München ADAC-Präsident geht – und bleibt in NRW

München · Die Reihenfolge der Sieger beim "Gelben Engel" wurde manipuliert. Das beweist eine Untersuchung. Präsident Meyer muss zurücktreten, will aber als Vorsitzender der Region Nordrhein bleiben. Dem früheren PR-Chef droht eine Klage.

Chronologie der Pannen beim ADAC
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Foto: dpa, Peter Kneffel

Mit einem Scherbenhaufen endete gestern Mittag die 13-jährige Amtszeit von Peter Meyer als Präsident des Deutschen Automobilclubs. Der 64-Jährige kündigte den sofortigen Rücktritt an, teilte aber zugleich mit, in Wahrheit seien andere an der nun vier Wochen dauernden Krise des Vereins schuldig: "Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden." Und fast schon trotzig ließ er erklären, als Chef des ADAC Nordrhein im Amt zu bleiben — als Vertreter von 2,7 Millionen Mitgliedern bleibt er also einer der mächtigsten ADAC-Funktionäre.

Nur eine Stunde später schlug der Rest der ADAC-Führung zurück. Man nehme den Rücktritt Meyers "zur Kenntnis", erklärte das Präsidium. Man habe aber bereits am Vormittag ein "Suspendierungsverfahren gegen Peter Meyer beschlossen". Meyer sei in seiner Funktion als ADAC-Präsident "in besonderem Maße für Kommunikation und Außenwirkung verantwortlich", also müsse er gehen.

Tatsächlich war Meyers Abschied wohl unausweichlich. Der Club bestätigte nämlich offiziell, dass der Meyer eng verbundene frühere Kommunikationschef Michael Ramstetter die Reihenfolge beim diesjährigen Auto-Wettbewerb "Gelber Engel" manipuliert habe. Dies ergäbe eine Analyse der Festplatten von mehreren Computern durch die vom ADAC beauftragte Wirtschaftsprüferfirma Deloitte.

Ramstetter habe den 3er BMW, laut Deloitte vom Publikum eigentlich auf Platz 2 gewählt, einfach aussortiert; stattdessen gelangte der 5er BMW auf Platz 5, wohin ein Skoda gehörte. Deloitte-Experte Frank Marzluf erkärte, dass der "Gelbe Engel" wohl seit Jahren manipuliert wurde: "Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Vorgehensweise bei der Ermittlung des ,Lieblingsautos' in den vergangenen Jahren ähnlich abgelaufen ist. Endgültige Aussagen können wir aber erst treffen, wenn unsere Untersuchungen der Vorjahre abgeschlossen sind", so Marzluf.

Gleichzeitig nimmt der ADAC Ex-Kommunikationschef Ramstetter juristisch ins Visier. Verschiedene Klagen gegen den am 19. Januar zurückgetretenen früheren Journalisten würden in Abhängigkeit von den Deloitte-Untersuchungen vorbereitet, heißt es. Als erster Schritt wird man ihm wohl die anscheinend noch laufende Zahlung des Gehalts direkt verweigern. "Da sind aber auch Schadenersatzforderungen möglich", sagt ein Mitarbeiter der ADAC-Spitze unserer Zeitung. "Immerhin wurde der Ruf des Vereins massiv geschädigt."

Die große Frage ist nun, ob auch Geschäftsführer Karl Obermair gehen muss. Obermair sei "nicht mehr tragbar", erklärt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Nachdem die ersten Enthüllungen über die Manipulationen beim 'Gelben Engel' veröffentlicht wurden, hat Obermair sich darüber öffentlich lustig gemacht, statt aufzuklären. Allein darum muss er sofort gehen."

Zum Hintergrund: Am 13. Januar hatte die "Süddeutsche Zeitung" über vermutete Tricks beim "Gelben Engel" berichtet, doch Obermair spielte die Vorwürfe bei der öffentlichen Preisverleihung am 16. Januar im Beisein von VW-Chef Martin Winterkorn und vielen anderen Managern der Autoindustrie hämisch herunter. Es handele sich um "kompletten Unsinn" und einen "Skandal für den Journalismus."

Den Rücktritt von Meyer begrüßen fast alle Experten und sehen ihn als Chance für einen Neuanfang. Doch die Wahl seines kommissarischen Nachfolgers sieht auf den ersten Blick so gar nicht nach einem neuen Start aus: Neuer ADAC-Präsident ist der 65-jährige Radiologe und Privatdozent August Markl, seit 13 Jahren Vorsitzender des ADAC Bayern, seit drei Jahren stellvertretender Präsident des Autoklubs.

(RP)
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