Düsseldorf 70.000 Euro Bonus trotz Millionen-Verlusts

Düsseldorf · NRW zahlt den Chefs der landeseigenen Westspiel-Gruppe seit Jahren hohe Boni.

Begonnen hat Steffen Stumpfs Karriere ganz klein: 1987 als Croupier in einer Berliner Spielbank. Heute ist er 51 Jahre alt und Chef der landeseigenen Westspiel-Gruppe, zu der auch die vier NRW-Casinos in Duisburg, Bad Oeyenhausen, Aachen und Dortmund gehören. Eine Bilderbuch-Karriere.

Im vergangenen Jahr verdiente Stumpf 155.000 Euro Fixgehalt plus 10.000 Euro Bonus. Kein schlechtes Salär für einen ungelernten Mitarbeiter des Landes - Croupier ist kein anerkannter Ausbildungsberuf, und andere Abschlüsse kann Stumpf nach Westspiel-Angaben nicht vorweisen. Andererseits ist das relativ wenig im Vergleich zu seinem Co-Geschäftsführer Lothar Dunkel, der im gleichen Jahr 188.000 Euro fix plus 16.500 Euro Erfolgsprämie bekam. Oder zu seinem Vorgänger Lutz Wieding, der 2010 noch 211.000 Euro fix plus 70.000 Euro Bonus kassierte. Was Stumpf aber mit diesen Westspiel-Chefs gemeinsam hat: Sie alle erhielten ihre Erfolgsprämien, obwohl sie die Westspiel-Gruppe in den Misserfolg geführt haben. Das geht aus internen Unterlagen des Finanzministeriums hervor, die unserer Redaktion vorliegen.

Die landeseigene Westspiel-Gruppe ist chronisch defizitär. Im Jahr 2010, als der Rekord-Bonus von 70.000 Euro floss, ging der Verlust schon in die Millionen. 2011 betrug er 3,5 Millionen. 2012 konnte ein Verlust in Höhe von 7,9 Millionen nur mit der Auflösung einer Notreserve verhindert werden. Ebenso im vergangenen Jahr: Ohne den Sondereffekt eines bundesweit kritisierten Kunstverkaufs hätte Westspiel wohl mit einem Verlust von 21 Millionen Euro abgeschlossen.

Nach Angaben des NRW-Finanzministeriums ist vor 2021 nicht mit schwarzen Zahlen zu rechnen. Westspiel argumentiert, wegen der wachsenden Internet-Konkurrenz werde das Geschäft immer schwieriger. Dieses Argument erklärt aber nicht, warum die beiden wichtigsten Kennzahlen der Gruppe seit 2010 bis auf zwei Ausnahmen konsequent unter der eigenen Planung liegen. In allen anderen Fällen verfehlte die Geschäftsführung sowohl ihre Umsatzplanung als auch die Vorgabe für die Spielbankabgabe an das Land, die Westspiel aus ihren Gewinnen zahlen muss.

Das Finanzministerium erklärt auf Anfrage die Höhe der Boni so: "Die Vergütungssystematik hat sich an den gleichrangigen Zielsetzungen des Glücksspielstaatsvertrages zu orientieren. Vor diesem Hintergrund kann keine rein ergebnisorientierte Zielvorgabe erfolgen." Dieser Vertrag soll sicherstellen, dass staatliche Spielbanken auch die Spielsucht bekämpfen. Ralf Witzel, Finanzexperte der FDP im Landtag, sagt dazu: "Das kann die Landesregierung auch einfacher haben. Statt ein fünftes Casino in Köln zu errichten könnte der Finanzminister sein für den Steuerzahler riskantes Spiel mit der Zockerei in den vorhandenen Spielbanken reduzieren."

(RP)
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