Berlin Paukenschlag im AOK-Bundesverband

Berlin · AOK-Chef Jürgen Graalmann und sein Stellvertreter Uwe Deh sind nach einem Machtkampf im Verband ihre Jobs los.

Das AOK-System mit seinen elf regionalen Kassen und 24,4 Millionen Versicherten steckt in einer tiefen Krise. Während einer Vorstandsklausur, die seit Mittwoch tagt, kam es gestern zum Paukenschlag: Der bisherige Chef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, und sein Stellvertreter Uwe Deh müssen ihre Stühle räumen. Offiziell teilte der Verband mit, die Vorstände würden "aufgrund divergierender Auffassungen zur künftigen Aufstellung, Ausrichtung und Weiterentwicklung des Verbandes ihre Tätigkeit als geschäftsführende Vorstände beenden".

Nach Informationen unserer Zeitung tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen dem AOK-Bundesverband und den regionalen Kassen, insbesondere der AOK Baden-Württemberg. Zudem lagen der bisherige AOK-Verbandschef Graalman und sein Stellvertreter Deh seit längerem auch miteinander über die Ausrichtung des Verbandes im Clinch.

Der dynamische und eloquente Graalmann, der sich bestens auf dem Berliner Parkett zu bewegen weiß, zielte seit seinem Amtsantritt 2011 darauf, dem Bundesverband eine hohe Präsenz intern im AOK-System wie auch in der Kommunikation nach außen zu geben. In seiner Zeit an der Spitze des AOK-Verbandes ist ihm ein Image-Wandel der AOK hin zu einem modernen Gesundheits-Service-Unternehmen gelungen. In der Öffentlichkeit positionierte er sich gerne deutlich und wurde zum Gesicht der AOK.

Seine Gegner wollten den Verband hingegen auf politische Lobby-Arbeit in Berlin reduzieren und die Eigenständigkeit der regionalen Kassen stärker betonen. Damit wäre Graalmann zu einem Sprachrohr ohne echten eigenen Einfluss geworden.

In der Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter Deh gab es erhebliche Dissonanzen. So hatte Graalmann dem Verwaltungsrat bereits in einem Schreiben mitgeteilt, dass die gemeinsame Führung an Grenzen stoße.

Wie es für den AOK-Bundesverband weitergeht, ist noch offen. Für die Wahl eines neuen Vorstands gibt es bislang keinen Termin. Als Interims-Chefs wurden bei der Sitzung in Potsdam Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest) und Frank Michalak (Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost) bestimmt.

(RP)
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