Düsseldorf Air-Berlin-Pilot scheitert mit Klage gegen Freistellung

Düsseldorf · Der Kapitän muss weiter auf 16.000 Euro im Monat verzichten. In Düsseldorf sinkt der Verkehr derweil wegen der Air-Berlin-Insolvenz.

Ein Flugkapitän von Air Berlin ist mit einer Klage gegen seine unbezahlte Freistellung gescheitert. Das Arbeitsgericht Düsseldorf lehnte gestern seine Forderung ab, ihn einem Pool von Air-Berlin-Piloten zuzuordnen, die bis Ende Januar weiter Jets fliegen, obwohl Air Berlin seit Ende Oktober keine eigenen Flüge mehr betreibt. Diese 220 Piloten und 330 Stewards erhalten weiter volles Gehalt, weil sie dafür sorgen, dass 13 für Lufthansa geflogene Airbus-Jets Personal haben.

Der 59-jährige Pilot aus Wassenberg forderte, er müsse nach 26 Berufsjahren aus sozialen Gründen bevorzugt in die Gruppe der weiter arbeitenden Kollegen. Er habe drei zu versorgende Kinder. Das Gericht meinte dagegen, dass eine Sozialauswahl nicht zwingend sei. Es sei "Direktionsrecht" von Air Berlin, für die ab Köln, Hamburg und Stuttgart startenden Jets die Mitarbeiter einzuteilen. Der Pilot gab an, im Monat 16.321 Euro zu verdienen. Gegenüber unserer Redaktion sagte er, gegen die für alle Piloten bevorstehende Kündigung klagen zu wollen - er wolle den Wechsel zu Eurowings bei vollem Gehalt und nicht mit Gehaltskürzung von 40 Prozent.

Auch in Berlin hat Air Berlin gestern einen Prozess gewonnen: Die Vereinigung Cockpit scheiterte vor dem Arbeitsgericht Berlin mit der Forderung, dass der Air-Berlin-Tochter Luftverkehrsgesellschaft (LVG) Walter verboten wird, Airbus-Flugzeuge zu betreiben. Konkret hat Air Berlin vor, 13 Airbus-Jets und insbesondere deren Crews bei der LVG Walter unterzubringen, um diese dann mit 20 Turbopropmaschinen an Lufthansa abzugeben.

Rückenwind erhält die Belegschaft von der SPD. Ihr Fraktionsvize im Bundestag, Sören Bartol, der Chef der NRW-Landesgruppe in der Fraktion, Achim Post, und drei Verkehrspolitiker der Fraktion fordern von Lufthansa-Chef Carsten Spohr, er solle die Entscheidung überdenken, sich nicht an einer Transfergesellschaft zu beteiligen. Es sei unverständlich, dass Mitarbeiter von Air Berlin sich alle neu bei Eurowings bewerben müssten, obwohl Gerichte noch prüfen würden, ob es sich nicht doch um einen Betriebsübergang handele, bei dem das Personal übernommen werden muss.

Wie sehr die Air-Berlin-Krise den Flughafen Düsseldorf trifft, zeigen die gestern vorgelegten Verkehrszahlen aller deutschen Flughäfen. Die Zahl der Passagiere in Düsseldorf ging im Oktober in Düsseldorf um 5,4 Prozent auf 2,26 Millionen zurück. Einen größeren Einbruch mit einem Minus von 11,9 Prozent auf 14,7 Millionen Passagiere hatte Berlin-Tegel, wo Air Berlin eine noch größere Rolle als in der NRW-Hauptstadt spielte.

Der Flughafenchef in Düsseldorf, Thomas Schnalke, gab sich auf Anfrage aber optimistisch, dass das nun kurzfristig unterbrochene Wachstum wiederkomme. Der Grund sei, dass bereits jetzt viele von Air Berlin freigemachte Routen wie in die Karibik wieder neu besetzt seien. Das Interesse an weiteren Flugrechten sei groß. Schnalke: "Wir sind sehr zuversichtlich, den Marktaustritt der Air Berlin im Laufe eines Jahres, in dem sich der Luftverkehrsmarkt neu sortieren wird, kompensieren zu können. Kurzfristig haben wir bereits viele weggefallene Strecken ersetzt."

Ab Januar fährt insbesondere Eurowings wohl die Kapazitäten für Europaflüge ab Düsseldorf stark hoch. Außerdem ist mit Flügen von Easyjet ab Berlin nach Düsseldorf (und zurück) zu rechnen.

(RP)
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