Zahlen präsentiert Apples Schicksal hängt am iPhone

Düsseldorf · Der Dauerbrenner bringt dem Konzern weiter Milliarden-Gewinne. Für die nächste Generation, die im Herbst erscheinen soll, lässt Apple eine Rekord-Stückzahl produzieren. Doch andere Neuheiten fehlen.

Ein Blick auf das neue Mac OS X Yosemite von Apple
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Ein Blick auf das neue Mac OS X Yosemite von Apple

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Es ist bald acht Jahre her, dass Apple die bisher wohl wichtigste Erfindung des 21. Jahrhunderts der Menschheit präsentierte. Das iPhone ist die technische Revolution auf dem Mobilfunkmarkt schlechthin und liefert dem kalifornischen Konzern nach wie vor zuverlässig gigantische Gewinne.

Im gerade abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres verbuchte Apple einen Nettoerlös von insgesamt 7,7 Milliarden US-Dollar (5,7 Milliarden Euro). Das waren satte 13,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013. Der Zuwachs ist aber fast ganz auf die überraschend gestiegenen iPhone-Verkäufe zurückzuführen. Im jüngsten Quartal verbesserten sich die Verkäufe des Telefons um 13 Prozent auf 35,2 Millionen Geräte. Das sorgte für einen auf 37,4 Milliarden US-Dollar (27,8 Milliarden Euro) gestiegenen Umsatz im traditionell eher schwächsten Quartal des Geschäftsjahres.

Das Problem für Apple: Das zweite wichtige Produkt aus Cupertino, das iPad, schwächelt. Die Verkäufe des Tablet-Computers mit dem Apfel-Logo gingen im Jahresvergleich um neun Prozent auf 13,2 Millionen zurück. Auch der MP3-Player iPod wurde weniger verkauft, einzig die Zahl der verkauften Macs sorgte neben dem Verkaufsschlager iPhone für Umsatzzuwächse. "Das ist nichts, weswegen wir uns Sorgen machen", sagte Apple-Chef Tim Cook zum zuletzt geschrumpften Tablet-Markt. "Wir glauben, dass die Kategorie erst am Anfang steht." Durch die jüngst beschlossene Kooperation mit IBM will Apple mehr mobile Geräte in Unternehmen bringen, das werde ein Katalysator für Wachstum sein, sagte Cook. Der Nachfolger des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs versuchte bei der Präsentation der Zahlen Bedenken zu zerstreuen, dem einst so innovativen Konzern fehle es an Ideen. "Wir haben eine unglaubliche Produktpipeline", sagte Cook.

Darin steckt aber in erster Linie: wieder ein iPhone. Und zwar das Modell, das die Ziffer "6" im Namen tragen soll und den so verkaufsstarken Platzhalter iPhone 5 wahrscheinlich im Herbst ablösen soll. Auch davon erwartet Apple nichts weniger als einen Verkaufsboom, der Konzern hat einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge bei seinen Produzenten für die erste Verkaufscharge 70 bis 80 Millionen Geräte bestellt. Beim Vorgängermodell waren es noch 50 bis 60 Millionen gewesen. Ein Zuwachs also um 20 Millionen Telefone. Das Gerät soll einen 4,7 Zoll und in der Premium-Variante einen 5,5 Zoll großen Bildschirm haben und damit vor allem Kunden vom großen Rivalen Samsung anlocken. Das größere Modell gehört dann schon in die Kategorie "Phablet". Experten erwarten einen schnelleren Prozessor und verbesserte Hardware, zu Details gibt es wie zum Veröffentlichungstermin allerdings bisher nur Gerüchte. Wahrscheinlich ist ein Verkaufsstart erst nach September, darauf deutet der für dieses Quartal erwartete Umsatz von 37 bis 40 Milliarden Dollar hin. Für den Marktstart eines neuen iPhones wäre das relativ dürftig.

Doch abseits seines neuen iPhones glänzt Apple seit Jahren nicht mit Innovationen. Erfindungen, die die gesamte Branche verändern, fehlen. Die letzte war das iPad, das vor vier Jahren auf den Markt kam. Bei neuen Erfindungen gibt die Konkurrenz mittlerweile das Tempo vor: Während die Konkurrenten Samsung, Sony und LG bereits Smartwatches in allerlei Variationen verkaufen, tüftelt Apple noch an seiner mit Spannung erwarteten iWatch. Gestern tauchte ein Patent Apples für eine Uhr namens "iTime" auf. Die dürfte zwar bald vorgestellt werden, doch diesmal ist Apple Nachzügler. Auf der Entwicklerkonferenz in San Francisco konzentrierte sich Cook zuletzt auf die Vorstellung neuer Software wie das Betriebssystem iOS 8 oder Dienstleistungen im Gesundheitsgeschäft mit dem "Health Kit". Was Cook präsentierte, war ein kluges Kundenbindungsprogramm, aber keine Sensation.

Das kompensierte Apple zuletzt mit Zukäufen. Der Konzern übernahm für 2,2 Milliarden Euro den Kopfhörer-Hersteller Beats, auch wegen dessen Musik-Streaming-Dienst. Dazu habe Apple in den vergangenen drei Quartalen weitere 29 Unternehmen gekauft. Welche, blieb auch gestern geheim. Genug Geld hat der Konzern: Die Geldreserven stiegen auf 164,5 Milliarden Dollar - dem iPhone sei dank.

(RP)
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