Cupertino Apple: 2,2 Milliarden Euro für Beats-Kopfhörer

Cupertino · Der iPhone-Konzern hat es auf die Kultmarke und dessen Musik-Streaming-Dienst abgesehen.

Cupertino: Apple: 2,2 Milliarden Euro für Beats-Kopfhörer
Foto: Florian Schuh

Rapper gelten nicht als besonders verschwiegen. Wer also eine Botschaft publikumswirksam platzieren will, kann sie getrost einem Star aus der Hip-Hop-Szene anvertrauen. Rapper und Produzent Dr. Dre hält auch nicht so viel von Verschwiegenheit, und deshalb plauderte er in einem auf Facebook veröffentlichten und inzwischen wieder gelöschten Video gestern aus: "Ich bin der erste Milliardär im Hip-Hop-Geschäft." Das wiederum werten viele Branchenkenner als Bestätigung für einen Milliarden-Deal, der sich gerade anbahnt: Der iPhone-Konzern Apple bietet einem Bericht der "Financial Times" zufolge 3,2 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro) für Dr. Dres Kopfhörer-Firma Beats Electronics. Eine Bestätigung gab es dafür bis zum Abend nicht. Verschiedene Dienste berichteten allerdings, eine Einigung stehe in der kommenden Woche bevor.

Für Apple wäre es die größte Übernahme der Firmengeschichte. Obwohl der Konzern auf einem riesigen Berg Geld sitzt, gab er bisher nur kleinere Beträge für Übernahmen aus - anders als die Konkurrenten wie Facebook oder Google. Die Beats-Kopfhörer passen auch nur bedingt ins Produkt-Portfolio, Apple hat bereits eigene hochwertige im Gesamtpaket. Zwar sind die Beats-Kopfhörer mit dem knallbunten Design, dem markanten "b" auf der Seite und dem basslastigen Sound seit ihrem Markteintritt 2008 immer populärer geworden und haben deutschen Qualitätsherstellern wie Sennheiser oder AKG gewaltige Marktanteile abgegraben. Allerdings findet Apple sicher nicht nur deshalb Gefallen an dem Unternehmen, weil die Kopfhörer neben Louis-Vuitton-Täschchen zur Standard-Ausrüstung von Sportprofis aus allen Bereichen gehören.

Vielmehr dürfte der hauseigene Musik-Streaming-Dienst "Beats Music" das Interesse des iPhone-Konzerns geweckt haben. Dabei zahlen Nutzer eine monatliche Grundgebühr und können dafür Millionen Songs anhören. Beats startete diesen Dienst in den USA erst Ende Januar, Marktführer ist das Portal "Spotify". Dass Apple nun für sehr viel Geld in diesem Segment hinzukauft, zeigt, wie groß die Furcht davor ist, mit dem hauseigenen iTunes-Store abgehängt zu werden. Mit dem digitalen Plattenladen hatte Apple einst das Musikgeschäft revolutioniert, 800 Millionen Menschen sind Kunden. Das größte Wachstum in der Musik-Branche verzeichnen aber derzeit die Streamingdienste - 2013 erkannte der Weltverband der Phonoindustrie ein Wachstum der Abodienste von 51 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. Bevor Streaming Umsätze abgräbt, macht Apple lieber gleich selbst mit. Und ist dafür spendabel wie nie zuvor. Der geplante Deal folgt also einer zentralen Lehre des digitalen Business: Wer sein Geschäftsmodell nicht selbst kannibalisiert, der wird kannibalisiert.

(RP)
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