Bangalore Amazon sticht sogar Wal-Mart aus

Bangalore · Der Online-Händler hat in Sachen Börsenwert den größten Handelskonzern der Welt hinter sich gelassen. 92 Millionen Dollar Quartalsgewinn haben den Aktienkurs um 18 Prozent steigen lassen.

An der Börse zählt zukunftträchtiges Online-Geschäft mehr als Milliarden-Gewinne. Die Konsequenz: Mit seinen zahlreichen Internet-Aktivitäten hat Amazon den weltgrößten Einzelhändler Wal-Mart beim Markwert überholt. Nach der Vorlage der Quartalszahlen verteuerten sich die Amazon-Aktien im außerbörslichen Handel um mehr als 18 Prozent auf 571 Dollar, weil der Online-Spezialist nicht wie zuletzt oft rote Zahlen schrieb und sich positiv zu den Geschäftsaussichten im Sommer äußerte. Auf diesem Niveau ist der vor 20 Jahren als Buch-Händler gestartete Konzern rund 266 Milliarden Dollar wert, über 30 Milliarden mehr als Wal-Mart. Dabei ist das amerikanische Traditionsunternehmen mit 2,2 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von fast 500 Milliarden Dollar mehr als fünfmal so groß ist wie Amazon und fährt stetig Gewinne in Milliardenhöhe ein.

In allen Amazon-Sparten seien die Erlöse stärker gewachsen als gedacht, sagte Branchenexperte Colin Sebastian von der Vermögensverwaltung Robert W. Baird. Der kleine Quartalgewinn sei das Sahnehäubchen. Anders als Wal-Mart oder die großen europäischen Einzelhändler Carrefour und Metro dominiert Amazon die Online-Welt und mischt in zahlreichen Geschäftsfeldern mit, denen großes Wachstumspotenzial nachgesagt wird. Das kommt an der Börse gut an. Im Oktober kosteten Amazon-Aktien noch 284 Dollar. Seitdem hat sich der Wert also verdoppelt.

Amazon wies für das zweite Quartal einen Überschuss von 92 Millionen Dollar aus. Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte es noch einen Verlust von 126 Millionen Dollar gegeben. Auch dieses Mal waren rote Zahlen erwartet worden. Investoren waren lange skeptisch, ob sich die hohen Investitionen auszahlen. Diese hatten das Unternehmen aus Seattle immer wieder in die Verlustzone gedrückt, denn Umsatz war für Amazon-Chef Jeff Bezos stets wichtiger als Gewinn. Das sehen die Aktionäre jedoch anders, und "es scheint so, dass das Management jetzt versteht, dass Gewinne Verlusten vorzuziehen sind", wie Analyst Michael Pachter vom Wertpapierhändler Wedbush Securities sagte. In puncto Gewinn hat Wal-Mart allerdings deutlich mehr zu bieten. Der Konzern meldete zuletzt ein Quartalsergebnis von 3,3 Milliarden Dollar. Und: Der Amazon-Überschuss ist im Verhältnis zum eigenen Umsatz mickrig: Die Erlöse stiegen im Frühjahr um ein Fünftel auf 23,2 Milliarden Dollar. Das ergibt eine Marge von nur 0,4 Prozent.

Aber das Wachstum ist gewaltig. In Nordamerika legte Amazon um mehr als 25 Prozent zu, im Cloud Computing - der Auslagerung von Speicher- und Rechendienstleistungen ins Internet - sogar um mehr als 81 Prozent. Hier konkurriert Amazon mit Firmen wie SAP, IBM und Microsoft. Die Kundenzuwächse für das zahlungspflichtige Prime-Angebot, das Zugang zu bestimmten Inhalten und bessere Lieferkonditionen garantiert, seien so hoch wie nie gewesen.

Der Konzern steckt Milliarden in Smartphones und Tablets, Videos, Filme und Spiele. Damit will Bezos Apple, Google und dem aufstrebenden Video-Portal Netflix Paroli bieten. Ende August hatte Amazon fast eine Milliarde Dollar für die Videospiele-Plattform Twitch bezahlt. Damit können noch mehr eigene Inhalte angeboten werden, die dann auf dem Streamingdienst Instant Video, dem Kindle-Tablet und der Fire TV Set-Top-Box laufen.

(rtr)
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