Essen Arbeitsplatzgarantie bei RWE unsicher

Essen · Die mehr als 40 000 deutschen Beschäftigten beim Energiekonzern RWE müssen weiter um eine neue Jobgarantie bangen. Verhandlungen der Geschäftsführung mit der Gewerkschaft Verdi dazu wurden gestern Nachmittag ergebnislos vertagt. "Wir sind von einer Einigung noch weit entfernt, sie ist aber prinzipiell möglich", sagte Verdi-Sprecher Jan Jurczyk. Das zunächst befürchtete Scheitern der Verhandlungen sei nicht eingetreten. Die Arbeitnehmer warteten nun auf ein konkretes Angebot der RWE-Spitze und weitere Verhandlungstermine, sagte der Verdi-Sprecher.

"Es wird weitere Gespräche geben", bestätigte ein RWE-Sprecher.

Der Energiekonzern baut spürbar Personal ab. 8000 der 72 000 Stellen sollen bei RWE sowieso sozialverträglich wegfallen – etwa die Hälfte davon durch Ausgliederung und den Verkauf von Firmenteilen. Darüber hinaus stünden möglicherweise weitere 2000 Jobs zusätzlich zur Disposition, war vor kurzem bekanntgeworden. Die bisherige Beschäftigungssicherung läuft Ende 2012 aus, Verdi sorgt sich sogar um bis zu 5000 Arbeitsplätze.

Die von Verdi geforderte Verlängerung um zehn Jahre lehnt die Unternehmensführung ab, hieß es gestern aus Firmenkreisen. Der Umbau des gesamten Energiesystems in Deutschland und die damit behafteten Unsicherheiten ließen solche lang laufenden Zusagen nicht mehr zu, hieß es zur Begründung. Tatsächlich sind Gewinne und Aktienkurse der Stromkonzerne auch wegen des begonnenen Ausstieges aus der Kernenergie regelrecht abgestürzt.

Verdi hatte vor zwei Wochen von einem neuen Konfrontationskurs der Unternehmensführung von RWE gesprochen und dem neuen Konzernchef Peter Terium vorgeworfen, sich nicht an sein Versprechen zu halten, die Beschäftigten beim Konzernumbau mitzunehmen. Wenn für Mitarbeiter von ausgegliederten Unternehmensteilen beziehungsweise von Beschäftigten aus Aufgabenbereichen, die ins Ausland verlagert werden, künftig nicht mehr der gleiche Tarifvertrag gelte wie für die Kernmitarbeiter, sei das ein "Kulturbruch" bei RWE.

Terium hatte dagegen intern angekündigt, eine Reihe an Arbeitsplätzen nur noch "gemäß dem Markt" zu bezahlen. Außerdem will er interne Versetzungen deutlich erleichtern, um den Konzern flexibler zu machen.

Terium will unter anderem in der Verwaltung sparen. "Auch bei RWE stehen harte Entscheidungen an. Wir werden mittel- bis langfristig das Geschäft mit weniger Personal betreiben können und müssen", hatte der Manager gesagt. Bei der Präsentation der RWE-Halbjahreszahlen am 14. August wird er wohl neue Details zum Sparkurs nennen.

(RP)
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