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Kolumne Kurt Von Storch Angst fressen Rendite auf

Die wirtschaftlichen Probleme Chinas belasten weltweit die Aktienmärkte. Einen Grund zur Panik gibt es jedoch nicht.

Gebannt schauen Investoren derzeit nach China. Das Wirtschaftswachstum dort, so fürchten sie, wird künftig schwächer ausfallen - mit womöglich schwerwiegenden Folgen für die Weltkonjunktur.

Es gibt verschiedene Hinweise, die Chinas Schwäche dokumentieren, etwa die weitgehend vergeblichen Versuche Pekings, den Kursverfall an den chinesischen Festlandbörsen zu stoppen. Oder aber den Preisrutsch an den Rohstoffmärkten, insbesondere bei Öl und den Industriemetallen, der auf eine sinkende Nachfrage aus Fernost schließen lässt. Und nicht zuletzt die überraschende Abwertung des Renminbi durch die People's Bank of China, die Notenbank.

Gute Gründe für Investoren, vorsichtig zu sein - aber rechtfertigen sie auch die zeitweise kräftigen Aktienverluste weltweit, insbesondere den Einbruch am Montag vergangener Woche?

Nein, das tun sie meines Erachtens nicht. Es wäre zu früh, China abzuschreiben; zumal dessen Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt, mittlerweile mehr als 10 000 Milliarden Dollar beträgt, sich also auch relativ geringe Zuwächse positiv auf die Weltkonjunktur auswirken.

Die heftigen Kursbewegungen, die wir an einzelnen Tagen beobachtet haben, wurden von einer Spezies verstärkt, die an den internationalen Kapitalmärkten zunehmend an Bedeutung gewinnt: sogenannte "Risk Parity"-Strategien; Fonds etwa, deren oberstes Ziel es ist, Verluste in schwachen Börsenphasen zu vermeiden und die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Das Problem: Wenn eine wachsende Zahl von Investoren das Gleiche tut - nämlich verkauft - falls bestimmte, von Computern errechnete Kurslimits gerissen werden, wird es eng am Börsenausgang - eine große Zahl an Verkäufern steht dann zu wenigen Käufern gegenüber. Kurse rutschen. Die Verunsicherung anderer Investoren wächst.

Wir sollten deshalb einen Moment innehalten und überlegen, ob sich zuletzt etwas an den grundlegenden Parametern verändert hat - gibt es neue, stichhaltige Argumente, die darauf schließen lassen, dass der Aufwärtstrend am Aktienmarkt zu einem Ende gekommen ist? Oder wird sich der Lärm an den Börsen, der so manchen in diesen Tagen verunsichert, nicht schon bald wieder gelegt haben?

Ich bin fest davon überzeugt, dass Variante zwei die richtige ist. Weltweit werden die Zinsen noch lange niedrig bleiben, auch in den Vereinigten Staaten. Andernfalls wären die gewaltigen Staatsschulden dauerhaft kaum mehr zu bezahlen. Das Wirtschaftswachstum ist, global betrachtet, schlicht zu niedrig, als dass die Industriestaaten aus ihren Schulden "herauswachsen" könnten. In einem solchen Umfeld - niedriges Zinsniveau, moderates Wirtschaftswachstum - sind Aktien erstklassiger Unternehmen am attraktivsten.

So gesehen kann man den jüngsten Kursverlusten etwas Positives abgewinnen, zumindest wenn die eigene Anlagestrategie langfristig ausgelegt ist: Erstklassige Unternehmen sind momentan günstiger zu haben, Bewertungen und Dividendenrenditen wieder attraktiver geworden. Keine schlechte Zeit, um sich die eine oder andere Qualitätsaktie ins Depot zu legen. Nicht alles auf einmal, besser wohl dosiert, denn niemand weiß, ob die Kurse in den kommenden Tagen nicht doch noch mal kräftig ins Schwanken geraten. Falls ja, ist es gewiss nicht schlecht, Reserven zu haben.

Eines ist sicher: Zeit ist der beste Freund der (Qualitäts)-Aktie. Angst dagegen war noch nie ein guter Ratgeber an der Börse. Kursschwankungen sollten wir als das verstehen, was sie sind: Normalität. Auch wenn es manchmal schwerfällt.

DER AUTOR IST GRÜNDER UND VORSTAND DER VERMÖGENSVERWALTUNG FLOSSBACH VON STORCH AG IN KÖLN.

(RP)
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