Düsseldorf ADAC-Policen bieten oft nur Magerschutz

Düsseldorf · Der Eco-Tarif des ADAC zahlt nur unterdurchschnittlich. Zudem gibt es 65 günstigere Angebote.

Nach dem Rücktritt von ADAC-Präsident Peter Meyer und den Manipulationen beim Auto-Preis "Gelber Engel" wird der Ruf nach Konsequenzen lauter. "Ein Neuanfang kann nur sein, wenn das gesamte Präsidium zurücktritt", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD). Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer regte an, eine Frau zum Chef zu machen. Bisher gibt es an der Spitze aller Bundes- und Regionalverbände keine Frau.

Im Zuge der Affäre zeigt sich auch, dass viele ADAC-Leistungen schlechter sind als ihr Ruf. So fahren Kunden, die beim ADAC eine Autoversicherung abgeschlossen haben, oft nur mit Magerschutz. So droht rund 44 000 ADAC-Versicherten im Eco-Tarif der Ruin, wenn sie einen sehr schweren Unfall verursachen, der mehr als 50 Millionen Euro kostet. Am Markt ist längst ein Schutz von 100 Millionen Euro Standard.

Genau diese Summe hatte der ADAC in der Vergangenheit selbst vehement von den deutschen Autoversicherern gefordert und 2005 über seine damaligen Vermittlungspartner, Deutscher Herold und Kravag, eingeführt. Doch von den Standards von einst will der Club seit 2009 nichts mehr wissen. Zum 1. Oktober 2009 führte der ADAC den Eco-Tarif ein, der bei Kfz-Haftpflichtschäden nur noch einen Schutz von 50 Millionen Euro vorsieht. Nur noch 13 solcher gefährlichen Magerangebote gibt es laut Unternehmensberatung Nafi aktuell auf dem deutschen Markt, der fast 270 Kfz-Tarife umfasst.

"Die Clubmitglieder haben einen günstigen Tarif nachgefragt", verteidigte ADAC-Sprecher Jochen Oesterle die Einführung des Eco-Angebotes. Tatsächlich ist der Tarif aber im Vergleich zu anderen Angeboten noch nicht einmal günstig. Mehr als 65 Angebote anderer Kfz-Versicherer sind in der Regel preiswerter.

Zudem hat der ADAC-Eco-Tarif noch eine weitere Schwachstelle beim Kaskoschutz. Hier gilt weiterhin die Regel, dass der Versicherer bei grob fahrlässigen Fahrfehlern abhängig vom Verschulden des Fahrers hohe Abzüge machen darf. "Wer bei Rot über die Ampel fährt und einen schweren Unfall verursacht, muss bei solchen Versicherungsbedingungen damit rechnen, dass er nur rund die Hälfte des Schadens an seinem Auto ersetzt bekommt", warnt Arno Schubach, Fachanwalt für Versicherungsrecht. Bei den meisten Kaskotarifen verzichten die Versicherer heute bei groben Fahrfehlern auf jeglichen Abzug. Allein bei Drogen am Steuer und bei einer leichtsinnigen Ermöglichung des Diebstahls sind weiterhin Kürzungen üblich.

Doch nicht nur ADAC-Versicherte, die mit Eco-Tarif unterwegs sind, fahren mit einem hohen finanziellen Risiko. Das gilt auch für alle, die vor dem 1. April 2010 einen ADAC-Kompakt-Tarif gekauft haben. Bei den Alttarifen gilt ebenfalls, dass der Versicherer das Recht hat, bei schweren Fahrfehlern Abzüge von der Erstattung zu machen. Derzeit sind über 100 000 ADAC-Autofahrer im Kompakttarif versichert. Eine Besserstellung der Altkunden hat der ADAC nicht vorgenommen. Dabei könnte sich die ADAC-Autoversicherung, die heute eine Kooperation mit der Zurich-Versicherung ist, durchaus mehr leisten, denn die Schadenquote lag 2012 nur bei 89 Prozent. Demgegenüber verzeichnet im gleichen Jahr der mit seinen Tarifen sehr günstige Marktführer HUK-Coburg eine Schadenquote von knapp 92 Prozent. Gewinnstreben geht bei der ADAC-Autoversicherung daher deutlich vor Verbraucherschutz.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort