Düsseldorf ADAC-Chefs reisten mit Rettungshelikopter

Düsseldorf · Die Führungsspitze des Automobilclubs soll mehrmals die gemeinnützige Luftrettung genutzt haben, um damit zu Veranstaltungen zu fliegen. Man habe alles bezahlt, beteuert der Verein, der immer heftiger in die Kritik gerät.

Die Kritik am ADAC nimmt zu. Waren es zunächst geschönte Zahlen beim Automobilpreis "Gelber Engel", die für Ärger sorgten, geht es nun um Dienstreisen, bei denen die ADAC-Führungsspitze auf Hubschrauber der gemeinnützigen Luftrettungs-Tochter zurückgriff – etwa um pünktlich zu Terminen zu kommen. Einen entsprechenden Bericht des "Stern" hat der ADAC bestätigt. Insgesamt 30 Mal soll die Führung des Automobilclubs in den vergangenen zehn Jahren Rettungshubschrauber für Dienstreisen genutzt haben.

ADAC-Sprecherin Katharina Lucà sagte, man habe nur auf Reservemaschinen zurückgegriffen, und beteuerte: "Es hat zu keinem Zeitpunkt ein Versorgungsengpass bestanden." Das schließen auch Konkurrenten wie die DRF Deutsche Luftrettung aus: "Es ist undenkbar, dass in unserer Branche ein Anbieter seine Bereitschaftspflichten verletzt", so eine Sprecherin.

Trotzdem wirft die Praxis Fragen auf. Denn die Rettungshubschrauberflotte wird unter anderem mit Bundesmitteln und Krankenkassenbeiträgen finanziert. Und während andere Anbieter für Rettungs- und Intensivflüge angeben, kostendeckend zu arbeiten, erwirtschaftet die Luftrettungs-Sparte des ADAC nach Vereinsangaben Verluste. Diese würden durch Mitgliedsbeiträge und Spenden ausgeglichen. Für die 30 Flüge der ADAC-Führungsriege seien "keine öffentlichen Gelder" verwandt worden, betont der ADAC. Vielmehr habe die Luftrettung die Flüge dem ADAC e.V. in Rechnung gestellt. Wie hoch die Kosten waren, konnte der ADAC nicht sagen. Eine Sprecherin betonte jedoch, dass die Kosten deutlich unter den 60 bis 70 Euro lägen, die ein Rettungseinsatz pro Minute kostet.

Seit 1982 gibt es die als gemeinnützig anerkannte ADAC Luftrettung GmbH, deren Hubschrauber allein im Jahr 2012 insgesamt 49 243 Rettungseinsätze flogen. Etwa zehn Prozent waren Verlegungseinsätze, beim Rest ging es um Notfallrettungen. Die Kosten sind hoch, allein die Hubschrauber des ADAC kosten, je nach Ausstattung, pro Stück zwischen 5,5 und neun Millionen Euro. Hinzu kommen, laut einem Branchenkenner, im Schnitt 2,5 Millionen Euro Betriebskosten pro Jahr und Rettungshubschrauber. Der ADAC vermietet seine Reservehubschrauber daher auch gegen Entgelt an andere Luftrettungsorganisationen. Auch bei Sport-Großveranstaltungen kämen sie zum Einsatz.

Für Konkurrenten, wie den mit 28 Luftrettungsstandorten zweitgrößten Anbieter von Intensiv- und Rettungshubschrauberflügen in Deutschland, die DRF Deutsche Luftrettung, ist ein Vorgehen wie beim ADAC dennoch undenkbar. Eine DRF-Sprecherin schloss aus, dass die Luftrettung Hubschrauberkapazitäten für hauptamtliche oder ehrenamtliche Mitarbeiter der Organisation bereithält. "Wenn ein Hubschrauber etwa zu Wartungszwecken zufällig genau dorthin muss, wo auch ein Mitarbeiter dienstlich gebraucht wird, nehmen wir den Mitarbeiter mit", sagte sie, "aber anders als es offenbar beim ADAC der Fall war, haben wir niemals reine Passagierflüge mit unseren Rettungs- oder Intensivhubschraubern durchgeführt."

(RP)
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