München Allianz und Co. übernehmen Tank & Rast

München · Gemeinsam mit der Münchener Rück sowie Investoren aus Abu Dhabi und Kanada zahlt der Versicherer angeblich 3,5 Milliarden Euro.

Im vergangenen Jahr ist die Allianz zur wertvollsten Versicherungsmarke der Welt gekürt worden. Markenwert seinerzeit: etwa 20,4 Milliarden Dollar. Das überrascht nicht, weil der Verbraucher immer dann, wenn er an Allianz denkt, Versicherungsprodukte im Sinn hat. Vielleicht noch die Allianz-Arena als Heimspielstätte des FC Bayern München. Aber sonst? Wer denkt an Windkraft? Oder gar an Autobahn-Raststätten?

Tatsache ist: Auch für den größten der Branche ist das Geschäft mit seinem Stammprodukt in der Niedrigzinsphase schwierig geworden. Und darum sucht die Allianz immer häufiger für die Anlage von Kundengeldern Felder, die mehr Rendite Abwerfen als beispielsweise Staatsappiere mit mickriger Verzinsung. Ein Investment in Autobahn-Raststätten gehört offenbar zu den profitablen Alternativen. Und darum übernimmt die Allianz gemeinsam mit den Branchenkollegen von der Münchener Rück sowie Investoren aus Kanada und Abu Dhabi die Tank & Rast GmbH, die knapp 400 Raststätten in Deutschland betreibt. Das haben die Käufer gestern bestätigt. Annähernd 3,5 Milliarden Euro soll das Konsortium, bei dem die beiden Versicherer durch ihre Kapitalanlagegesellschaften Allianz Capital Partners respektive Meag (Münchener Rück) vertreten sind, angeblich an die Noch-Eigentümer zahlen. Das sind die Deutsche-Bank-Tochter Rreef und die britische Investmentgesellschaft Terra Firma. Eine offizielle Bestätigung für den Kaufpreis gibt es nicht. Neben dem Raststätten-Netz gehören derzeit rund 350 Tankstellen zum Tank & Rast-Portfolio.

Ganz neu ist die Allianz in dem Metier nicht. Bis 2004 war sie im Verbund mit der Lufthansa und der britischen Private-Equity-Gesellschaft Apax schon einmal Tank & Rast-Eigentümerin, ehe Terra Firma das Komando übernahm und später die Deutsche Bank als Mit-Eigentümerin ins Boot holte. Die Allianz und ihre Partner wiederum waren sechs Jahre zuvor für eine Summe von 600 Millionen Euro eingestiegen, als der Bund die damalige "Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen" privatisiert hatte.

Jetzt kehrt die Allianz also zurück. Sie soll im Bieterrennen um Tank & Rast zahlungskräftige Konkurrenz geschlagen haben: ein Konsortium aus den kanadischen Pensionsfonds PSP und OTPP, die Staatsfonds GIC aus Singapur und CIC aus China sowie die australische Macquarie-Gruppe.

Infrastruktur-Projekte gehören zu den Geschäften, in denen die Versicherer zunehmend Rendite suchen. Die Allianz betreibt zu diesem Zweck mittlerweile auch 54 Wind- und sieben Solarparks und hofft auf fünf bis sechs Prozent Rendite - davon kann man bei den traditionellen Geldanlagen nur träumen. Das gilt auch für Einkaufszentren oder Bürokomplexe. Und so werden die Versicherer allmählich zum Gemischtwarenladen.

(RP)
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