Düsseldorf Apple ist die wertvollste Marke der Welt

Düsseldorf · Die Internet-Konzerne beherrschen das neueste Ranking der Agentur Interbrand. Und auch diejenigen, die am meisten zugelegt haben, kommen vorwiegend aus dieser Branche. Bei den deutschen Mitgliedern dominieren die Autobauer.

Wer sich heutzutage mit modernen Medien auseinandersetzt, der denkt an Smartphones, an soziale Netzwerke, an Einkaufen im Internet und tausend andere Dienste, die das weltumspannende Datennetz den Menschen liefert. Insofern kann es nicht verwundern, dass das Marken-Ranking der Agentur Interbrand seit Jahren von den großen Technologiekonzernen dominiert wird. Die neueste Ausgabe betont das noch stärker, denn vier der fünf größten Aufsteiger kommen aus der High-Tech-Welt.

Dazu gehört Apple, das im Marken-Ranking so etwas wie eine Revolution ausgelöst hat, weil es die 13 Jahre dauernde Vorherrschaft von Coca-Cola beendet hat. Der Getränkekonzern musste nicht nur Apple passieren lassen, sondern auch dessen Dauerrivalen Google. Und er sieht sich in IBM und Microsoft schon den nächsten Jägern aus der Computer-/Software-Branche gegenüber.

Viel auffälliger als der Wechsel auf Platz eins ist indes der Aufstieg zweier anderer Unternehmen: Das soziale Netzwerk Facebook ist mit einer Wertsteigerung von 43 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar vom 69. auf den 52. Platz geklettert. Das Unternehmen hat seit dem freilich missglückten Börsenstart im vergangenen Jahr ein Viertel an neuen Nutzern dazugewonnen – ungeachtet der Befürchtungen, der Facebook-Freundeskreis könne schon an Überalterung leiden, und die wirklich Jungen seien längst zur Konkurrenz übergelaufen. Dank der Übernahme des Internet-Fotodienstes Instagram, so heißt es bei Interbrand, "ist weiteres Wachstum mehr als wahrscheinlich". Google (Wertanstieg um 34 Prozent) hat dank neuer Dienste, dank der Internet-Brille und der Idee vom selbstfahrenden Auto das zweithöchste prozentuale Plus im Interbrand-Ranking zu verzeichnen. Was den Betrachter lehrt, dass derjenige seinen Wert am meisten steigert, der entsprechende Innovations- und Vermarktungskraft entwickelt.

Nicht weit hinter Google folgt der Exot in der Aufsteiger-Liste – und der kommt aus einer klassischen Branche: Der Modekonzern Prada, der vor allem mit Handtaschen und Schuhen seinen Weltruf begründete, wird bei Interbrand unter anderem dafür gelobt, dass es gelungen sei, "das italienische Erbe zu bewahren". Pradas Zukunft liegt indes längst mehr in der neuen als in der alten Welt. Das Unternehmen hat China als Markt der Zukunft entdeckt, Hongkong als zweiten Firmensitz etabliert. Die Gewinne stiegen zuletzt auch wegen des Wachstums im Fernen Osten deutlich, der Aktienkurs von Prada explodierte. Das Ergebnis bei Interbrand: 30 Prozent Wertzuwachs und Platz drei in der Aufsteiger-Hitparade von Interbrand. In den Top 100 liegt Prada auf Rang 72.

Hinter den Modezaren aus Mailand sind Apple und der Internet-Händler Amazon (plus 27 Prozent, Platz 19 insgesamt) die stärksten Wertsteigerer. Und doch ist New Economy und alles, was man darunter subsummieren darf, kein Erfolgsgarant. Nokia, der Absteiger unter den Handy-Konzernen, dessen Markenwert um zwei Drittel schrumpfte, wird nicht mehr unter den Top 50 geführt, von Blackberry ist in der Interbrand-Hitparade gar nicht mehr die Rede. Wer in dieser Branche die Zukunftstrends verpasst, der ist eben ganz schnell weg vom Fenster. Umgekehrt haben die anderen alles revolutioniert. "Marken wie Apple, Google und Samsung verändern unser Verhalten: wie wir einkaufen, wie wir miteinander kommunizieren, sogar ob wir miteinander reden", sagte Interbrand-Chef Jez Frampton der "New York Times", "sie haben buchstäblich verändert, wie wir leben."

Und Deutschland? Wie immer, wenn von deutschen Marken die Rede ist, stehen die großen Autokonzerne im Mittelpunkt. Fünf der neun deutschen Vertreter in den Top 100 kommen aus der Automobilbranche – das Phänomen hat Tradition. Die Finanzbranche kommt dagegen fast ausschließlich international daher. Einziger deutscher Vertreter in dem Gewerbe ist die Allianz, die über allen Branchen hinweg in Deutschland allerdings auch so überlegen ist, dass der Name ausreichend Strahlkraft hat. Beinahe überraschend kommt der Wertanstieg beim Elektrokonzern Siemens nach all den Problemen der Vergangenheit (Korruptionsaffären, Pannen bei Zuglieferungen, Wechsel an der Vorstandsspitze).

(RP)
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