Wie ist der Volkstrauertag entstanden?
Der Volkstrauertag hat eine bewegte, nicht immer konflikfreie Vergangenheit. So wurde er beispielsweise während des "Dritten Reiches" unter Adolf Hitler von der Nazi-Propaganda missbraucht und in einen "Heldengedenktag" umgedeutet. Die Initiative zur Einrichtung des Volkstrauertages geht indes auf den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zurück.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 sollte es nach dem Vorschlag des Volksbundes einen Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des "Großen Krieges", wie er damals noch genannt wurde, geben. Die erste Gedenkstunde fand am 5. März 1922 im Berliner Reichstag statt.
Am 28. Februar 1925 starb der damals amtierende Reichspräsident Friedrich Ebert. Tags darauf wurde der Volkstrauertag erstmals offiziell begangen. Gut drei Monate später legte der Reichstag den "Volkstrauertag für die im Weltkrieg Gefallenen" auf den ersten Fastensonntag fest. 1926 wurde dann der fünfte Sonntag vor Ostern zum Volkstrauertag erklärt.
Während der Weimarer Republik scheiterten mehrfach Anläufe, den Volkstrauertag zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Unter anderem gab es Konflikte mit der katholischen und der evangelischen Kirche, die die vorgeschlagenen Termine für den Volkstrauertag innerhalb der Fasten- beziehungsweise der Passionszeit als unpassend ablehnten.
1934 benannten die Nationalsozialisten den Volkstrauertag zu Propagandazwecken in "Heldengedenktag" um, aus dem Totengedenken wurde Heldenverehrung. 1945 wurde der Heldengedenktag zum letzten Mal gefeiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der wiedereingeführte Volkstrauertag 1950 erstmals im Deutschen Bundestag in Bonn begangen.
Im Laufe der Jahrzehnte wandelte sich die Bedeutung des Volkstrauertages, weg von der reinen Erinnerung an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege, hin zu allen Opfern von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus. Da die Festakte aus historischen Gründen heute noch in der Regel an Kriegsgräberstätten oder Soldaten-Ehrenmalen stattfinden, kommt es auf lokaler Ebene immer wieder mal zu Kritik an der ritualisierten Form des Gedenkens, die meist von Heimatvereinen oder Fraktionen der in den Kommunalräten vertretenen Parteien organisiert wird.
Auch in anderen Ländern gibt es vergleichbare Gedenktage. So wurde im britischen Empire ebenfalls kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein Remembrance Day, auch Armistice Day (auf Deutsch: Waffenstillstandstag) genannt, eingeführt. Dieser findet immer am 11. November statt, in Anlehnung an den 1918 ausgehandelten Waffenstillstand von Compiègne, der am 11. November 1918 um 11 Uhr französischer Zeit (12 Uhr deutscher Zeit) in Kraft trat und die Kampfhandlungen beendete. Den Kriegszustand zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten beendete erst der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919.
Aktuelle News und Infos zu Pfingsten 2022 finden Sie hier.