Berlin 170 Milliarden Euro fließen in Immobilien

Berlin · In den attraktiven städtischen Regionen mit steigenden Bevölkerungszahlen kosten Wohnungen heute zwölf Prozent mehr als noch 2009. Die höchsten Preise werden in München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf erzielt.

Wer eine Wohnung oder ein Haus kaufen möchte, muss sich auf weiter steigende Preise einstellen - aber nur in den attraktiven städtischen Regionen mit Bevölkerungszuwächsen. Seit 2009 sind die Immobilienpreise in diesen Wachstumsregionen um knapp zwölf Prozent gestiegen, sagte Peter Ache, einer der Autoren des neuen Immobilienmarktberichts der amtlichen Gutachterausschüsse, der gestern in Berlin vorgelegt wurde. "Gerade in den Städten wird wieder mehr investiert, das erklärt die deutlichen Steigerungen", sagte Ache. Dagegen sanken die Wohnungspreise in den ländlichen Regionen um bis zu 15 Prozent. Die höchsten Preiszuwächse verzeichneten beliebte Universitätsstädte wie Oldenburg, Berlin, München, Freiburg, Leipzig, Köln, Bonn oder Düsseldorf.

Der 3. Immobilienmarktbericht basiert auf realen Transaktionen: In Deutschland gibt es 1380 örtliche Gutachterausschüsse, die von Amts wegen Einblick in die Notarverträge über die Immobilienverkäufe nehmen können. Die daraus abgeleitete Datenbasis ist einzigartig - und gilt deshalb als verlässlichste Quelle, wenn es um die Analyse des Immobilienmarkts geht.

Die Spaltung des Markts werde sich noch verschärfen, prognostizieren die Experten: Während vor allem in Universitätsstädten bezahlbarer Wohnraum knapp bleibe, setze sich der Preisverfall in ländlichen Regionen fort. Treiber der Entwicklung sind Bevölkerungsverschiebungen: Mehr Menschen zieht es in mittlere und größere Städte, vor allem in die Ballungsräume, die Wachstum und Jobs versprechen. Ländliche Regionen dagegen verlieren zunehmend Einwohner.

Die Gutachter haben für ihren Bericht eine Million Kaufverträge untersucht. Im Jahr 2012 wurden der Studie zufolge 170 Milliarden Euro in Immobilien investiert, das war der höchste Stand seit dem Krisenjahr 2008. Gegenüber 2009 wuchsen die Investitionen um 30 Prozent.

Da die Immobilienpreise in Städten stiegen, in ländlichen Regionen dagegen sanken, stiegen die Immobilienpreise 2012 insgesamt lediglich um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der teils erheblichen Preissprünge nach oben etwa in München, Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Stuttgart oder Düsseldorf waren sich die Gutachter erneut sicher: Eine spekulative Überhitzung in Deutschland sei weiterhin nicht zu befürchten. Trotz niedriger Bauzinsen bleibe der deutsche Markt robust, so die Experten.

"Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und Wirtschaftskraft gehören die Grundstücks- und Immobilienpreise in der Region Köln - Düsseldorf - Bonn zu den höchsten in Nordrhein-Westfalen", schreiben die Gutachter. 2012 hätten in dieser Region 22 000 Immobilien den Besitzer gewechselt für insgesamt 8,4 Milliarden Euro. Der Geldumsatz sei damit gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent gestiegen.

Die Wohnbauflächen für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser hätten zwischen 215 Euro pro Quadratmeter (Leverkusen, einfache Lage) und 890 Euro (Köln, gute Lage) gekostet. Das durchschnittliche Preisniveau von Einfamilienhäusern erreichte im gesamten Gebiet 361 000 Euro für weiterverkaufte Objekte und 605 000 Euro für Neubauten. 2009 hatten gebrauchte Einfamilienhäuser im Schnitt noch 339 000 Euro und neu gebaute Häuser 528 000 Euro gekostet.

Für ein neues Einfamilienhaus in der Region Köln-Düsseldorf-Bonn mussten Käufer im Jahr 2012 demnach 3480 Euro pro Quadratmeter (qm) bezahlen. Bestehende Häuser wechselten im Schnitt für 2290 Euro je qm den Besitzer. Deutlich billiger waren Einfamilienhäuser im benachbarten Ruhrgebiet: Dort kostete ein Quadratmeter im Einfamilienhaus im Mittel nur rund 1500 Euro. Die Kaufpreise stagnierten im Ruhrgebiet seit 2010 bei knapp 240 000 Euro.

(mar)
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