483 Millionen täglich bei Facebook

Das größte soziale Netzwerk der Welt präsentiert die Unterlagen zum Börsengang. Triumphierend meldet der US-Konzern, dass 483 Millionen Menschen jeden Tag einmal nach News nachschauen. Das soll nun kommerziell ausgeschlachtet werden – und wird geschickt verkauft.

New York Dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gute Berater zum Umgarnen der Medien hat, merkte man gestern früh erneut: An sich wollte der US-Konzern nüchtern auf rund 200 Seiten präsentieren, wie das soziale Netzwerk Facebook zur Goldgrube für Aktionäre werden soll. So sollte für den Börsengang in einigen Monaten getrommelt werden. Doch weil reine Nutzerzahlen und Auflistungen von wirtschaftlichen Chancen und Risiken doch etwas zu profan wirken, ließ Zuckerberg ein angeblich von ihm persönlich geschriebenes "Manifest" anhängen. Es gehe ihm keineswegs vorrangig darum, Geld zu verdienen. Facebook gehöre zu den Unternehmen, "die an etwas glauben, was über die Profit-Maximierung hinausgeht." Denn Facebooks Aufgabe sei, "jedem eine Stimme zu geben und ihm zu helfen, die Gesellschaft für die Zukunft zu verändern."

Zumindest sein eigenes Leben, das Leben seiner engsten Mitarbeiter aber auch das Leben von Hunderten Millionen der bei Facebook angemeldeten Nutzer hat Zuckerberg laut Börsenprospekt sicher geändert.

Immerhin hofft Facebook an der Börse auf einen Wert von 50 Milliarden Dollar, umgerechnet also 37 Milliarden Euro. Für den 27-jährigen Gründer Zuckerberg bliebe als Hauptaktionär mit einem Anteil von 28 Prozent ein Wert von zehn Milliarden Euro über.

Da die Mitarbeiter des Unternehmens stark mit Aktien bezahlt werden, wird der Börsengang viele von ihnen zu vielfachen Millionären machen. So kam Facebook-Vorstandsfrau Sheryl Sandberg inklusive Aktien 2011 auf ein Gehalt von 31 Millionen Dollar, Finanzchef David Ebersman auf 19 Millionen Dollar, dutzende andere Mitarbeiter verdienen auf Dauer ähnlich gut – da können die Manager deutscher Konzerne mit oft hundertmal mehr Mitarbeitern nur drüber staunen – Facebook hat nur 3000 Mitarbeiter.

Viel wichtiger für den Börsengang sind aber einige andere Faktoren: Der Gewinn im vergangenen Jahr stieg bei einem Umsatz von 3,7 Milliarden Euro auf immerhin eine Milliarde Dollar, nachdem der Gewinn 2010 erst bei 606 Millionen Dollar lag.

Das ist eine beachtliche Steigerung, rechtfertigt allerdings keineswegs einen 50-mal so hohen Börsenwert: So ist Google nur das 18-Fache des aktuellen Gewinns wert, Apple nur das 15-Fache, und solide deutsche Konzerne wie Siemens oder BASF kommen nur auf das Zehnfache des Jahresgewinns. "Wer Facebook-Aktien kauft, hofft auf mächtig steigende Geschäfte und Gewinne in der Zukunft", sagt der High-Tech-Experte Frank Rothauge von der Berenberg Bank, "sonst ist das Geld zum Teil verloren."

So bleibt als entscheidender Faktor, wie stabil Facebook auf Dauer wachsen wird. Und da hat das Unternehmen spannende Fakten auf den Tisch geliefert: Nicht wirklich neu war, dass sich 845 Millionen Menschen als Nutzer registriert haben und immerhin einmal im Monat nach dem Rechten schauen. Doch knapp jeder zweite von ihnen wählt sich täglich einmal ein, um Freunde oder Bekannte zu kontaktieren oder um seinen sogenannten "Status" zu aktualisieren.

"The Winner takes it all", der Gewinner bekommt alles – nach diesem Motto setzt Facebook auf eine immer weitere Bindung der Nutzer. Damit soll insbesondere die Aufholjagd des alternativen Netzwerkes Google+ abgeblockt werden.

Facebook hat als interne Vernetzungen mittlerweile rund 100 Milliarden "Freundschaften" gezählt. Mit anderen Worten: Jeder der Facebook-Kunden hat sich im Schnitt bei mehr als 100 anderen Mitgliedern einmal als "Freund" digital gemeldet – nun hält man Kontakt. 250 Millionen Fotos werden täglich geladen – es gibt also immer neue Inhalte anzuschauen. Damit diese Mitglieder wirklich Geld bringen, müssen nur noch weitere Werbegeschäfte vermarktet werden.

Dabei wird Zuckerberg auch immer mobiler. 425 Millionen Menschen nutzten im Dezember Facebook auf einem Handy, berichtet das Unternehmen. Statt via SMS kommunizieren sie immer öfter via Facebook-Netzwerk. Die Mobilfunker kassieren zwar die Flatrate für mobiles Surfen, doch die Kundenbindung hat Facebook.

(RP)
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