Berlin Arbeitgeber fürchten den Wegfall der Minijobs

Berlin · Nach der Einführung des Mindestlohns am 1. Januar 2015 könnten zahlreiche Mini-Jobs verlorengehen. Davor warnen Arbeitgeber. Derzeit sind etwa 7,4 Millionen Arbeitnehmer in solchen Jobs geringfügig beschäftigt. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hält die Folgen des Mindestlohns von 8,50 Euro für Mini-Jobber für "kaum abzuschätzen". "Es ist möglich, dass die Zahl der Mini-Jobs sinkt, weil die Unternehmer den Betriebsfrieden schützen wollen", sagt Geschäftsführerin Sandra Warden. Sie kritisiert, dass Mini-Jobber 8,50 Euro netto erhalten, während er für regulär Beschäftigte brutto gilt.

Der gesetzliche Mindestlohn gilt ab kommendem Jahr auch für die gering Beschäftigten in Mini-Jobs, von denen allein 800 000 in Hotels und Gaststätten arbeiten. 61 Prozent der Mini-Jobber sind Frauen. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände befürchtet "negative Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt", vor allem auch für Mini-Jobber. "Das geht gerade zulasten solcher Beschäftigungssuchenden, die ohnehin zu den Schwächsten am Arbeitsmarkt gehören", sagt Roland Wolf, Abteilungsleiter Arbeits- und Tarifrecht bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Für solche Arbeitnehmer habe sich Teilzeitarbeit oft als Möglichkeit erwiesen, eine feste Arbeit zu finden. Auch durch neue "Aufzeichnungspflichten" würde "das eigentlich unbürokratische Instrument Minijob" gefährdet, kritisiert Wolf weiter. Für die Unternehmer steigen künftig die Kosten für Mini-Jobber. Bei einem Einkommen von 8,50 Euro dürfen Mini-Jobber rund 53 Stunden im Monat arbeiten. Wenn sie mehr arbeiten, wird ihr Job sozialversicherungspflichtig. Dehoga-Geschäftsführerin Warden hält es für ungerecht, "wenn die Festangestellten netto weniger verdienen als die Aushilfen". Für 8,50 Euro pro Stunde im Mini-Job müsste ein regulär Beschäftigter rund 17 Euro brutto verdienen, rechnet das Institut der Deutschen Wirtschaft vor. SPD-Sozialpolitikerin Kerstin Griese weist die Kritik zurück: "Der Mindestlohn ist keine Kampfansage an Mini-Jobs." Diese würden weiterhin staatlich subventioniert, weil nur geringe Sozialabgaben anfallen.

(rl)
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