Bayer Leverkusen Bayers Abwehr heißt Attacke — auch in der Champions League

Leverkusen · Das neue System von Trainer Roger Schmidt sieht vor, dass Bayer 04 Leverkusen den Gegner hemmungslos attackiert. Dadurch kreiert das Team viele Chancen, es bietet dem Kontrahenten aber auch Räume für Konter. Trotzdem bleibt Angriff die vom Trainer bevorzugte Verteidigung.

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Fünf Gegentore in den letzten beiden Bundesligaspielen - das klingt nicht nach der Bilanz eines Champions-League-Teilnehmers. Doch genau das ist Bayer 04 Leverkusen, das Dienstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) beim französischen Vizemeister AS Monaco in die Saison eben jener Königsklasse startet. Ist die Defensive des Bundesliga-Top-Teams dafür schon bereit?

Die Antwort lautet: ja. Zumindest kann sie nicht bereiter werden, denn das Spielsystem des neuen Leverkusener Trainers Roger Schmidt sieht kein reines Verteidigen mehr vor. Dass sich die Werkself bei einer Führung einigelt, wird wohl nicht passieren, Schmidt hat bereits gesagt, dass seine Spieler nicht an Sicherheit denken sollen, sondern die Sicherheit darin bestehe, den Gegner zu attackieren und ihn so vom eigenen Tor fernzuhalten. Das geht allerdings nur im Kollektiv, wie die Akteure auch immer wieder unisono erklären - wenn alle den hohen Laufaufwand gemeinsam betreiben, wird es für jeden Gegner schwer, sein eigenes Spiel aufzuziehen. Das musste am ersten Spieltag Borussia Dortmund erfahren, das im Heimspiel erst spät zu gefährlichen Torabschlüssen kam und es schlussendlich mit 0:2 verlor. "Dortmund wusste schon, wie unsere Spielweise aussieht, es hat aber auch gemerkt, dass es sich auf dem Platz anders anfühlt", durfte Schmidt zufrieden feststellen.

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Der Bundesliga-Auftakt beweist, dass Bayer 04 bei aller hemmungslosen Offensive durchaus in der Lage ist, zu null zu spielen. Allerdings zeigte das turbulente 3:3 vom Freitagabend im Heimspiel gegen Werder Bremen dann beide Seiten von Schmidts System auf: das Offensivspektakel und die Risiken, in Konter zu laufen. In Hälfte eins spielte Bayer 04 den Gegner komplett an die Wand, hätte nach drei Pfosten-, beziehungsweise Lattentreffern schon 4:0 statt nur 1:0 führen müssen und ließ Werder so im Spiel. Bremens Trainer Robin Dutt formulierte martialisch: "Leverkusen hat uns am Leben gelassen - das ist immer ein Fehler gegen uns." Denn als die Werkself mal ein wenig den Fuß vom Gas nahm, und die Werderaner kurzzeitig nicht mehr mit aller Vehemenz attackierte, gab es prompt Konter, von denen Bremen auch zwei nutzte, um das Spiel zwischenzeitlich zu drehen.

Schmidt befand nach dem schlussendlichen 3:3-Remis: "Es durfte heute nur eine Mannschaft als Sieger vom Platz gehen und das waren wir." Und er erklärte, wie die geballte Offensivkraft für die Defensive funktionieren kann: "Wenn wir nach den ersten 40 Minuten 4:0 führen, fällt bei uns kein Tor mehr." Leverkusens Sportchef Rudi Völler merkte an: "Da muss man nächstes Mal nicht dreimal gegen Latte und Pfosten, sondern den Ball reinschießen."

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Schmidts Spielsystem lässt Bayer 04 eine Vielzahl von Chancen kreieren und wenn es diese konsequenter nutzt, wird es schwer, Leverkusen zu schlagen. Deshalb ist es trotz der jüngsten fünf Gegentore weiterhin in Pflichtspielen ungeschlagen. So steht auch nicht zur Debatte, von diesem Weg abzuweichen - weder für die Bundesliga noch für die Champions League. Selbst wenn es gegen die besten Mannschaften Europas geht - die Werkself wird attackieren, um damit gleichermaßen Tore zu schießen und das eigene Gehäuse zu verteidigen. Die Spieler müssten an das System glauben, sagte Schmidt und fügte an: "Wenn wir mit Entschlossenheit unser Spiel durchziehen, werden wir als Sieger den Platz verlassen." Sein Torwart Bernd Leno merkte zwar an, dass "wir eine bessere Mischung zwischen Offensive und Defensive haben müssen", er sagte aber auch: "Wir werden nichts ändern. Wenn wir dann 5:4 gewinnen, soll es mir auch recht sein."

(RP)
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