Düsseldorf Amerikas Notenbank wird 100 Jahre alt

Düsseldorf · Die Fed gilt als mächtigste geldpolitische Einrichtung der Welt. Gegründet wurde sie auch, um Krisen einzudämmen oder zu verhindern. Aber das gelang längst nicht immer. Die Geschichte ist auch eine von Pannen und Pleiten.

Der Satz "Wenn Amerika hustet, bekommt Europa die Grippe" gehört zu den abgegriffenen volkswirtschaftlichen Weisheiten der amerikanischen Börsenlegende André Kostolany. Dahinter steckt die lange Zeit richtige Einschätzung, dass nichts wichtiger und richtungsweisender für die Weltwirtschaft ist als das, was in den Vereinigten Staaten passiert. Entsprechend bedeutsam ist auch die Notenbank im mächtigsten Land der Welt, "Federal Reserve System" oder kurz "Fed" genannt. Am Montag wird sie 100 Jahre alt.

In dieser einhundertjährigen Geschichte verbergen sich unter anderem die Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, zwei Weltkriege, zahlreiche Rezessionen in den USA sowie in der neueren Zeit auch noch die Finanz-, die Banken- und die Staatsschuldenkrise. Und Amerikas Notenbank, 1913 mit der Absicht gegründet, die Banken zu steuern, die Kreditbeschaffung zu kontrollieren und alle Krisen an den Finanzmärkten zumindest zu entschärfen, hat dabei längst nicht immer eine überzeugende Rolle gespielt.

Noch heute wird dem legendären Alan Greenspan vorgeworfen, er habe in den Jahren vor 2007 die Immobilienblase, die die Finanzkrise auslöste, nicht rechtzeitig erkannt. Außerdem gilt die anhaltende Zinssenkung nach der Rezession 2001 ohnehin als Wegbereiter für die Immobilienkrise. In der Amtsperiode von Greenspans Vorgänger Paul Volcker (1979 bis 1987) lag der Leitzins zwischenzeitlich über 20 Prozent, was die Konjunktur massiv bremste und die Arbeitslosigkeit enorm steigen ließ (aber auch die ausufernde Inflation auf Normalmaß zurückführte). Und Ben Bernanke, der im Februar des kommenden Jahres Platz machen wird für Janet Yellen, steht für eine beispiellose Geldschwemme, mit der die Fed versuchen wollte, die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln.

Dass das Projekt durchgreifend gelungen ist, kann man nicht behaupten. Die Fed hat über viele Monate jeweils 85 Milliarden Dollar in den Kauf von Staatsanleihen gepumpt, aber dass sich mit der Geldschwemme das Wachstum nennenswert erhöht hätte, kann man nicht behaupten. Stattdessen floss ungebremst Kapital in die Aktienmärkte, weil für die Geldschwemme keine andern rentablen Anlagen vorhanden waren. Alle hatten Angst davor, dass eine Rücknahme des Kaufprogramms Panik an den Börsen auslösen könnte. Dass das am Mittwochabend trotz der Verringerung der Anleihenkäufe um monatlich zehn Milliarden Dollar nicht passiert ist, liegt wohl vor allem daran, dass die Fed die Zinsen gleichzeitig nahe Null belässt.

Ein Allheilmittel ist das freilich nicht. Denn die Fed nährt die Gefahr einer neuen Blase, so wie es schon unter Greenspan der Fall war, so wie es vor der großen Depression Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre war, als die Notenbank half, einen Konsumboom zu entfachen, der weitgehend durch Kredite ausgelöst wurde. Damals erhöhte die Notenbank nach dem Börsencrash die Zinsen, trieb Banken in den Kollaps und war Mitauslöser der großen Depression. Die droht jetzt nicht. Und sollte die Fed unter der neuen Chefin Janet Yellen die Geldschwemme maßvoll verringern und die Zinsen in kleinen Schritten erhöhen, wäre auch die Gefahr einer Blase kleiner.

Was die Notenbank tatsächlich tun wird, ist eine andere Frage. Denn was ihr Kritiker unter anderem vorwerfen, ist mangelnde Berechenbarkeit. Sie ließ die Investmentbank Lehman in die Pleite schliddern, was das Weltfinanzsystem erschütterte, war aber maßgeblich an der Rettung des Versicherungskonzerns AIG beteiligt. Derlei Verhalten schürt Verunsicherung an den Finanzmärkten. Bankenkrisen hat sie in ihrer Geschichte noch nicht überzeugend gelöst. Vielleicht wird das unter Janet Yellen anders.

(RP)
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