Arbeitswelt Immer mehr Arbeitnehmer müssen abends arbeiten

Wiesbaden · Mittlerweile arbeitet jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland regelmäßig abends von 18 bis 23 Uhr. Vor mehr als 20 Jahren, 1992, war der Anteil noch deutlich geringer, er lag bei nur knapp 15 Prozent aller Arbeitnehmer.

Das berichtet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag in seinem Bericht zur Qualität der Arbeit. Die Nachtarbeit von 23 Uhr bis 6 Uhr morgens stieg im gleichen Zeitraum nur gering von rund sieben auf 8,6 Prozent.

Selbstständige arbeiten den Angaben der Statistiker zufolge häufiger abends als angestellte Arbeitnehmer - es sind 36,6 Prozent im Vergleich zu 24,4 Prozent bei Arbeitnehmern. Überhaupt hat jeder zweite Selbstständige eine überlange und damit ungesunde Arbeitszeit: 53 Prozent gaben im Jahr 2014 an, sie arbeiteten regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche. Unter den Arbeitnehmern betrug dieser Anteil laut Statistik lediglich 7,0 Prozent.

Gewerkschaftskongress tagt zur Digitalisierung der Arbeitswelt

Derweil sagen Deutschlands Arbeitgeber eine fortschreitende, umfassende Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeit in Deutschland voraus. Wie der Wandel so gestaltet werden kann, dass die Rechte der Arbeitnehmer nicht unter die Räder kommen, ist das Thema eines großen Gewerkschaftskongresses an diesem Dienstag in Berlin.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Für die Zukunft gilt: Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden." Nahezu alle Bereiche der Wirtschaft würden von der fortschreitenden Digitalisierung beeinflusst.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) widmet sich nun auf einem "Digitalisierungskongress" in Berlin der Frage, wie angesichts dieses Wandels die Interessen der Arbeitnehmer gewahrt werden können. Reden will dabei auch Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Unter dem Motto "Arbeiten 4.0" versucht Nahles derzeit, die Debatte über die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt durch digitale Technologien voranzutreiben.

So spricht sich Nahles seit längerem dafür aus, die Chancen der Veränderungen zu fördern - etwa wenn Arbeitnehmer bei der Arbeit wegen des Einsatzes Notebooks, Smartphones und Co. nicht ständig im Büro präsent seien müssen. Aus ihrer Sicht bietet das vor allem Frauen mehr Karrierechancen.

Dem DGB geht es zentral auch darum, dass Arbeitnehmer nicht durch digitale Technik verstärkt kontrolliert und überwacht werden. Die Gewerkschafter treibt auch die Sorge um, dass Arbeitsplätze in großem Stil durch Roboter ersetzt werden könnten.

Kramer betonte: "Die Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeit bieten große Chancen für die gesamte deutsche Wirtschaft." Entscheidend sei die Sicherung der notwendigen Fachkräfte, besonders in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Kramer rief dazu auf, dass Digitalkompetenz in der gesamten Gesellschaft als Schlüsselqualifikation begriffen werde. "Ansonsten findet der große Digitalisierungssprung anderswo in der Welt statt."

(AFP/dpa)
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