Washington 70 Jahre Bretton Woods: Feste Wechselkurse für die Welt

Washington · Die USA setzen ihre Weltwirtschaftsordnung durch, die knapp 30 Jahre hielt. Dann schwanden Macht und Goldvorräte.

Lange vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzten sich Ökonomen und Politiker im amerikanischen Feriendorf Bretton Woods zusammen, um eine neue Ordnung für die Weltwirtschaft zu entwerfen. Diese sollte freien Handel, stabile Wechselkurse und Wohlstand ermöglichen. Vor allem wollte man aus Fehlern der Vergangenheit lernen: Abwertungswettläufe, mit denen Staaten in den 30er Jahren ihre Exportwirtschaft gepuscht hatten, sollte es nicht mehr geben. Am 22. Juli 1944 einigten sich 44 Staaten auf ein System fester Wechselkurse.

Berühmtester Teilnehmer war der britische Ökonom John Maynard Keynes. Er wollte die Bindung der Währungen an die Goldvorräte aufheben und eine Weltzentralbank als Clearing-Stelle schaffen. Sein amerikanischer Gegenspieler Harry White wollte dagegen den Dollar als Leitwährung - und setzte sich durch. Die anderen Währungen wurden an den Greenback gebunden. Zugleich verpflichteten sich die USA, in denen damals 70 Prozent der globalen Goldvorräte lagerten, Dollars anderer Staaten jederzeit in Gold umzutauschen.

Das ging gut, so lange es den USA gutging. Doch mit der Aufholjagd von Europa und Asien und des wegen des Vietnam-Krieges steigenden US-Defizits geriet der Dollar unter Druck. Da er nicht abwerten konnte, mussten die anderen Zentralbanken immer größere Dollar-Summen ankaufen, um ihn zu stützen. Das passte der Bundesbank gar nicht. Im März 1973 ließ sie sich von Kanzler Brandt von der Ankauf-Verpflichtung befreien. Auch die USA sahen ihre Goldvorräte dramatisch schwinden. Das System von Bretton Woods war am Ende.

Freie Wechselkurse wurden eingeführt, wie Keynes sie gefordert hatte. Die Politik aber träumte weiter von Verbünden, um Schwankungen zu verhindern. Bonn und Paris vereinbarten daher eine Währungsschlange. 30 Jahre später wurde der Euro geboren. Das Problem von Bretton Woods kehrte zurück: Eine Währung ist gut, wenn Staaten ähnlich stark sind. Schwachen Ländern aber nimmt man damit die Chance, ihre geringe Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung auszugleichen.

(RP)
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