Düsseldorf/Essen 40.000 Kisten, 3300 Mitarbeiter: Eon zieht um

Düsseldorf/Essen · Heute beginnt der praktische Teil der Aufspaltung: Drei Tage und Nächte braucht der Dax-Konzern, um seine Zentrale nach Essen zu verlegen. In Düsseldorf wird die Zentrale der neuen Tochter Uniper eingerichtet.

Die vorgedruckten Hinweise auf den Umzugskartons sind überklebt. Wo sonst "Küche", "Kinderzimmer" oder "Bad" steht, klebt nun ein Zettel mit der Nummer des neuen Arbeitsplatzes. Auf den Fluren liegt der Nachschub: Türme aus brauner Pappe warten darauf, dass Eon-Mitarbeiter sie auseinanderfalten und mit Akten, Unterlagen und Kugelschreibern füllen. Heute, nach einer Woche organisiertem Chaos, ist es soweit. Die Kartons gehen auf Reise - von Düsseldorf nach Essen. Ab 1. Januar hat der größte deutsche Energiekonzern seinen Sitz in der Ruhr-Stadt. Düsseldorf wird Sitz der Tochter Uniper, in die Eon seine Kohle- und Gaskraftwerken abspaltet.

Der Umzug ist ein logistischer Kraftakt, der binnen drei Tage und Nächten bewältigt werden soll. 3300 Mitarbeiter verlagern ihren Arbeitsplatz: 450 Mitarbeiter wechseln von Düsseldorf nach Essen, 700 von Essen nach Düsseldorf. Weitere kommen von Standorten wie München und Hannover in die Rhein-Ruhr-Region. 1000 ziehen innerhalb von Düsseldorf um, da Uniper seine Zentrale im hiesigen Medienhafen haben wird und in der bisherigen Zentrale nur noch normale Büroräume sein werden.

"Das ist eine echte Herausforderung, vor allem für die IT", sagte Gereon Plester, Umzugsbeauftragter des Konzerns. Bis heute 15 Uhr müssen die Mitarbeiter ihre Büros räumen. Bis zum 23. Dezember arbeiten sie entweder von zu Hause aus, in einem Ausweichbüro - oder haben Weihnachtsurlaub.

Wenn ein Konzern einpackt, kommt einiges zusammen: Plester und sein Team schicken 40.000 Umzugskartons, 3300 Computer und 1200 Schreibtische auf die Reise. Eon hat dafür eine Gruppe von fünf Umzugsunternehmen beauftragt: Zehn Lkw rollen über das Wochenende zwischen Essen und Düsseldorf hin und her. 150 Mitarbeiter sind im Drei-Schicht-System rund um die Uhr im Einsatz. Rund 650.000 Euro kostet das Ganze.

Sogar die Aufzugsunternehmen wurden in Bereitschaft versetzt: "Wenn die Aufzüge ausfallen, haben wir ein Problem", sagt Plester. Die alte Eon-Zentrale hat zwar nur vier Etagen. Doch in der neuen Eon-Zentrale an der A 52 in Essen, die einst für die Eon-Tochter Ruhrgas errichtet worden war, gibt es 15 Etagen. Hier will keiner zu Fuß die vielen Kisten hochtragen.

Am 23. Dezember um sieben Uhr sollen alle an ihrem neuen Arbeitsplatz sitzen - auch die Vorstände. Eon-Chef Johannes Teyssen zieht mit seinem Büro nach Essen (wenngleich er am Eon-Platz in Düsseldorf noch ein Büro behalten wird). Uniper-Chef Klaus Schäfer zieht in den Düsseldorfer Hafen. Die neuen Logos sollen Anfang des Jahres montiert werden. Auch einzelne Kunstwerke gehen auf die Reise, manche als Leihgabe von Eon an Uniper. Eons Kunstsammlung soll zusammenbleiben, betont der Konzern. Mit Spannung wird erwartet, was aus der Zusammenarbeit mit dem Museum Kunstpalast wird. Anfang 2016 will Eon entscheiden, ob der 2017 auslaufende Sponsorvertrag verlängert wird. Kann ein Essener Unternehmen Millionen in Düsseldorfer Kunst stecken? Oder tritt Uniper für Eon ein?

Immerhin eine Spur von Eon wird in Düsseldorf bleiben: Der Platz vor der bisherigen Zentrale soll weiter Eon-Platz heißen - es sei denn, die Stadt überlegt es sich anders.

(RP)
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