Frankfurt/M. Anshu Jain – das Bild vom gespaltenen Banker

Frankfurt/M. · Für die einen ist er der Inbegriff von Gier, für die Deutsche-Bank-Mitarbeiter eher uneitel. Am Montag wird er 50.

Salopp mit Rucksack wie ein Student, ein breites Lächeln im Gesicht – so smart tritt Anshu Jain gerne auf. Als einer der beiden Co-Chefs der Deutschen Bank ist der gebürtige Inder mit britischem Pass seit Juni einer der mächtigsten Männer der Finanzszene. Im Grunde war er das schon in den Jahren zuvor: Am Kapitalmarkt verdiente er Milliarden für die Bank und kassierte mehr als sein damaliger Chef Josef Ackermann. Am Montag wird Jain 50 Jahre alt. Gefeiert wird nach Angaben der Bank privat mit Familie und Freunden.

Als der "Geldmacher" und langjährige Kronprinz im Frühsommer auf den Chefsessel des Dax-Konzerns rückte, war der öffentliche Aufschrei groß: Ausgerechnet ein Investmentbanker Londoner Prägung, der nicht einmal deutsch spricht, sollte Deutschlands größtes Geldhaus führen? Doch scheint die Angst nicht ganz berechtigt. Jain und sein Partner Jürgen Fitschen lassen seit ihrem Amtsantritt öffentlich keinen Zweifel daran, dass sie an einem Strang ziehen. Erklärtes Ziel der Top-Manager: die Deutsche Bank wieder näher an die Menschen heranführen und das ramponierte Image der Branche aufpolieren. "Kulturwandel" nennt das Führungsduo dieses Unterfangen. Auch Jain musste sich eingestehen, dass daran kein Weg vorbeiführt: "Wenn Sie in diesen Tagen auf eine Party gehen und sagen, dass Sie Banker sind, wird es ganz still." Nicht immer will Jain ins Rampenlicht. Zur Anhörung des Bundestags-Finanzausschusses zu den Manipulationen des Libor-Zinssatzes erschien er nicht, die Bank schickte den für Rechtsfragen zuständigen Vorstand Stephan Leithner. Dafür musste Jain sich öffentliche Kritik von Vorgänger Ackermann gefallen lassen.

Viele Rechtsprobleme des Konzerns haben ihre Wurzeln im Investmentbanking, das Jain seit Jahren verantwortet. 1963 geboren im indischen Jaipur, studierte der Manager Wirtschaft in Delhi und in den USA. Seine Karriere begann er bei einer kleinen Investmentbank in New York. 1988 wechselte Jain zu Merrill Lynch und kümmerte sich um Hedgefonds. 1995 kam er zur Deutschen Bank nach London und machte diese mit seinem im Jahr 2000 tödlich verunglückten Förderer Edson Mitchell zu einer der führenden Investmentbanken weltweit.

Deutsche-Bank-Mitarbeiter beschreiben ihren Chef als zurückhaltend und unprätentiös. Jain ist verheiratet und hat zwei Kinder.

(dpa)
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