Düsseldorf Arag streitet mit VW-Kundenanwälten

Düsseldorf · Der Rechtsschutzversicherer hält direkte Schadenersatzklagen für aussichtslos.

"Dieselgate", die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei VW, ist nicht nur ein Thema für den Autobauer und seine Kunden, sondern auch für Anwälte und Rechtsschutzversicherer. Vor allem in Deutschland melden immer mehr Fahrer ihre Ansprüche gegen das Unternehmen an. Der Düsseldorfer Rechtsschutzversicherer Arag hat derzeit rund 850 Anfragen von Kunden aus Deutschland vorliegen, die den Konzern entweder wegen der Manipulationen oder wegen des abgestürzten Aktienkurses belangen wollen.

Grundsätzlich seien die Rechtsschutzversicherer leistungspflichtig und übernähmen die Kosten für die anwaltliche Beratung und die weitere Rechtsverfolgung, sagte Arag-Chef Paul Otto Faßbender. Aber: Es gebe auch zunehmend Anfragen zu Fällen, in denen Kunden direkt Schadenersatz oder einen Neuwagen forderten. Diese Anfrage lehne die Arag ab, weil jeder VW-Händler erst einmal Anspruch darauf habe, den Schaden zu beheben, so Faßbender.

Konsequenz: Der Versuch, sich ein neues Auto zu erstreiten, könnte vorerst ins Leere laufen. In solchen Fällen können Rechtsschutzversicherer die Kostenübernahme ablehnen. Faßbender kritiserte "einzelne Anwaltskanzleien", die bei rechtsschutzversicherten Mandaten damit würben, dass sie direkten Schadenersatz erreichen könnten. Solche Prozesse seien "mit einiger Wahrscheinlichkeit" aussichtslos.

Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr hat die Arag nach vorläufigen Zahlen die Beitragseinnahmen um 3,4 Prozent auf mehr als 1,6 Milliarden Euro gesteigert. Selbst in Deutschland, wo die Prämieneinnahmen lange Zeit sanken, meldet das Unternehmen ein Plus von 2,3 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Das ist zum Teil Beitragssteigerungen geschuldet, aber gleichzeitig ist der Kundenbestand um zwei Prozent gewachsen. Wachstumsträger bleibt aber das Ausland mit einem Gesamtanteil von mehr als 60 Prozent an den Einnahmen. Beim versicherungstechnischen Ergebnis wird der Konzern die 60,6 Millionen Euro des Vorjahres zwar wahrscheinlich übertreffen. Aber wegen der schwächeren Finanzmärkte dürfte der Vorsteuergewinn vermutlich drastisch zurückgehen - und zwar um mehr als ein Drittel auf rund 55 Millionen Euro.

(RP)
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