Düsseldorf ADAC kritisiert Fernbus-Bahnhöfe

Düsseldorf · Die Stationen halten nach Ansicht des Automobilclubs nicht mit dem rasanten Wachstum der Branche mit. Er kritisiert vor allem mangelnde Kundeninformationen, fehlende Notrufsäulen und unzureichende Warteräume.

Der Deutschen Bahn sind sie ein Dorn im Auge, bei den Kunden erfreuen sie sich jedoch wachsender Beliebtheit: die Fernbusse auf Deutschlands Straßen. Seit der Marktliberalisierung Anfang 2013 schicken sich Firmen wie Flixbus und DeinBus oder Hellö an, die Fernverkehrsbranche aufzurütteln. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bestiegen bereits drei Jahre nach dem Start 23,2 Millionen Fahrgäste einen Linienfernbus - ein deutlicher Anstieg gegenüber 8,2 Millionen im ersten Jahr nach der Marktöffnung. Nach Angaben der Unternehmensberatung Iges bieten die Unternehmen knapp 300 Fernbus-Routen an, das sind rund 4300 Hin- und Rückfahrten pro Woche.

Zwar gab es zuletzt eine Reihe von Konsolidierungen - so übernahm beispielsweise der Marktführer Flixbus im vergangenen Herbst das Fernbussegment der Deutschen Post, und die Bahn stellte Ende Oktober ihr eigenes Angebot "Berlin-Linien-Bus" ein. Doch ein Ende des Booms scheint vorerst nicht in Sicht. Nach aktuellen Berechnungen von Iges stiegen im vergangenen Jahr 24 Millionen Kunden in den Fernbus.

Wegen der enormen Geschwindigkeit, mit der sich diese Art des Reisens ausbreitet, ist in vielen Städten die Infrastruktur noch nicht ausgereift. Der ADAC hat nun erstmals zehn große Fernbus-Bahnhöfe einem Test unterzogen. Ein Ingenieur-Büro nahm diese inkognito unter die Lupe. Die Tester schauten sich die Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und den Komfort an.

Größtes Defizit war dabei eindeutig die Information. "Generell gab es nur selten Durchsagen zu An- und Abfahrten der Busse", teilte der ADAC mit. Nur die Hälfte der getesteten Fernbus-Bahnhöfe verfügte über elektronische Anzeigen mit aktuellen Informationen zu Verbindungen und Verspätungen. In 80 Prozent der Fälle konnten Kunden zudem keine aktuellen Informationen über die Internetseite des Fernbus-Unternehmens abrufen. Internationale Kunden schauten an den Bussteigen gleich ganz in die Röhre: Informationen in englischer Sprache suchten sie vergebens und konnten allenfalls auf die Websites ausweichen und dort hatten "mehrsprachige Hinweise ebenfalls Seltenheitswert". Ein weiteres Manko: Nur die Hälfte der Bahnhöfe verfügte über einen Witterungsschutz zwischen Wartebereich und Bussteig.

Als einzigen Bahnhof in Nordrhein-Westfalen testete der ADAC Dortmund. Dieser erhielt von dem Ingenieurbüro die Note "mangelhaft". Zwar bewerteten die Experten die Zugänglichkeit mit einem "gut" , für die Punkte Ausstattung und Sicherheit vergaben sie allerdings "mangelhaft", für die Themen Information und Komfort gab es sogar ein "sehr mangelhaft".

Am besten schnitt der Fernbus-Bahnhof am Stuttgarter Flughafen ab. Dieser erhielt die Note "gut". Komplett fiel dagegen der Halt in Göttingen durch - betrieben wird dieser von der Deutschen Bahn.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer mahnte Investitionen in gut gelegene Busbahnhöfe an. Etwa zwei Drittel der Reisenden nutzten vor dem Einstieg in einen Fernbus öffentliche Verkehrsmittel, dementsprechend wichtig sei eine zentrale Lage, sagte Verbands-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard. Besorgt äußerte sie sich über Gebührenerhöhungen: "Wir sind nicht prinzipiell gegen höhere Gebühren, aber dann muss es auch eine entsprechend bessere Gegenleistung geben."

(maxi)
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