nachwuchsspieler ein echter Ansporn gewesen sein, es ihm gleichzutun.
Was ist der Modus der U21-EM?
Die U21-EM ist ein klassisches Turnier. In der Qualifikation wird mit Hin- und Rückspiel in den Qualifikations-Gruppen gearbeitet. Für die Gruppen-Zweiten stehen Play-Offs auf dem Plan. Anschließend geht es in die Endrunde. Erstmals qualifizieren sich 2021 gleich 16 Teams für die Teilnahme an der Endrunde einer U21-EM. Die beiden besten Mannschaften aus den vier Gruppen schaffen wiederum den Sprung ins Viertelfinale. Folgende Teams standen 2021 nach der Gruppenphase als Teilnehmer des Viertelfinales fest: Niederlande, Deutschland, Spanien, Italien, Dänemark, Frankreich, Portugal und Kroatien. Die beiden Gastgeberländer Ungarn und Slowenien landeten abgeschlagen und ohne Sieg auf dem letzten Platz ihrer jeweiligen Gruppe.
Folgende Paarungen kämpfen am 31. Mai in den Viertelfinal-Spielen um das Erreichen des Halbfinales:
- Spanien gegen Kroatien (18 Uhr, Maribor)
- Niederlande gegen Frankreich (18 Uhr, Budapest)
- Portugal gegen Italien (21 Uhr, Ljubljana)
- Deutschland gegen Dänemark (21 Uhr, Székesfehérvár)
Die beiden Halbfinal-Spiele finden am 3. Juni in Maribor (18 Uhr) und Székesfehérvár (21 Uhr) statt, das Finale wird am 6. Juni (21 Uhr) in Ljubljana ausgetragen.
Wie viele Gruppen gibt es bei der U21-EM?
In der Qualifikationsphase gab es neun Gruppen.
Gruppe 1: Italien, Island, Irland, Schweden, Armenien, Luxemburg
Gruppe 2: Frankreich, Schweiz, Georgien, Slowakei, Aserbaidschan, Liechtenstein
Gruppe 3: England, Österreich, Albanien, Türkei, Kosovo, Andorra
Gruppe 4: Tschechien, Kroatien, Schottland, Griechenland, Litauen, San Marino
Gruppe 5: Russland, Polen, Bulgarien, Serbien, Estland, Lettland
Gruppe 6: Spanien, Nordmazedonien, Israel, Kasachstan, Färöer, Montenegro
Gruppe 7: Niederlande, Portugal, Norwegen, Weißrussland, Zypern, Gibraltar
Gruppe 8: Dänemark, Rumänien, Ukraine, Finnland, Nordirland, Malta
Gruppe 9: Deutschland, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Wales, Moldau
Die Endrunde wird von 16 Mannschaften bestritten, die nach den feststehenden Ergebnissen der Gruppenphase und der Platzierung in der jeweiligen Tabelle gemäß in folgende vier Gruppen eingeteilt wurden:
Gruppe A
Ungarn (Gastgeber)
Deutschland
Rumänien
Niederlande
Gruppe B
Slowenien (Gastgeber)
Spanien (Titelverteidiger)
Tschechische Republik
Italien
Gruppe C
Russland
Island
Frankreich
Dänemark
Gruppe D
Portugal
Kroatien
England
Schweiz
Den stärksten Eindruck hinterließen bisher die Teams aus Portugal und Dänemark, die alle drei Gruppenspiele gewinnen konnten und bislang ohne Gegentor blieben. Auf die Portugiesen wartet im Viertelfinale Italien, das Slowenien souverän mit 4:0 abfertigen konnte, gegen Titelverteidiger Spanien aber nur ein 0:0 erreichte. Dänemark hingegen muss sich im Viertelfinale mit Deutschland messen. Das Team von U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz musste sich regelrecht ins Viertelfinale zittern. Nach einem klaren 3:0-Erfolg über Gastgeber Ungarn wurde es gegen die Niederlande eher eng. Die Partie gegen das Nachbarland endete mit 1:1. Noch schwerer tat man sich gegen Rumänien, das mit einem Sieg auch noch große Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale gehabt hätte. Auch hier reichte es nur zu einem Remis. Das Ergebnis des Spiels lautete 0:0. Den höchsten Sieg im bisherigen Turnierverlauf fuhr die Nationalmannschaft der Niederlande ein. Die Ungarn düpierte man im Gruppenspiel mit einem 6:1-Kantersieg.
Wo findet die U21-EM statt?
Die U21-EM findet 2021 in Slowenien und Ungarn statt. 2023 wird sie in Rumänien und Georgien ausgetragen.
Warum spielen bei der U21-EM auch 23-Jährige mit?
Die teilnehmenden Spieler dürfen bei Beginn der Qualifikationsphase, also bis zum ersten Spieltag, das 21. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen haben. Spielberechtigt sind also alle Spieler, die am oder nach dem 1. Januar 1998 geboren wurden. Da zwischen der Qualifikation und der Endrunde aber zwei Jahre liegen, spielen im Ergebnis auch ältere Spieler in den Nationalmannschaften, die bei der U21-EM mitmachen.
Wie viele Mannschaften nehmen an der U21-EM teil?
An der Endrunde nehmen 2021 erstmals insgesamt 16 Mannschaften teil. Zuvor waren es zwölf Mannschaften in drei Gruppen. Die Qualifikationsphase besteht aus neun Gruppen mit jeweils sechs Teilnehmern.
Die Gruppen der Qualifikation für die U21-EM 2023 wurden bereits ausgelost:
Gruppe A: Kroatien, Österreich, Norwegen, Finnland, Aserbaidschan, Estland
Gruppe B: Deutschland, Polen, Israel, Ungarn, Lettland, San Marino
Gruppe C: Spanien, Russland, Slowakei, Nordirland, Litauen, Malta
Gruppe D: Portugal, Griechenland, Island, Belarus, Zypern, Liechtenstein
Gruppe E: Niederlande, Schweiz, Bulgarien, Wales, Moldawien, Gibraltar
Gruppe F: Italien, Schweden, Republik Irland, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Luxemburg
Gruppe G: England, Tschechische Republik, Slowenien, Albanien, Kosovo, Andorra
Gruppe H: Frankreich, Serbien, Ukraine, Nordmazedonien, Färöer Inseln, Armenien
Gruppe I: Dänemark, Belgien, Türkei, Schottland, Kasachstan
Welches sind die Austragungsorte und Stadien der U21-EM
An folgenden Orten werden die Spiele der U21-EM 2021 ausgetragen:
Ungarn:
Bozsik Stadion, Budapest
Heimteam: Budapest Honvéd
Kapazität: 8468 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe A, Viertelfinale
Gyirmóti Stadion, Győr
Heimteam: Gyirmót FC Győr
Kapazität: 4335 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe C
Sóstói Stadion, Székesfehérvár
Heimteam: Fehérvár FC
Kapazität: 14.000 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe A, Viertelfinale, Halbfinale
Haladás Stadion, Szombathely
Heimteam: Szombathelyi Haladás
Kapazität: 8900 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe C
Slowenien:
Stadion Celje, Celje
Heimteam: NK Celje
Kapazität: 13.600 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe B
Stadion Stožice, Ljubljana
Heimteam: Olimpija Ljubljana
Kapazität: 16.100 Zuschauer
Spiele: zwei in Gruppe D, Viertelfinale, Finale
Stadion Bonifika, Koper-Capodistria
Heimteam: FC Koper
Kapazität: 4010 Zuschauer
Spiele: vier in Gruppe D
Stadion Ljudski vrt, Maribor
Heimteam: NK Maribor
Kapazität: 12.435 Zuschauer
Spiele: drei in Gruppe B, Viertelfinale, Halbfinale
Das Finale der U21-EM 2021 wird in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana ausgetragen. Die Universitätsstadt, die man in Deutschland Laibach nennt, hat rund 285.000 Einwohner. Hier stehen die Slowenische Nationalgalerie und das Laibacher Schloss. Gleich drei ihrer Partnerstädte, nämlich Chemnitz, Leverkusen und Wiesbaden, sind deutsch. In der internationalen Sportwelt ist die Stadt eher für den Ljubljana-Marathon bekannt, an dem jährlich mehr als 10.000 Läufer teilnehmen.
Welche Chancen hat die deutsche U21-Nationalmannschaft im Turnier?
Glaubt man den Worten von U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz, der sich noch 2019 eher zurückhaltend zur Stärke der Mannschaft geäußert hat, dann ist eine Favoritenrolle eher nicht drin und ein Titelgewinn schon gar kein Selbstläufer. Gegenüber "ran.de" sagte er im Dezember 2020: "Ich fühle mich in meiner Einschätzung vom September 2019 bestätigt. Wir haben damals auch gesagt, dass wir die Belgier als sehr stark einschätzen, genau das hat sich bewahrheitet. Denn wir haben beide Partien gegen sie verloren. Und wir haben in dieser Zeit sehr viel über die sogenannten "Soft Skills" gesprochen, die unsere deutschen Spieler letztlich auszeichnen. Bei Belgien fallen einem zum Beispiel auf Anhieb fünf Top-Talente ein, bei uns hingegen vielleicht nur eins oder zwei. Aber letztendlich haben wir es wieder geschafft, mit einem guten Teamgeist, der richtigen Umsetzung des Matchplans, mit Disziplin und taktischer Cleverness, also genau diesen besagten "Soft Skills", keine Punkte gegen die Gegner liegen zu lassen, gegen die wir auch Favorit waren. Das ist für mich auch ein Zeichen von Qualität. Wenn auch auf einer anderen Ebene."
Doch trotzdem möchte Kuntz nicht verhehlen, dass sein Team auf einem guten Weg ist: "(...) Positiv bleibt bei mir hängen, wie die Mannschaft mit der Corona-Situation umgegangen ist und dass sie so manche schwierige Drucksituation noch enger zusammengeschweißt hat. Das hat mich wirklich tief beeindruckt. Genauso aber auch, dass die Jungs außerhalb des Rasens immer wieder gezeigt haben, dass sie sich sozial engagieren möchten und somit unser Motto #herzzeigen wirklich leben."